[Noch ein Gedicht…] Kurt Tucholsky – FRÖHLICHE OSTERN

FRÖHLICHE OSTERN von Kurt Tucholsky.png

Ei, ei!
in einer Reih
legen die fleißigen Hasen
wohl auf den grünen Rasen
hervorragend bunte Ostereier –
denn der freie Handel wird stets freier,
und so legt denn heute das Hasensyndikat
über acht Stunden von früh bis abends spat.
Wenn wir Menschen uns aber die Eier begucken:
ja was haben die Hasen den diesmal für Mucken?
Da steht „Räterepublik“ auf einem Ei geschrieben,
das ist um und um mit brandroter Farbe eingerieben.
Auf einem steht: „Uns Nationalen geht‘s zurzeit sehr mau!“
Und dieses Ei ist mit Recht ganz und gar knallblau.
Und auf einem ist zu lesen, daß so weiß wie dieses Ei
auch die Unschuld der Herren altdeutscher Kriegspolitik sei.
Und wieder auf einem steht groß und dick und kühn:
„Deutschlands Zukunftshoffnung“ – und das ist grün.
Und es sagt mir eines der kleinen Hasentierchen:
Dir und Deinen lieben Deutschen zum Pläsierchen
tät ich gern etwas gegen den inneren Krieg –
denn ich kleiner Hase, ich liebe die deutsche Politik!“
Und ich sagte. „Herr Hase, meinetwegen!
Also, das müssen Sie Rühreier legen!“
Na, finden Sie vielleicht was dabei?
Allerseits: Fröhliche Ostern!
Ei, ei! Ei, ei!

Kurt Tucholsky

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