Uih…! Und diese Frage wird jemandem gestellt, der noch nie in seinem Leben eine Buchmesse besucht hat und somit keine Vergleichsmöglichkeiten vorweisen kann.
Trotzdem habe ich da so ein Gefühl, eine Ahnung, oder vielleicht ist es auch Hoffnung: Nein! Die Zukunft der Buchmesse ist NICHT online!!!
Diese Frage kann durchaus „globaler“ gesehen werden: Wozu noch Theater, Kino, Konzerte, Lesungen etc. live anbieten? Geht doch auch alles online!
Es ist eine gruselige Vorstellung, die mir Schnappatmung beschert und sich wie „der Untergang des Abendlandes“ für mich anfühlt. Nein, ich will mir keine Theateraufführung zuhause anschauen! Nein, ich will mir keine Lesung zuhause anhören! Und auch wenn ich bisher noch nie eine Buchmesse besucht habe und vielleicht auch nie besuchen werde, gefällt mir der Gedanke, ich könnte (wenn ich wollte) sie live vor Ort besuchen.
Denn zum Besuch eines kulturellen Events gehört für mich so viel MEHR: Gerne möchte ich zur Erläuterung bei meinem Bespiel der Theateraufführung bleiben, da ich hier über die nötige Erfahrung verfüge. Dieses Beispiel lässt sich aber durchaus auch auf andere Live-Events übertragen.
Am Anfang einer Saison blättere ich in den vielen Saison-Vorschauen, entdecke spannende Stücke, die ich immer schon mal (wieder) sehen wollte und bin voller Vorfreude. Wochen vorher schaue ich dann nach einem möglichen Termin, buche die Karten und bin voller Vorfreude. Sobald die Karten bei mir eingetrudelt sind, hefte ich sie gut sichtbar an die Pin-Wand und bin voller Vorfreude. Der Termin naht, ich reserviere einen Tisch im Restaurant für ein gemütliches Essen „hinterher“ und bin voller Vorfreude. Am Tag selbst wähle ich meine Garderobe aus, putze die Schuhe auf Hochglanz, rasiere und pflege mich und bin voller Vorfreude. Wir treffen uns mit lieben Freunden, machen uns gemeinsam auf den Weg ins Theater und sind voller Vorfreude. Im Theater erwerben wir ein Programmheft, suchen zuerst das Klo und dann unsere Plätze auf und sind voller Vorfreude. Die Saaltüren schließen sich, das Licht erlischt, und die Freude kann beginnen. Die Vorstellung ist zu Ende, wir klatschen uns die Hände wund und sind voller Freude. Dann schlendern wir zum nahgelegenem Restaurant, genießen das Essen, diskutieren über das gerade Gesehene und sind voller Freude. Am nächsten Tag blättere/ lese ich im Programm, erinnere mich an einen schönen Abend und bin voller Freude. Einige Tage später treffen wir unsere Freunde, sprechen über unseren gemeinsamen Theaterbesuch und sind voller Freude…!
Online-Veranstaltungen sind durchaus „praktisch“. Aber „praktisch“ ist ein Adjektiv, das ich so ganz und gar in keinem Zusammenhang mit Kultur bringen kann.
Online würde so vieles verloren gehen oder zumindest in seiner Form reduzierter sein, wie der direkte Kontakt zu Menschen, der unmittelbare Austausch, die Atmosphäre eines einmaligen Augenblickes und ganz, ganz viel Emotionen!!!
…und könnt Ihr Euch für eine Online-Buchmesse erwärmen???
Antonia Leise von „Lauter & Leise“ hat dankenswerterweise DIE MONTAGSFRAGE: Buch-Blogger Vorstellungsrunde wiederbelebt und stellt an jedem Montag eine Frage, die Interessierte beantworten können und zum Vernetzen, Austauschen und Herumstöbern anregen soll! Ich bin gerne dabei!!!
In meinem MONTAGSFRAGE-Archiv findet Ihr Fragen & Antworten der vergangenen Wochen.
Hallo Andreas,
da sprichst du einen Interessanten Aspekt an. Nur weil es Konzert DVDs / Blu Rays oder Fernsehübertragungen von Comedyveranstaltungen, Magieshows usw gibt, führt das ja auch nicht dazu, dass derartige Events nicht mehr besucht werden. Ich sehe die Onlinevariante von Messen auch eher als Übergangsthema.
Zumal das eh nur von bereits bekannten Künstlern kommen kann. Die anderen müssen ja erst mal eine Anhängerschaft erlangen.
LG
Torsten
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Moin Torsten,
Stichwort „Übergangsthema“: …oder gerne auch als zusätzliches Angebot, um später das Gesehene nochmals zu vertiefen!
Gruß
Andreas
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Ich könnte mir sehr gut eine hybride Veranstaltung vorstellen – allerdings müssen dann die Verlage eine Schippe drauflegen, um ihre Inhalte auch auf kreative Weise neu zu präsentieren.
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Lieber Andreas,
gerne stimme ich Deinen Betrachtungen zu.
Ein realer Besuch der Buchmesse hat meiner selbsterfahrenen Ansicht nach einen nachhaltig-zwischenmenschlichen MEHRWERT, den eine Online-Begegnung niemals erreichen kann.
Als Bloggerin pflege ich viele e-postalische Kontakte mit diversen Verlagsmitarbeitern. Diejenigen, die ich durch eine LEIBHAFTIGE Erfahrung von Angesicht zu Angesicht kennen- und schätzenlernen konnte, bleiben mit entsprechend lebhafter im Gedächtnis. Dies beruht auf Gegenseitigkeit und erzeugt – wechselseitige Sympathie vorausgesetzt – deutlich mehr NÄHE und eine wesentlich bessere Kommunikation.
Außerdem findet man beim Schlendern über die Messe stets neue, insbesondere auch kleinere Verlage, deren verborgenere Leseschätze bemerkens- und entdeckenswert sind.
Ja, der Messetrubel ist anstrengend, die Reizüberflutung nach einigen Stunden groß und man ist gut beraten, sich vorab selbst mit Verpflegung auszustatten, da die Messepreise exorbitant sind, aber es ist gleichwohl ein lohnendes und anregendes ERLEBNIS.
Hinsichtlicher kultureller Veranstaltungen finde ich ebenfalls, daß das sinnlich-genüßliche, soziale Drumherum und das Erlebnis künstlerischer AUSSTRAHLUNG eine LEBENSQUALITÄT bieten, die ein digitales Format einfach nicht erreicht.
Nachtaktive Grüße von
Ulrike
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Liebe Ulrike,
Du hast es wieder sehr schön formuliert auf den Punkt gebracht,…
….und das alles zu solch später/früher Stunde! 😉
Lieben Gruß
Andreas
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Lieber Andreas,
ja, ja, und ja. Es geht nicht nur um die eine Veranstlatung, die man besucht, sondern das drumherum, dass was sich noch ergeben kann. Wenn man vorm rechner sitzt ergibt sich höchstens noch der Snack ausm Kühlschrank, um es mal böse auszudrücken.
Hoffen wir, dass es maximal zur Hybridversion kommt und 2021 das veranstaltungsjahr wird 🙂
Liebe Grüße
Tina
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Oh ja, das hoffe ich auch – und nicht nur für die FBM!
Gruß
Andreas
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