MONTAGSFRAGE #85: Bücher gegen Rassismus?

Irgendwie habe ich schon befürchtet, dass dieses Thema auch auf die Montagsfrage treffen wird. Und bitte versteht mich nicht falsch mit dieser Aussage: Dieses Thema ist so immens wichtig, dass ich fürchte, ihm nicht gerecht zu werden. Denn überall dort, wo die eine Gruppierung eine andere Gruppierung unterdrückt, kann und muss von Rassismus gesprochen werden. Wenn Männer Frauen unterdrücken, Homosexuelle immer noch nicht dieselben Rechte wie Heterosexuelle genießen und Menschen aufgrund ihres Glaubens verfolgt und getötet werden – auch dies sind Formen von Rassismus. Die Dimensionen dieses Themas scheinen unendlich…!

Ich blicke über den großen Teich und bin so erschüttert und zutiefst betroffen, dass mir die Worte fehlen. Nein, gänzlich fehlen mir die Worte nicht: Ich blicke auf die USA und frage mich, warum dieses Land über Jahrzehnte als das „Non-Plus-Ultra“ betrachtet wurde, als das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wo der Tellerwäscher zum Milliardär aufsteigen kann. Zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort zu sein, könnte dort mein Leben in einem Maße gefährden, das hier bei uns unvorstellbar wäre: Einmal zu viel gehustet in dunkler Nacht und irgendein Anwohner meint, sein Eigentum verteidigen zu müssen und findet dank Waffenlobby auch ausreichend Befürworter. Zahnbehandlung: Ein Blick in die Geldbörse offenbart mir, dass ich mir diesen Luxus nicht leisten kann. Hollywood, Broadway, Las Vegas: Werden dort die wirklichen Stars geboren? Die grellen Leuchtreklamen und der glänzende Talmi können nicht die marode Substanz und die Probleme der Gesellschaft in den USA verschleiern,…

…und was ist mit Deutschland? Auch wir sind noch weit entfernt vom „Non-Plus-Ultra“, und vielleicht werden wir ihn auch nie erreichen. Oder hoffentlich werden wir ihn nie erreichen: Schließlich muss es für jede Gesellschaft in jedem Land, die Möglichkeit zur Weiterentwicklung geben. Aber wir haben schon so viel erreicht, auf das wir wahrlich stolz sein dürfen.

Ja, Deutschland gilt nun nicht unbedingt als der Hotspot der Welt! Ja, Deutschland wirkt auch so solide, …so langweilig(?). Aber resultiert dieser Eindruck nicht auch aus dem allgemeinen Phänomen, dass das, was man hat, weniger (wert-)geschätzt wird? Ich bin so dankbar, in einem Land zuhause zu sein, das mir ermöglicht, in einer bunten, vielfältigen Gesellschaft leben zu dürfen!

Welche Bücher, die gegen die Ignoranz und Unwissenheit bezüglich dieses Themas arbeiten, kennt ihr und könnt ihr weiterempfehlen?

Antonia Leiser, die Hüterin unserer Montagsfrage hat ihre Frage nochmals differenziert. Gerne präsentiere ich Euch meine kleine Auswahl:

  • Alice Walker: Die Farbe Lila
  • Erich Kästner: Über das Verbrennen von Büchern
  • Janina David: Ein Stück Himmel
  • Theodor Schübel: Kellerjahre
  • Rafik Schami: Ich wollte nur Geschichten erzählen
  • Eric-Emmanuel Schmitt: Monsieur Ibrahim und die Blume des Koran
  • Scholem Alejchem: Tewje, der Milchmann

USA scheint zwar so weit weg (Aber dachten wir dies nicht auch von China und der Corona-Pandemie?), hält uns nun aber einen Spiegel vor und zeigt uns die hässliche Fratze des Rassismus. Ich möchte nicht, dass so etwas bei uns/ mit uns passiert.

Darum: Lasst es uns gemeinsam besser machen!

…???


Antonia Leise von „Lauter & Leise“ hat dankenswerterweise DIE MONTAGSFRAGE: Buch-Blogger Vorstellungsrunde wiederbelebt und stellt an jedem Montag eine Frage, die Interessierte beantworten können und zum Vernetzen, Austauschen und Herumstöbern anregen soll! Ich bin gerne dabei!!!

