[Rezension] Peer Gahmert & Philipp Feldhusen – Tatort Märchen: Wie »Die Bremer Stadtmusikanten« seit mehr als 200 Jahren den Rechtsstaat verhöhnen

„Etwas Besseres, als den Tod findest du überall…!“

Mit diesem Satz betteln vier zwielichtige Wesen schon seit Jahren bzw. Jahrzehnten – Ach, was sage ich! – seit Jahrhunderten um das Mitleid unschuldiger Leser*innen. Und dieser Satz ist es auch, der das Bild der berühmten Bremer Stadtmusikanten prägte und ihnen den Anschein von harmlosen und hilfsbedürftigen Kreaturen gab. Doch das ist nun vorbei, denn ihr falsches Spiel wurde endlich aufgedeckt.

Der unermüdlichen und aufopferungsvollen Recherche von Peer Gahmert und Philipp Feldhusen ist es zu verdanken, dass dieser Mythos zu guter Letzt entmystifiziert wurde. Denn so unschuldig, wie sich diese vier Tiere immer gaben, waren sie bei weiten nicht. Unter Vorspiegelung falscher Tatsachen und geschickter Täuschung ihres Umfeldes haben sie sich an dem Hab und Gut anderer bereichert. Ihre kriminelle Energie beweisen sie schon mit der Wahl ihres Namens: Sie nennen sich vollmundig „Bremer“ Stadtmusikanten, haben aber nachweislich Bremen nie erreicht. Vielmehr haben sie weit vor den Toren der Hansestadt in einem unübersichtlichen Wald die Besitzer einer Hüte aus eben dieser verjagt, sie aufgrund ihrer äußeren Erscheinung als Räuber tituliert und somit auf das Schmählichste verunglimpft. Diese armen, alten Männer wurden somit ihrer Existenz beraubt und sind wahrscheinlich in den unwirtlichen Tiefen der Wälder gar kläglich zu Grunde gegangen.

Gahmert und Feldhusen haben die scheinbar unüberwindbare Bürde auf sich genommen, am Sockel der Identifikationsfiguren einer gesamten Stadt zu rütteln. Hierzu führten sie gefährliche Feldstudien durch, indem sie im privaten Umfeld die eigenen Kinder und Eltern um ihre Wahrnehmung zu diesem Märchen baten. Fachlich untermauerten sie ihre These, indem sie eine Vielzahl an Interviewpartner aus unterschiedlichen beruflichen Kontexten zu Wort kommen ließen. Aus sehr mannigfaltigen Perspektiven wurde so das Phänomen „Bremer Stadtmusikanten“ beleuchtet: So wurden – neben einer Literaturwissenschaftlerin, einem Rechtshistoriker und einem Anwalt – u.a. auch die Polizei und der ehemalige Bürgermeister der Hansestadt um ein Statement gegeben. Selbst wenn die Meinung der Interviewpartner von der These der Autoren abwich bzw. diese scheinbar widerlegt wurde, ließen sie sich durch schnöde Fakten nicht von ihrem Glauben abbringen.

Als krönenden Abschluss offerieren sie ihrer nach Wahrheit lechzenden Leserschaft eine redigierte Fassung des Märchens, die – meiner Meinung nach – unverzüglich in jede Grimm’sche Märchensammlung integriert werden sollte. Diese Maßnahme scheint mir längst überfällig, da die Ur-Fassung nunmehr seit über 200 Jahren irreparable Schäden in abertausenden Kinderseelen hinterlassen hat. Ja, auch in meiner…! Auch meine Seele wurde zutiefst verletzt, und sie ist es noch immer. Ihr seht es mir vielleicht nicht an, aber in mir schlummert ein sensibler Schöngeist, der gefangen ist im Körper eines übergewichtigen Fernfahrers.

Intuitiv habe ich immer gespürt, dass mit diesem Märchen etwas nicht stimmte. Nun habe ich Gewissheit, und meine Wunden können endlich heilen. So danke ich diesen beiden mutigen Autoren aus übervollem Herzen, die mir den Glauben an den echten, reinen und wahren investigativen Journalismus wiedergegeben haben.

Peer! Philipp! Wenn es in unserem Land einen Pulitzer-Preis gäbe, ihr hättet ihn verdient!

Lust auf weitere Informationen? Dann empfehle ich Euch den Artikel Tatort Märchen: Das wahre Gesicht der Bremer Stadtmusikanten.


erschienen bei Seriöser Verlag/ ISBN: 978-3982246901

[Blog-Ge-„switch“-er] Januar 2021…

Erstaunlich: Das so genannte Neue Jahr hat zwar erst nur einige wenige Tage auf dem Buckel aber fühlt sich für mich gar nicht mehr so neu an. Vielleicht liegt es daran, dass ich den Jahreswechsel arbeitend verbracht habe, und Silvester mir eh ziemlich schnuppe ist. Zudem empfand ich das Böllerverbot als ausgesprochen angenehm: keine übelriechenden Nebelschwaden über der Stadt, kein Dreck auf den Straßen, keine verirrten Raketenreste im Vorgarten, auf dem Dach oder sonst wo…! Der Krach hielt sich somit ebenfalls in Grenzen, und unser Kater konnte diesen Jahreswechsel absolut tiefenentspannt erleben.

