[Rezension] Christopher Isherwood – Leb wohl, Berlin/ illustrierte Ausgabe und Hörspiel

Vor Jahren begegnete mir Christopher Isherwoods Episodenroman „Leb wohl, Berlin“ zum ersten Mal: Damals entflammte meine Liebe zum Musical und ließ mich zu den Klassikern des Genres auch immer einen neugierigen Blick auf die literarischen Vorlagen werfen. Irgendwann spielte mir das Schicksal (oder der Zufall) diesen Roman abermals in die Hände. Mit dem Abstand der Jahre und mit einem gereifteren Blick hatte dieses Werk eine gänzlich andere Wirkung auf mich. Dieser Umstand veranlasste mich, eine Rezension zu verfassen, die am 17. August 2019 hier auf meinem Blog erschien. Schnell kam mir die Idee, diesen interessanten Autor im Rahmen meiner kleinen Reihe LITERATEN IM FOKUS wieder mehr Aufmerksamkeit zu gönnen.

Und so kündigte ich vollmundig im März 2020 die Retrospektive zu Christopher Isherwood für Oktober desselben Jahres an. Doch wie so oft im Leben kommt zuerst etwas dazwischen und danach alles anders als man denkt. So schmachteten seitdem zwei besondere Fassungen von Isherwoods Erfolgsroman „Leb wohl, Berlin“ ein äußerst tristes Dasein auf meinem SuB und waren in ernsthafter Gefahr, in Vergessenheit zu geraten. Dies hätten sie nun wahrlich nicht verdient! So befreite ich sie aus ihrem Dornröschen-Schlaf und puschelte sie ordentlich mit dem Staubwedel ab, um sie von der Patina der vergangenen drei Jahre zu befreien. Und obwohl Christopher Isherwood es wert wäre, eine Retrospektive zu erhalten, verzichte ich momentan auf eben jene, da ich Euch die schon erwähnten Fassungen nicht weiter vorenthalten möchte.



Christopher Isherwood – Leb wohl, Berlin/ mit Illustrationen von Christine Nippoldt

Willkommen! Bienvenue! Welcome!

Berlin, Anfang der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts: Der junge Schriftsteller Christopher Isherwood kommt in diese pulsierende Metropole auf der Suche nach Inspiration für einen Roman. Inspiration findet er nicht – dafür verleiten ihn die vielen Begegnungen mit ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten: Persönlichkeiten, die nur eine Stadt wie Berlin hervorbringen oder anlocken kann. Inspiration! – Inspiration brauchte der reale Isherwood nicht zu suchen! Inspiration hatte Isherwood zuhauf direkt vor seiner Nase! Da ist seine ältliche Zimmerwirtin Fräulein Schroeder, die ihren besseren Zeiten hinterher träumt und trauert, über ihre Mieter stellvertretend am Leben teilnimmt und sich gezwungenermaßen mit jeglicher Regierung akklimatisiert. Was bleibt ihr auch übrig: Wo soll sie sonst hin? Da ist der junge Otto Nowak, der mit seiner Familie in einem Hinterhof des Hinterhofs eines Hinterhofs lebt, und die in ihrer erbärmlichen Trostlosigkeit willig den Nährboden bietet für die Versprechungen der Nazis. Da ist der intellektuelle Bernhard Landauer, Geschäftsmann aus dem noblen Villenviertel, der in seiner passiven Resignation gegenüber der Realität zwangsläufig zum Opfer für die Gräueltaten der Nazis wird. Da ist die kapriziöse Sally Bowles, semi-talentiert aber dafür selbst-überschätzend, mit einem Hauch Verrücktheit, einer sexuellen Freigiebigkeit und einem hohen Maß an Unkompliziertheit, die in der damaligen Zeit sowohl für Faszination wie für Verwirrung bei ihren Mitmenschen sorgt.