In meinem MONTAGSFRAGE-Archiv findet Ihr Fragen & Antworten der vergangenen Wochen.

4 Kommentare zu „MONTAGSFRAGE #85: Bücher gegen Rassismus?

  1. Hey Andreas,

    ich möchte heute mit einem Lob beginnen: es ist ungemein wichtig, dass du zu diesem Thema Stellung beziehst, obwohl du Sorge hast, ihm nicht gerecht zu werden. Ich kenne das Gefühl, das fängt bei der Frage an „Darf ich als Weiße überhaupt etwas dazu sagen?“ und geht bis hin zu „Welche Formulierungen sollte ich weglassen, um nicht verletzend zu sein?“. Ich möchte allerdings eine kleine inhaltliche Korrektur vorschlagen: „Rassismus“ ist nicht synonym zu „Diskriminierung“. Was du eingangs beschreibst, scheint mir eher Diskriminierung zu sein. Rassismus tritt nur dann auf, wenn die Annahme zugrunde liegt, dass die Menschheit in „Rassen“ organisiert ist, die sich in Hautfarbe, Größe, Sprache und anderen äußerlichen Merkmalen unterscheiden. Homophobie und Frauenfeindlichkeit zählen meines Wissens nicht dazu. So viel zur Begrifflichkeit, ich möchte nicht belehrend erscheinen, aber die korrekte Wortwahl ist in diesem Kontext sehr wichtig, deshalb riskiere ich, missverstanden zu werden.

    „Das Verbrennen von Büchern“… Es ist erstaunlich, was allein dieser Titel emotional bei mir auslöst. Da reagieren sofort meine Tränenkanäle. Nicht wegen der Bücher an sich. Sondern wegen dem, was sie symbolisieren.

    Montagsfrage auf dem wortmagieblog
    Liebe Grüße,
    Elli

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    1. Liebe Elli,

      vielen Dank für Deinen Hinweis: Ich gebe Dir völlig recht bzgl. der Definition von Rassismus und der korrekten Wortwahl. Doch ich bin der Meinung, dass es unterm Strich völlig egal ist, wie wir was nennen: Die Auswirkungen sind für die Betroffenen sehr ähnlich, und das schändliche Handeln der Täter ist durch nichts gerechtfertigt,…

      …und eigentlich wollte ich genau dies mit meinen Worten ausdrücken! 😉

      Lieben Gruß
      Andreas

      P.S.: Im nächsten Monat werfe ich in meiner Rubrik „Literaten im Fokus“ einen Blick auf das Schaffen von Erich Kästner, und da bleibt sein „Über das Verbrennen von Büchern“ natürlich nicht unbeachtet.

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  2. Lieber Andreas,

    danke nochmals für deinen lieben Kommantar. Wir sprechen eine „Sprache“ 🙂

    Deine Empfehlungen sind Gold wert. „Die Farbe Lila“, natürlich. Ich kenne bisher nur den Film. Das Buch in die hand zu nehmen, ist wirklich eine gute Idee. Auch wenn es mir ein wenig davor grault, denn wenn ich den Film schon wirklich heftig fand, dann wird mich das Buch eventuell noch mehr treffen.

    Liebe Grüße
    Tina

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    1. Liebe Tina!

      Der Film (weniger der Roman) dient mir gerne als Ventil, um meinen angestauten Weltschmerz loszuwerden. Vielleicht kennst Du ähnliche Momente: Da gibt es Zeiten, wo irgendwie alles unrund läuft und die Emotionen sich auftürmen. Heulen würde Erleichterung bringen, aber es klappt nicht aus eigenem Antrieb. Da hilft mir der Film: Direkt während des Vorspanns rinnen bei mir schon die ersten Tränen, ich heule dann durch bis zum Abspann und bin am Ende völlig erschöpft aber erleichtert…! Ich liebe diesen Film. Er kommt zum Glück recht wenig zum Einsatz, aber wenn, dann ist es mehr als nötig!!!

      Herzlichen Gruß
      Andreas

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