[Rezension] Enid Blyton – FÜNF FREUNDE IM ALTEN TURM (Hörspiel)

Kennt ihr das auch? Es gibt Bücher, die man als Kind gelesen hat, die in der Erinnerung einen verklärten Eindruck hinterlassen haben. Obwohl: Es ist weniger ein Eindruck sondern vielmehr ein Gefühl, das man zum besagten Zeitpunkt mit dem Lesen eben jenes Buches verbindet. Allein die Erinnerung daran lässt dieses Gefühl wieder aufleben.

In meinem Fall ist es das Gefühl nach Ruhe und Geborgenheit – beides war in meinem chaotischen Elternhaus eher wenig vorhanden. Dank der Intention meines Großvaters lernte ich, mich dem Chaos zu entziehen, und so wird FÜNF FREUNDE IM ALTEN TURM immer zur Rubrik DIE BÜCHER MEINES LEBENS gehören und somit stets einen Platz in meinem Herzen haben.


1 CD/ FÜNF FREUNDE IM ALTEN TURM von Enid Blyton (1980)/ Hörspielbearbeitung & Regie: Heikedine Körtling/ Musik: Bert Brac/ mit Lutz Mackensy, Oliver Rohrbeck, Oliver Mink, Ute Rohrbeck, Maud Ackermann, Marianne Kehlau, Karl-Walter Diess, Marlen Krause u.a.

In den Weihnachtsferien wollen sich die fünf Freunde in einer tollen Skihütte so richtig erholen und freuen sich auf einen zünftigen Urlaub mit Ski, Rodel und viel, viel Schnee. Doch dann entdecken sie auf dem gegenüberliegenden Berg eine Burg mit einem geheimnisvollen Turm, der von einem scharfen Hund bewacht wird und mit einem elektrischen Zaun gesichert ist. Als die fünf Freunde einen unterirdischen Gang aufspüren, der zu einem verschlossenen Gewölbe führt, sind sie mitten in einem neuen Abenteuer.

(Inhaltsangabe dem Cover der CD bzw. der Homepage der Produktionsfirma entnommen.)

Auch das vorliegende Hörspiel drehte sich häufig auf meinem Plattenteller. Ja, ich besaß noch Schallplatten. Für die jüngere Generation: Die Schallplatte war der Vorgänger der Compact Disc, war allerdings größer, hatte dafür in der Mitte ein kleineres Loch und konnte von beiden Seiten abgespielt werden. 😉🙂😄

Dieses Hörspiel lief so oft – gefühlte unendliche Male – auf dem kleinen orange-farbenen Plattenspieler in meinem Kinderzimmer, dass ich die Dialoge mitsprechen konnte. Und auch diesmal ertappte ich mich dabei, wie meine Lippen sich lautlos bewegten. So lauschte ich voller Sentimentalität den ach so bekannten Stimmen von Lutz Mackensy als Erzähler, Oliver Rohrbeck (Julian), Oliver Mink (Dick), Ute Rohrbeck (Anne) und Maud Ackermann (George). Ich erfreute mich an der liebevollen Umsetzung der Geschichte, die dank der versierten Arbeit der Tontechniker auch akustisch trefflich in Szene gesetzt wurde.

Doch auch der verklärte Blick durch die Brille der Nostalgie täuschte mich nicht darüber hinweg, dass Enid Blytons Geschichten mir als Erwachsener eher wenig bieten können. Sie hat sehr genau für „ihre“ Zielgruppe der 8- bis 12-jährigen Kinder geschrieben. Ein „Extra“, eine zweite Ebene oder einen Untertext in der Geschichte, wie z. Bsp. die sanfte Melancholie einer Astrid Lindgren oder die feine Ironie des Erich Kästners, die ihre Werke auch für ältere Generationen so reizvoll machen, suchte ich bei Enid Blyton vergeblich.

Enid Blyton schrieb ganz und gar wahrhaftig „nur“ für die Kinder. Und das ist auch gut so und darf so sein!


erschienen bei Europa (Sony Music)/ ISBN: 978-3866296251

2 Kommentare zu „[Rezension] Enid Blyton – FÜNF FREUNDE IM ALTEN TURM (Hörspiel)

  1. Enid Blyton und die 5 Freunde gehörten unbedingt zu meinen Favoriten während meiner Kindheit und noch frühen Jugend (bis ca. 13 Jahren). Ich besitze auch fast alle Bücher der Roman-Serie. Im Laufe der Zeit entwickelte sich auch ein kritischer Blick auf die Struktur der Geschichten und die geschilderten Charaktere der Protagonisten. Das kann aber bis heute an meinen positiven Erinnerungen der intensiven Leseerlebnisse mit den 5 Freunden nichts ändern. Inzwischen kenne ich die Biografie von Enid Blyton, es gibt dazu auch einen ganz guten Spielfilm. Sie kam aus schwierigen Familienverhältnissen, Vater Alkoholiker, die Ehe der Eltern wurde früh geschieden. Wenn ihre Eltern sich heftig stritten, erzählte sie sich selbst und ihren Geschwistern Geschichten, um aus diesem tristen Milieu in der Fantasie auszusteigen. Früh verließ sie auch das Elternhaus und distanzierte sich – bis zur vollkommenen Kontaktlosigkeit – von den Eltern und den Geschwistern. In vielen ihrer Geschichten zeigt sie Kinder, die unabhängig von Erwachsenen in ihrer eigenen Welt leben und auch immer wieder auf sich allein gestellt sind. Erwachsene sind hier entweder immer irgendwie störend oder kriminell.

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    1. Moin!

      Lieben Dank für Deine erhellenden Worte. Es ist schon erstaunlich: Insbesondere die Menschen, die selbst eine weniger harmonische Kindheit gehabt haben, sorgen dann im Erwachsenenalter – im Rahmen ihrer individuellen Fähigkeiten und Möglichkeiten – dafür, dass die Welt der Kinder ein wenig erträglicher wird.

      Lieben Gruß
      Andreas

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