 „Ich bin eine Kamera mit offenem Verschluss, ganz passiv, ich nehme auf, ich denke nicht.“

Der Autor wirkt beinah neutral und begegnet seinen Protagonisten wertfrei: Er ist Beobachter, nicht Analytiker. Er beschreibt die Szenerie durchaus detailliert aber unvoreingenommen. Trotzdem schafft er Atmosphäre ohne indifferent zu erscheinen.

Er porträtiert seine Protagonisten mit Witz, vermeidet es indes, sie der Lächerlichkeit preiszugeben – im Gegenteil: Oftmals offenbart sich in den alltäglichen Szenen und den scheinbar belanglosen Begegnungen eine bemitleidenswerte Tragik. Während die ersten Kapitel noch sehr detailliert das Geschehen wiedergeben, wirkt das letzte Kapitel mit seinen kurzen Episoden wie schnelle Schlaglichter, die eine wahrgenommenen Situation fragmentiert wiederspiegeln und trotz ihrer Kürze das Vage einer zunehmend unsicheren Wirklichkeit vermitteln.

Somit ist Christopher Isherwoods Episodenroman aus dem Jahre 1939 ein literarisches Zeugnis seiner Zeit und spiegelt eine Gesellschaft im Umbruch wieder: Das Weltoffene und Tolerante der Weimarer Republik ist noch spürbar, das Kleingeistige und Menschenverachtende des Nationalsozialismus ist schon zu erahnen. Das Berlin einer Sally Bowles wird bald Vergangenheit sein: Eine Epoche neigt sich dem Ende entgegen…!

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Die Büchergilde Gutenberg ist bekannt für ihre außergewöhnliche Buchgestaltung: Mit ihren illustrierten Fassungen von (modernen) Klassikern sorgt sie gerne für Furore bei Buchliebhaber*innen und heimste in der Vergangenheit schon so manchen Preis ein. In diesem Fall hat sich die Künstlerin Christine Nippoldt dem Roman von Christopher Isherwood angenommen. So wie Isherwood sich in seinen Geschichten von realen Personen inspirieren ließ, so lässt auch Nippoldt bei der Schaffung ihrer Bilder sich von realen Personen inspirieren (wie sie in einem Nachwort verrät) und stöberte in historischem Bildmaterial. Optisch erinnern ihre Kunstwerke an Linol- oder Holzdrucke und sind in einer Art Collagentechnik entstanden, indem die Farbschichten nacheinander aufgetragen wurden. Dies verleiht ihnen einen beinah morbiden Charme und sorgt für Akzente. Nippoldts Illustrationen sind sehr atmosphärisch und variieren in ihrer Farbgebung je nachdem, welche Episode des Romans zu erzählen gilt. Dabei werden die Illustrationen nicht „nur“ einfach in die Handlung eingefügt: Das gestalterische Konzept wird konsequent auf das gesamte Buch angewendet. So schmückt die passende Vignette jedes Kapitel, und Initiale stehen am Anfang eines jeden Absatzes.


erschienen bei Büchergilde Gutenberg / ISBN: 978-3763269181 / in der Übersetzung von Kathrin Passing und Gerhard Henschel

ebenfalls erschienen bei Hoffmann & Campe/ ISBN: 978-3455405002 und Atlantik/ ISBN: 978-3455650778 (alle ohne Illustrationen)



Christopher Isherwood – Leb wohl, Berlin (Hörspiel)

4 CDs/ Bearbeitung: Heinz Sommer/ Regie: Leonhard Koppelmann/ Originalkomposition & musikalische Leitung: Jörg Achim Keller/ es spielt die HR-Bigband/ mit Mathieu Carrière, Christopher Nell, Laura Maire, Barbara Philipp u.v.m.