Dafür haben meine lieben Blogger-Kolleg*innen in den vergangenen Wochen wieder ordentlich „Krach geschlagen“ und erfreuten mich (und nun hoffentlich auch Euch) wieder mit einigen unterhaltsamen und somit lesens- wie beachtenswerten Beiträgen. Ich wünsche Euch viel Spaß!

  • Wie auch schon zuvor bei „Der Hund der Baskervilles“ von Sir Arthur Conan Doyle gönnt Stefan Heidsiek auf seinem Blog „Crimealley“ mit Das geheimnisvolle Verbrechen in Styles auch dem Erstlingswerk von Agatha Christie eine profunde Rezension incl. (Foto-)Bericht von einem Ortstermin am Schauplatz des Geschehens. Er war leibhaftig dort, wo die Handlung des Romans „Das fehlende Glied in der Kette“ spielt: …mein neidvolles Erblassen (mit einem Stich ins Grünliche) versuche ich gerade mit einer Lage Make-Up zu übertünchen! 
  • Ihr liebt es kriminalistisch?! Dann rate ich Euch, einen Blick auf den Blog „Krimiautoren von Abel bis Zeltserman“ zu werfen. Der Name ist Programm: Schnörkellos aber voller Informationen lädt diese Seite dazu ein, vergessene Krimiautor*innen aufzuspüren und neu für sich zu entdecken. Unter Meine Top-Krimis 2020 war mir nicht ein einziger Autorenname bekannt. Ich fürchte, dass ich eine Menge aufzuholen habe…!
  • Am 5. Januar wäre Friedrich Dürrenmatt 100 Jahre alt geworden: Anlässlich dieses Jubiläums möchte ich mich endlich intensiver mit einem seiner Kriminalromane beschäftigen. Meine Wahl habe ich schon getroffen, und sie fiel weder auf den Roman „Der Richter und sein Henker“ (Schullektüre in der 9. Klasse) noch auf dessen Fortsetzung „Der Verdacht“. Beim Letztgenannten ist mir David Wonschewski auf seinem Blog mit dem Beitrag Absturz auf halber Strecke… zuvorgekommen. Wobei ich zu einem späteren Zeitpunkt beide Romane noch- bzw. erstmals lesen werde, um mir eine eigene Meinung zu bilden!
  • Am Anfang eines jeden Jahres haben Horoskope Hochkonjunktur: Marion Rave von „schiefgelesen“ amüsierte mich mit Dein Bücher-Horoskop für 2021 mit einem Blick in die Sterne der literarischen Art, indem sie aus ihrem reichen Fundus an Rezensionen die passende Lektüre zum jeweiligen Charakter des Sternzeichens auswählte. Ob sie damit richtig liegt, müsst Ihr selbst herausfinden! 
  • Bleiben wir mal bei den guten Vorsätzen zum Neuen Jahr: Viele Menschen setzen sich Ziele, einige erreichen diese, andere erreichen sie nicht. Liegt es vielleicht daran, dass die/der Betreffende ein kleines Plappermäulchen ist? Christoph Wassermann gibt uns auf seinem Blog „Skill Up Your Life“ den Rat Erzähle niemandem von deinen Zielen, denn dann bist Du erfolgreicher. Warum? Lest selbst…!
  • …und dann erreichte mich völlig überraschend am Silvestertag eine Mail von Neal Treadwell, einer der Autoren von LOVING: Männer, die sich lieben, mit der Bitte, ob er meinen Blogbeitrag auf seinem Instagram-Account erwähnen dürfte. Natürlich hat er von mir mit Freude eine Zusage erhalten: Ich fühlte mich geehrt und war auch ein klitzekleines bisschen stolz! 💖 
  • DAS KLEINE „GOODIE“ ZUM SCHLUSS: Da ich in der Nachbarschaft besagter Hansestadt lebe, habe ich sowohl mit Interesse als auch mit Bestürzung den Artikel Tatort Märchen: Das wahre Gesicht der Bremer Stadtmusikanten gelesen, in dem Peer Gahmert und Philipp Feldhusen einen erschütternden Skandal um diese scheinbar lustigen Gesellen aufdecken. Investigativer Journalismus in Reinkultur! 😂

Ein kleiner Hinweis am Schluss: Dies ist keine Rubrik, die regelmäßig erscheint. Darum lasst Euch überraschen, wann das nächste [Blog-Ge-„switch“-er] das Licht der Blogger-Welt erblickt…!!! 😊