MONTAGSFRAGE #98: Kann ein Autor auch ein guter Rezensent sein?

Meine spontane Antwort: Na klar! Warum denn nicht???

„Frage nochmals gründlich lesen und erst nach dem Denken schreiben!“

Meine weniger spontane Antwort: Ja, es wäre möglich!!!

Ein Koch kann doch auch über ein Mahl, das ein anderer Koch zubereitet hat, urteilen. Als Krankenpfleger kann ich doch auch einen Verband, den eine andere Pflegefachkraft bei einem Patienten angelegt hat, beurteilen. Ja, ich kann es machen. Doch ob ich darin auch gut bin, steht auf einem ganz anderen Blatt. Denn dieses kleine Adjektiv innerhalb der Frage setzt einen anderen Schwerpunkt und generiert eine gänzlich andere Antwort.

Nur weil ich selbst in dem zu beurteilenden Metier tätig bin, bedeutet es nicht, dass ich fähig bin, eine halbwegs objektive Beurteilung abzugeben. Im Gegenteil: Sollte dies nicht der Fall sein, dann wäre es besser, sich selbst zurück bzw. wenigstens die eigene Klappe zu halten. Somit ist die Qualität einer Rezension abhängig von der jeweiligen Persönlichkeit des Autors: Kann dieser Autor sein eigenes Ego und den Wünsch nach Aufmerksamkeit für sein persönliches Oeuvre zurückstellen und selbstlos die Bühne für das Werk eines Kollegen bereiten? Und ist er in der Lage bei diesem literarischen Werk des Kollegen, die Qualitäten wohlwollend anzuerkennen und Schwächen respektvoll zu benennen? Denn dies wären die Grundvoraussetzungen für eine objektive Beurteilung – sofern ein Mensch zur Objektivität fähig ist (siehe auch MONTAGSFRAGE #47). Wenn er sich dazu in der Lage fühlt, wäre die besagte Rezension ein konstruktives Feedback eines Kollegen, aus dem der Rezensierte frische Impulse für seine zukünftige Arbeit ziehen könnte.

„Merkt man meinen Worten eigentlich an, dass ich selbst ausgebildeter Praxisanleiter für meine Berufsgruppe bin? Ich habe sozusagen meinen „Meister“ gemacht, der mich zum Ausbilden befähigt!“

Gerne möchte ich in diesem Zusammenhang zwei Namen nennen: Elke Heidenreich und Roger Willemsen. Beide sind/ waren Könner*innen der schreibenden Zunft und haben es immer verstanden, sowohl eloquent als auch taktvoll ihre Kritik zu äußern. Denn nichts anderes ist eine Rezension: eine Kritik. Leider ist in unserer heutigen Gesellschaft der Begriff „Kritik“ eher negativ behaftet. Ich habe dies nie verstanden! Für mich war die geäußerte Kritik immer auch eine Möglichkeit, mein Handeln zu hinterfragen, neu zu überdenken und zu verbessern. Ich hatte aber auch das große Glück, sehr gute Vorgesetzte bzw. (um beim Begriff aus dem Handwerk zu bleiben) Meister an meiner Seite zu haben.

Mein Credo war es seit jeher, mich immer an positive Vorbilder zu orientieren: Der Lehrling lernt von seinem Meister! Und so hoffe ich, dass in mir als Meister immer auch ein wenig vom Lehrling erhalten bleibt!

…???


Antonia Leise von „Lauter & Leise“ hat dankenswerterweise DIE MONTAGSFRAGE: Buch-Blogger Vorstellungsrunde wiederbelebt und stellt an jedem Montag eine Frage, die Interessierte beantworten können und zum Vernetzen, Austauschen und Herumstöbern anregen soll! Ich bin gerne dabei!!!

In meinem MONTAGSFRAGE-Archiv findet Ihr Fragen & Antworten der vergangenen Wochen.

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