 „Ich bin eine Kamera mit offenem Verschluss, ganz passiv, ich nehme auf, ich denke nicht.“

Mit diesem Satz beginnt auch eines der fulminantesten Hörspiele, das ich mir je anhören durfte. Wie einem Mantra gleich bleibt Mathieu Carrière als Erzähler dieser Aussage treu: Er beobachtet und kommentiert aber urteilt nicht. Er hält Distanz zu seiner Berichterstattung, wirkt dabei aber nie unbeteiligt oder gleichgültig. Dabei verwebt sich seine Stimme immer wieder gekonnt mit der von Christopher Nell. Während Carrière den deutschen Text spricht, können wir auch dem englischen Original durch Nell lauschen, was so für eine beängstigende Nähe zum Autor sorgt. Die Stimme des Erzählers verschmilzt mit der Stimme des jungen Christopher Isherwood. Christopher Nell mimt den aufstrebenden Autor als einen unvoreingenommenen Charakter mit jugendlichem Charme, dem wir den gebildeten Literaten ebenso abnehmen wie den jungen Mann, der nur allzu empfänglich ist für die mannigfaltigen Verführungen im damaligen Berlin.

Laura Maire schafft in ihrem Porträt der Sally Bowles die gekonnte Balance zwischen Pragmatismus, Selbstüberschätzung und Verführung, ohne dass sie ins allzu Ordinäre abrutscht. Ihre Stimme pendelt zwischen unbändiger Lebenslust, verruchter Erotik und kindlicher Naivität. Barbara Philipp verleiht der Zimmerwirtin Fräulein Schroeder mit prägnanter Stimme eine liebenswerte Kauzigkeit und geizt nicht mit bodenständigen Humor. Dabei ist es eine Freude zuzuhören, wie ein tolle Schauspielerin einer literarischen Figur ihre Stimme schenkt: Aufgrund mangelnder Englischkenntnisse spricht Fräulein Schröder Christopher Isherwood immer mit „Herr Issiwu“ an, was von Philipp ganz entzückend moduliert wird.

Diese vier talentierten Schauspieler*innen führen ein hochkarätiges Ensemble an, das in div. Rollen u.a. durch Lucie Heintze, Daniela Kiefer, Ole Lagerpusch, Gisa Flake, Felix von Manteuffel, Wanja Mues, Friedhelm Ptok und Franziska Troegner auf das Vortrefflichste komplementiert wird. Diese renommierten Sprecher*innen sind sich nicht zu schade, um in die div. (Neben-)Rollen zu schlüpfen und so zur hohen Qualität dieses Hörspiels wesentlich beizutragen.

Heinz Sommer bleibt in seiner Bearbeitung der bekannten Übersetzung durch Kathrin Passing und Gerhard Henschel treu und verflechtet die Dialoge gekonnt mit dem Erzähltext. Dabei verzichtet er nur auf die beschreibenden Passagen, die über Musik, historische Original-Einspielungen (z. Bsp. Auszüge aus dem Film „Der blaue Engel“ oder ein Radio-Interview mit Max Schmeling) und den Hintergrundgeräusche dem Hörer vermittelt werden. Den musikalischen Rahmen liefert Jörg Achim Keller mit der HR-Bigband, die mit ihrem authentischen Sound das so genannte Babylon Berlin wiederaufleben lassen. Strippenzieher hinter all dieser einzelnen Komponenten und somit derjenige, der dies alles zu einem Gesamtkunstwerk bündelt, ist der Regisseur Leonhard Koppelmann, der hier eine großartige Arbeit abliefert. Er sorgt für eine enorme „Tiefe“ und verleiht diesem Hörspiel so eine unwiderstehliche Sogkraft, der ich mich nicht entziehen konnte. Ein sensationelles Hör-Erlebnis…!!!

Auf Wiedersehen! A bientôt! Good night!


erschienen bei der Hörverlag/ ISBN: 978-3844536317

Ich danke dem Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Hörexemplar!

[Rezension] Gaston Leroux – Das Phantom der Oper (Hörspiel)

Lieben wir nicht alle Schauergeschichten – egal ob literarisch, filmisch oder rein akustisch: Dieses wohlige Gruseln während die Anspannung stetig steigt. Das Entgegenfiebern bis zum erlösenden Ende. Das Nachspüren der Atmosphäre, wenn uns hinterher unser Gang durch die dunkle und verdächtig stille Wohnung ins Schlafzimmer führt, und wir es uns kaum verkneifen können, einen prüfenden Blick in den Schrank und unter das Bett zu werfen…!

