[Rezension] Marius Marcinkevičius – Adelheid & Ferkolin/ mit Illustrationen von Lina Dūdaitė

Noch toben die Herbststürme über das Land und hinterlassen eine nebelich-nasse, ungemütliche Welt. Da wünsche ich mir gerne eisige Temperaturen herbei, die die Luft wieder frischer und das Licht wieder klarer erscheinen lassen. Dann liegt plötzlich ein Funkeln auf Bäumen, Wiesen und Wegen, und bei jedem Ausatmen bildet sich eine flauschige Wolke vor den Lippen…

An einem klaren Wintertag, als der Schnee unter den Füßen knirschte, spazierte das kleine Schweinchen Ferkolin unter der strahlenden Wintersonne zum gefrorenen Flüsschen, da kam ihm die Idee: Heut ist der ideale Tag zum Schlittschuhlaufen! Das macht aber viel mehr Spaß zu zweit. So ist er bald mit seiner besten Freundin, der Kuh Adelheid auf dem Weg zum See. Plötzlich machen die beiden eine geheimnisvolle Entdeckung: Jemand unter dem Eis versucht, den beiden etwas zu sagen oder vielmehr: Zu schreiben! Gar nicht so einfach, diese verdrehte, seltsame Sprache zu entziffern – ein SLEW soll es sein, der da von der anderen Seite Botschaften in die dicke Eisschicht kratzt. Wer mag das sein? Und was will dieser SLEW von ihnen?

(Inhaltsangabe der Homepage des Verlages entnommen!)


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Autor Marius Marcinkevičius hat eine ganz wunderbare Geschichte erschaffen, die auf so vielen Ebenen berührt. Da ist dieses entzückende Freundespaar, das so völlig ungleich ist. Augenscheinlich gibt es mehr Unterschiede, die sie trennen sollten, doch sie benötigen nur wenige Gemeinsamkeiten, um sich von Herzen zu mögen. Aus Defizite werden plötzlich Stärken, und eine gegenseitige Unterstützung ist selbstverständlich. Dabei vergessen unsere tierischen Helden nicht, ihr Umfeld aufmerksam im Blick zu behalten. Sie schauen über den Tellerrand des eigenen Erfahrungsschatzes und wagen sich in unbekanntes Terrain. Sie sind ängstlich gegenüber fremde Tiere. Doch sie lassen sich von dieser Angst nicht blockieren. Vielmehr siegt ihre Neugier und somit die Freude, neue Freunde kennenzulernen. Dank ihrer ausgeprägten Empathie nehmen sie sehr schnell wahr, dass ihr Gegenüber Hilfe benötigt, und lässt die anfängliche Angst vergessen. Schließlich muss schnell gehandelt werden!

Marcinkevičius erzählt seine Geschichte flott und pointiert voller Charme und Phantasie, die ebenso flott und pointiert vorgelesen werden kann. Durch den dramaturgischen Kniff, dass unsere Helden die Worte nur spiegelverkehrt sehen, werden die kleinen Zuhörer*innen ebenfalls spielerisch animiert, sich mit Buchstaben und Worten zu beschäftigen.

Lina Dūdaitė schuf zu dieser Geschichte gar reizende Illustrationen. Die Welt von Adelheid & Ferkolin scheint wie in rosaroter Zuckerwatte getaucht, wo der Schnee wie flauschige Pudelmützen auf den Bäumen liegt. Die Regeln der Schwerkraft bzw. der Physik setzt sie berückend märchenhaft außer Kraft. Auch amüsierten mich die kleinen Zeichnungen am Seitenrand oder die Skizzen, die im Text „eingebaut“ wurden. Die Farben wurden von ihr so geschmackvoll aufeinander abgestimmt, dass ihre Bilder durch eine pudrige Leichtigkeit bestechen. Grelle, plakative Töne sucht man hier vergeblich.

Solch hinreißende Freunde wie Adelheid & Ferkolin wären jedem Kind (und auch jedem Erwachsenen) zu wünschen, die zeigen, dass es manchmal besser ist, weniger zu grübeln und mehr zu handeln.


erschienen bei bohem / ISBN: 978-3959392228 / in der Übersetzung von Saskia Drude

Ich danke dem Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar!

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