MONTAGSFRAGE #84: Sollten weibliche Autoren mehr aus Sicht von weiblichen Protagonisten schreiben?

Die Hüterin der Montagsfrage klärt diese Frage sehr differenziert in Form von drei „Unterfragen“, deren Antworten zum Nachdenken anregen und animieren, das eigene Leseverhalten zu hinterfragen. Meine Antwort fällt da weniger detailliert und deutlich pragmatischer aus:

Nö, warum sollten sie…?

Ich bin der Meinung, jede/r sollte aus der Sichtweise schreiben, die zum Entstehungszeitraum des Werkes die größtmögliche Inspiration bietet und dem Geist und der Ästhetik des Werkes zuträglich ist. Dabei spielt es für mich als Leser vordergründig keine Rolle, ob eine Frau oder ein Mann die weibliche oder männliche Perspektive einnimmt. Viel wichtiger wäre es für mich, dass es sich hierbei um eine/n gute/n Autor*in handelt, die/der ihr/sein Handwerk versteht und mich mit ihrer/seiner Geschichte emotional packen kann (Gender-neutral einen Text zu schreiben, kann sehr anstrengend sein…!). Dabei kann ein Perspektivwechsel durchaus für eine erfrischend neue/andere Sichtweise sorgen. Gerade ein Blick außerhalb des eigenen Dunstkreises kann deutlich unverfälschter und weniger von Konventionen der Geschlechter eingeengt sein. Schwachpunkte treten offenkundiger hervor, aber auch neue Impulse bieten die Chance auf Veränderung.

Unwillkürlich musste ich beim Lesen dieser Frage schmunzeln, da sie unweigerlich meine Gedanken ins Absurde schweifen lies. Diese Frage verführt mich geradezu, um die Aussage zu potenzieren, und sie auf die Spitze zu treiben:

  • Sollten schwule Autoren mehr aus Sicht von schwulen Protagonisten schreiben?
  • Sollten Ärzte nur Arztromane schreiben?
  • Dürfen Kinderbücher nur von Kindern verfasst werden?
  • Wie lange muss ein Autor in einem Herrenhaus in Cornwall gelebt haben, bevor er einen Roman à la Rosamunde Pilcher schreiben kann?
  • Darf nur ein ehemaliger Fuchs, der als Autor wiedergeboren wurde, eine Fabel über Meister Reineke verfassen?
  • …??? (Lasst Eurer Kreativität freien Lauf: Liste bitte ergänzen!)

Ich wünsche Euch einen humorvollen Pfingstmontag! 😄

…geschlechtskonform oder nicht geschlechtskonform: Das ist hier die Frage???

WordPress teilt mir gerade mit, dass ich mit der Beantwortung dieser Frage meinen 500. Beitrag auf .LESELUST veröffentlicht habe. Na, da köpfe ich doch jetzt ein Piccolöchen und stoße mit mir selbst an. Prost!


Antonia Leise von „Lauter & Leise“ hat dankenswerterweise DIE MONTAGSFRAGE: Buch-Blogger Vorstellungsrunde wiederbelebt und stellt an jedem Montag eine Frage, die Interessierte beantworten können und zum Vernetzen, Austauschen und Herumstöbern anregen soll! Ich bin gerne dabei!!!

In meinem MONTAGSFRAGE-Archiv findet Ihr Fragen & Antworten der vergangenen Wochen.

2 Kommentare zu „MONTAGSFRAGE #84: Sollten weibliche Autoren mehr aus Sicht von weiblichen Protagonisten schreiben?

  1. Lieber Andreas,

    oh ja, genderkonform zu schreiben ist anstrengend. Ich gebe zu, es fällt bei mir manchmal, ohne es böse zu meinen, unter den Tisch.
    Deine überspitzten Fragen sind gar nicht so überspitzt, denn ich denke, dass es so manche Person gibt, die ähnlich gedacht hat wie du.

    Und wir sind uns einig, wir reden von Menschen. Basta.

    Liebe Grüße
    Tina

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