MONTAGSFRAGE #42: Buch mit Notiz?

Tja, zu dieser Frage werden die Antworten der Bücherfreunde in der Community sicherlich sehr konträr ausfallen. Für die einen kommt es einem Sakrileg gleich, den Stift anzusetzen, um die Seiten eines Buches zu beschriften. Die anderen tun dies mit Freude, um eigene Gedanken zum Gelesenen festzuhalten und sich und der Nachwelt zu erhalten.

Und wie stehe ich dazu? Ich würde mich tendenziell eher zur erstgenannten Kategorie zählen. Meine Bücher sind mir heilig! Da gibt es keine Eselsohren, Knicke im Schutzumschlag oder schiefgelesene Buchrücken – und natürlich auch keine Randnotizen. Dafür sind sie mir zu sehr lieb & teuer (in Emotionen und Euronen gemessen). Zudem mache ich mir beim Lesen nie solche tiefschürfenden Gedanken, die es wert wären, festgehalten zu werden. Vielleicht lese ich aber auch nur die falschen Bücher, oder ich lese zwar die richtigen Bücher, aber in meinem Kopf…(?): Darüber sollte ich mal nachdenken! (Grübel!)

Aber auch bei mir bestätigt die vielzitierte Ausnahme die Regel: Zur Vorbereitung auf eine Lesung greife auch ich zum weichen (!) Bleistift, um mir am Rand eines Textes Notizen zu machen. Dabei gleicht dieser Text eher dem Textbuch eines Schauspielers: Im Laufe der Jahre als Vor-Leser habe ich für mich ganz individuelle Abkürzungen und Zeichen entwickelt, um so während des Vortrags blitzschnell zu erkennen, was gemeint ist. Da wird der Stimmungswechsel ebenso notiert, wie ein theatralisches Seufzen. Für die wohlüberlegte Pause findet sich ebenso ein Zeichen, wie für kleine Regieanweisungen (Gestik, Mimik). Evtl. stelle ich auch einzelne Sätze leicht um, da sie dann natürlicher und somit flüssiger über meine Lippen kommen.

So feile ich recht detailliert an der Betonung und am Ausdruck meines Vortrages. Und dazu brauche ich die hilfreichen Zeichen am Textrand, die ich dort mit einem weichen (!) Bleistift hinterlasse mit der Option, sie rückstandsfrei unter Zuhilfenahme eines Radiergummis wieder entfernen zu können. (Was bisher noch nie passiert ist: Es könnte ja sein, dass ich diesen Text irgendwann irgendwo nochmals vortragen werde!)

…und zu welcher Kategorie würdet Ihr Euch zählen: „Ästhet der jungfräulichen Seiten“ oder „Bleistift-Anarchist“???


Antonia Leise von „Lauter & Leise“ hat dankenswerterweise DIE MONTAGSFRAGE: Buch-Blogger Vorstellungsrunde wiederbelebt und stellt an jedem Montag eine Frage, die Interessierte beantworten können und zum Vernetzen, Austauschen und Herumstöbern anregen soll! Ich bin gerne dabei!!!

In meinem MONTAGSFRAGE-Archiv findet Ihr Fragen & Antworten der vergangenen Wochen.

11 Kommentare zu „MONTAGSFRAGE #42: Buch mit Notiz?

      1. Ausnahmefälle mit einem weichen (!) Bleistift sind natürlich erlaubt, meine Ausführungen waren eher genereller Natur, auch an Leute gerichtet, die das in jedem Buch und mit Kugelschreiber anstelle eines weichen (!) Bleistifts tun. 🙂

        Gefällt 1 Person

  1. Hey Andreas,

    das finde ich spannend, ich habe noch nie darüber nachgedacht, dass man sich auf das Vorlesen mit dieser „Kurzschrift“ vorbereiten könnte! Toller Einblick!
    Grundsätzlich bin ich da weniger streng als vermutlich die meisten Leser_innen. Ich selbst arbeite zwar mit einem Notizbuch, weil ich meine Gedanken ohnehin erst NACH einer Lektüre notiere, aber für wen Randnotizen funktionieren – bitte. 🙂

    Montagsfrage auf dem wortmagieblog
    Viele liebe Grüße,
    Elli

    Gefällt 1 Person

    1. Ja, diese „Technik“ habe ich mir irgendwann angeeignet: Sie hilft mir ungemein, und ich bin beim Vortrag entspannter.

      Ich stimme Dir zu: Jeder kann mit seinen Büchern umgehen, wie er mag. Schließlich hat auch jeder sein persönliches Lese-Ritual, und wenn das Markieren im Text dazu gehört – Bitteschön!

      Gruß
      Andreas

      Like

  2. Hallo Andreas,

    die geht es wie mir. Ich bringe es auch nicht fertig in meine Bücher zu schreiben. Am besten ist es, wenn sie nach dem Lesen so aussehen, wie gerade in der Buchhandlung aus dem Regal genommen. Viele meiner Bücher sind auch signierte Erstausgaben oder limitierte Ausgaben, die ich irgendwann vielleicht mal wieder verkaufe. Da machen sich Notizen im Buch nicht so gut. Eher noch ein Post-It, das man rückstandsfrei wieder entfernen kann.

    Viele Grüße
    Jay

    Like

    1. „Dank“ Spam-Ordner habe ich Deinen Kommentar leider erst heute entdeckt: Entschuldige bitte!

      Ich bin da auch so mackig! Bei mir sehen die Bücher auch immer ladenneu aus. Im Gegenteil zu meinem Mann: Bei ihm haben sogar dicke Harcover-Schinken einen schiefgelesenen Buchrücken. Zum Glück haben wir bzgl. Romane einen unterschiedlichen Geschmack und somit jeder seine eigenen Bücher, sonst würde der Haussegen bei uns häufig schief hängen! 😂

      Gruß
      Andreas

      Like

  3. Hallo Andreas,
    meine Freundin nennt mich inzwischen „Post-It-Queen“, weil ich so doch schon viele Stellen im Buch markiere, die mir wichtige sind. Nach verfassen der Rezension werden die Markierungen wieder entfernt. Ins Buch schreiben? Niemals.

    Liebe Grüße
    Tina

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar