MONTAGSFRAGE #127: Welches Buch, das fast alle Welt toll findet und lobt, findest Du selbst grottenschlecht und enttäuschend?

Ich las heute Morgen die Frage, und… Nein! Es ertönte nicht der MONTAGSFRAGE-Schrei. Vielmehr grummelte ich mir etwas verstimmt in den Bart „Hatten wir das nicht schon!?“ und dachte an die #114. Ich schloss lustlos die Seite am PC und beschäftigte mich erstmal mit anderen Dingen. Doch die Frage spukte weiter in meinem Kopf herum. Je länger ich darüber nachdachte, umso mehr fielen mir die Unterschiede zwischen #114 und #127 auf, und – trotz allem Grummeln – kam mir recht schnell ein bestimmtes Buch in den Sinn…!

In den 90er Jahren war die Zeit anscheinend reif für eine neue Rubrik in der bundesdeutschen Buchszene: Der „neue deutsche Frauenroman“ eroberte die Nachttische der vornehmlich weiblichen Leserschaft und sorgte für verzückte Seufzer in so manchen Haushalten. Doch was war passiert? Unterm Strich nicht viel…! Findige Leute im Literaturbetrieb kreierten leichte Lektüre mit einem frech-frivolen Touch, die (scheinbar) zeitgemäßer daherkam und doch weiterhin stereotype Klischees bediente.

Ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen, ob „Das Superweib“ von Hera Lind diesen Hype im Jahre 1994 ausgelöst hat, doch dieser Roman war plötzlich in aller Hände/Haushalte/Munde. Etliche Freundinnen von mir schwärmten sich damals gegenseitig davon vor und übertrafen sich mit ihren Lobhudeleien. Das Buch wurde im Kolleginnen-Kreis weitergereicht als wäre es der momentan „heißeste Scheiß“ – ein so genanntes „Must-have“, ohne dessen Kenntnis du absolut „out“ bist.

So lieh ich mir das Buch von einer Freundin, begann zu lesen und begann zu zweifeln – an mir, an dem Geschmack meiner Freundinnen, an der Literaturszene. Was – bitteschön – sollte das sein? Wenn das der „neue deutsche Frauenroman“ war, der das Leben der Frauen von heute (also damals im Jahre 1994) abbilden soll, dann ist es zur Emanzipation noch ein langer und steiniger Weg. Ich konnte diesem Roman nichts aber auch gar nichts abgewinnen und fand ihn noch nicht einmal im Ansatz lustig. Auch der nur ein Jahr später von Sönke Wortmann mit prominenter Besetzung produzierte Kinofilm machte es nicht besser: Eine triviale Vorlage verwandelt sich nicht automatisch in ein kurzweiliges Vergnügen nur weil das Medium ein anderes ist.

Nur ein Jahr später löste „Suche impotenten Mann für Leben“ von Gaby Hauptmann eine ähnlichen Welle der Begeisterung aus. Doch dank meiner Erfahrung mit dem „Superweib“ war ich diesmal gewappnet und lies diese Welle einfach über mich hinweg schwappen…!

…und welches literarische „Kleinod“ findet Ihr grottenschlecht und sollte lieber in ebendieser verschwinden??? 


Antonia Leise von „Lauter & Leise“ hat dankenswerterweise DIE MONTAGSFRAGE: Buch-Blogger Vorstellungsrunde wiederbelebt und stellt an jedem Montag eine Frage, die Interessierte beantworten können und zum Vernetzen, Austauschen und Herumstöbern anregen soll! Ich bin gerne dabei!!!

In meinem MONTAGSFRAGE-Archiv findet Ihr Fragen & Antworten der vergangenen Wochen.

3 Kommentare zu „MONTAGSFRAGE #127: Welches Buch, das fast alle Welt toll findet und lobt, findest Du selbst grottenschlecht und enttäuschend?

  1. Hey Andreas,

    ich habe beim Lesen deines Beitrags die ganze Zeit wissend mit dem Kopf genickt. Zwar zwar ich 1994 wirklich noch nicht alt genug für solche Literatur, aber da sich das Genre standhaft wehrt, endlich einen verdienten Tod zu sterben, werden die Regale ja immer noch mit diesen … Werken gefüllt. Die Chic-Lit. Echt ein Thema für sich. Ich habe bisher vielleicht zwei, drei Exemplare gelesen und habe in allen festgestellt, dass ausgerechnet in „Literatur für Frauen“ das Frauenbild ein Problem ist, mit dem ich mich nicht abfinden kann. Wenn es denn sein muss, kann ich sie maximal als Satire lesen, sonst riskiere ich den feministischen Selbstmord.

    Montagsfrage auf dem wortmagieblog
    Liebe Grüße,
    Elli

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