…und manche Geschichten schaffen es, Jahre/Jahrzehnte/Jahrhunderte ebenso zu überdauern wie kurzlebige Mode-Erscheinungen unbeschadet zu überleben, um so in den Olymp der Klassiker aufzusteigen und sich in eine illustre Schar von Mitstreiter*innen einzureihen. Legte Mary Shelley im Jahre 1818 mit „Frankenstein“ einen fulminanten „Grundstein“ für das Horror-Genre, der von keinem geringeren als Edgar Allan Poe und seinen Werken meisterhaft ausgebaut wurde. Doch auch nach dessen rätselhaften Tod im Jahre 1849 war es nur eine Frage der Zeit bis neue Schocker ihre Leserschaft zum Schaudern brachten, wie Robert Louis Stevenson im Jahre 1886 mit Dr. Jekyll & Mr. Hyde und Bram Strokers „Dracula“ aus dem Jahre 1897. Im Vergleich zu diesen Werken erscheint „Das Phantom der Oper“ aus dem Jahre 1909 beinah wie das „Nesthäkchen“.

Seit geraumer Zeit setzt ein dubioses Wesen die Direktion der Pariser Oper unter Druck und Künstler und Bühnenarbeiter in Angst und Schrecken. Er hat ganz klare Vorstellungen, wie „seine“ Oper zu führen sei, und nimmt Einfluss an der künstlerischen Arbeit des Hauses. Sollten seine Anweisungen nicht befolgt werden, geschieht Schreckliches. Zu aller Überraschung protegiert er die junge, unerfahrene Sängerin Christine Daaé, die sich dank seinem Unterricht auf der Bühne als brillante Sängerin profiliert. Doch auch Raoul, Vicomte de Chagny, ein Jugendfreund von Christine, ist von ihr entzückt. Doch die Liebe der beiden jungen Menschen bleibt dem Phantom nicht verborgen, und er setzt skrupellos alles daran, um Christine für ewig an sich zu binden…!


CDs/ Das Phantom der Oper nach Gaston Leroux (2019)/ Hörspielbearbeitung & Regie: Regine Ahrem/ mit Matthias Habich, Mirco Kreibich, Fabian Hinrichs, Marina Frenk, Regina Lemnitz, Ursina Lardi, Carmen-Maja Antoni, Gerd Wameling u.a./ Kompositionen: Michael Rodach

Ein Roman wie „Das Phantom der Oper“, dessen Schauplatz ein Opernhaus ist und der von einem geheimnisvollen Gesangslehrer und seiner betörenden Schülerin handelt, ist natürlich geradezu prädestiniert für eine musikalische Umsetzung. Schon bei den ersten Stummfilmen wurde die Handlung auf der Leinwand vom Kino-Pianisten vor Ort mit klassischer Musik unterlegt. In späteren Verfilmungen waren üppige Opern-Szenen immer ein wichtiger Teil der Handlung. Und selbst Andrew Lloyd Webber zitiert in seinem Musical-Welterfolg die Musik des Meisters der französischen Grand opéra Giacomo Meyerbeer. Für mich ist dies auch eine der gelungensten (wenn nicht sogar die gelungenste) Umsetzung(en) dieses Stoffes, und ich glaube, mir ein Urteil erlauben zu können: Ich habe dieses wunderschöne Musical bisher sechs Mal auf der Bühne bewundern dürfen (1991, 1995, 1996, 2001 und am 14.02.2014 in „Neue Flora“ in Hamburg und am 08.11.2001 in „Det Ny Teater“ in Kopenhagen).

Und gerade von dieser Version voller opulenter Klangfülle musste ich mich beim Anhören des Hörspiels wieder lösen bzw. kurzfristig vergessen, um einen neutraleren Blick auf diese Umsetzung des Romans werfen zu können. Regisseurin Regine Ahrem besann sich bei ihrer Hörspielbearbeitung auf den Original-Roman, den Leroux in einem beinah journalistisch-nüchternen Ton verfasste. Während in anderen Adaptionen der erzählerische Schwerpunkt eher auf der Konstellation Christine-Phantom liegt, darf hier Raoul seine Stimme erheben und bekommt diese gleich von zwei Sprechern geliehen. Matthias Habich spricht den gealterten Raoul, der, nach dem Tod seiner geliebten Gattin Christine und mit dem Abstand von Jahren, seine Sicht der damaligen Ereignisse zum Besten gibt. Habich fungiert hier als ein souveräner Erzähler und gibt so den Rahmen der Handlung vor. Die dynamische Stimme von Mirco Kreibich als sein jüngeres Ego harmoniert sehr gut mit der reifen, gesetzten Stimme von Habich. Marina Frenk gestaltet die Christine weniger als passiv-duldende Schöne. Vielmehr agiert sie sehr selbstbewusst, ließ allerdings auch ein wenig den Reiz vermissen, den ihre Rolle auf die beiden männlichen Kontrahenten ausüben sollte. Mit einem beinah androgynen Ton verleiht Fabian Hinrichs der Titelfigur Profil und changiert in seiner Interpretation von sanft-verführerisch über diabolisch-gefährlich bis mitfühlend-sensibel. Regina Lemnitz gefällt in der Rolle der mütterlich-verständnisvollen Mme Giry. Doch auch die Nebenrollen sind dank der Talente u.a. von Ursina Lardi, Carmen-Maja Antoni und Gerd Wameling mit prägnanten Stimmen besetzt.

Bei diesem Hörspiel wurde mit einer besonderen Aufnahmetechnik namens „Kunstkopf“ gearbeitet. Dabei wird nicht wie gewöhnlich klassisch im Studio mit einem herkömmlichen Mikrophon gearbeitet. Vielmehr ist der „Kunstkopf“ in der Lage, die akustischen Besonderheiten eines Raumes aufzunehmen, d.h. die Aufnahme erfolgt nicht in mehrere Takes, die später geschnitten und durch entsprechende Hintergrundgeräusche ergänzt werden. Vielmehr befinden sich alle an diesem Aufnahmeprozess Beteiligte in eine für die Szene passenden Räumlichkeit und spielen eben besagte Szene in einem Rutsch durch. Ob auch die gelungene Originalmusik von Michael Rodach wie auch die Opernpartien vor Ort (ab)gespielt oder diese nachträglich hinzugefügt wurden, lässt sich aus dem Booklet nicht in Erfahrung bringen. Beides schmiegt sich aber perfekt in die Geschichte ein und sorgt so für einen enorm atmosphärischen Klang. Die Kombination all dieser Zutaten macht dieses Hörspiel zu einem ungewohnt räumlichen Hörerlebnis.


erschienen bei DAV/ ISBN: 978-3742410016

[Rezension] Alan Bradley – Flavia de Luce. Mord im Gurkenbeet (Hörspiel)

Die 11-jährige Flavia stolpert eines Morgens unversehens über den Körper eines Fremden, der im Gurkenbeet liegend sein Leben aushaucht. Doch so fremd scheint der Tote auf dem Familienanwesen Buckshaw nicht allen Familienmitgliedern zu sein: Ihr Vater Colonel de Luce hatte noch am Vorabend eine heftige Auseinandersetzung mit dem Verblichenen. So fokussiert sich die Arbeit vom ermittelnden Inspektor Hewitt auch genau in diese Richtung. Flavia glaubt felsenfest an die Unschuld ihres Vaters: Schließlich wurde das Opfer vergiftet, und der Colonel ist zwar eine Koryphäe der Philatelie, kennt sich mit der Chemie allerdings überhaupt nicht aus – ganz im Gegensatz zu seiner vorlauten Tochter Flavia, die sich nun in die Ermittlungen einmischt, für ordentlich Verwirrung sorgt und den wahren Täter somit zwingt, wieder aktiv zu werden…!

Mr Bradley lässt sich mit der Veröffentlichung eines neuen aufregenden Abenteuers einer meiner Lieblings-Spürnasen leider sehr viel Zeit. Umso erfreuter war ich, als ich entdeckte, dass es zum allerersten Roman eine Hörspielfassung gibt. So konnte ich der Versuchung einfach nicht widerstehen,…

…und nun sitze ich in meinem gemütlichen Ohren-Sessel, neben mir dampft ein Becher gefüllt mit köstlichem Kaffee, und lausche der akustischen Umsetzung einer Geschichte, die ich so gut kenne. Schließlich habe ich selbst schon zwei Lesungen mit Flavia bestritten und somit ihr und ihren Freunden meine Stimme geliehen,…


2 CDs/ Flavia de Luce. Mord im Gurkenbeet von Alan Bradley (2013)/ Buch & Regie: Markus Winter/ mit Luisa Wietzorek, Zalina Sanchez Decke, Tom Jacobs, Torsten Münchow, Maria Koschny, Inken Baxmeier, Helmut Winkelmann, Hildegard Meier, Corinna Dorenkamp u.a.

…und nun sitze ich und lausche und lausche und lausche und bin irritiert. Nicht, dass ich es hier mit einer schlechten Umsetzung der Geschichte zu tun hätte. Vielmehr habe ich bei meinen Lesungen zwangsläufig einige Rollen anders interpretiert, ihnen sozusagen stimmlich eine andere Färbung, einen anderen Rhythmus, einen anderen Ton verliehen. Zudem hatte ich Flavia nie ernsthaft als 11-jährige wahrgenommen, und sie somit auch nie als solche bei meinen Lesungen dargestellt. Doch nun wird sie – als logische Konsequenz – selbstverständlich von einem 12-jährigen jungen Mädchen gesprochen. Doch ich wundere mich über mich selbst, dass ich diesen Umstand bisher geflissentlich ausgeblendet habe, und muss darum meine Sichtweise auf die Figur/die Figuren neu justieren.

Dabei haben die Produzenten die Titelpartie klug mit zwei Sprecherinnen besetzt. Zalina Sanchez Decke spricht in den Dialogen die junge Flavia mit jugendlichem Elan und kindlicher Naivität, während Luisa Wietzorek als Erzählerin die reifere Flavia verkörpert und uns somit aus Sicht der Vergangenheit an den Geschehnissen auf Buckshaw teilhaben lässt. Ein durchaus raffinierter Schachzug, der auch ohne Bruch auskommt, da beide Stimmen sehr gut nebeneinander harmonieren. Torsten Münchow gibt einen souveränen Inspektor Hewitt und gestaltet glaubhaft die Wandlung vom zurückhaltenden Ermittler zum besorgten väterlichen Freund. Tom Jacobs als Colonel de Luce hätte für meinen Geschmack durchaus ein wenig fahriger und weltentrückter sein können. Dafür punkten Inken Baxmeier als Daphne und besonders Maria Koschny als Ophelia mit prägnanten wie humorvollen Auftritten. Als kleinen Frische-Kick empfand ich auch Corinna Dorenkamp in der Rolle der Mary Stoker. Besonders die Interpretationen von Helmut Winkelmann (Dogger) und Hildegard Meier (Mrs. Mullet) wurden „Opfer“ meiner vorgefassten Meinung, da ich mir gerade diese beiden Rollen prägnanter bzw. kauziger gewünscht hätte. Zudem intonieren einige Sprecher*innen in einem Duktus als würden sie ein klassisches Kinder-Hörspiel à la „Bibi Blocksberg“ einsprechen und kein Hörspiel für reifere Zuhörer – die Heldin ist zwar erst zarte 11 Jahre alt, aber trotzdem handelt es sich hierbei um einen reellen Krimi.

Regisseur Markus Winter ist eine solide Umsetzung der Geschichte gelungen, die mir Freude bereitet hat aber durchaus noch ausbaufähiger ist. Dafür gebührt ihm das große Kompliment, dass er das Buch geschickt auf die Länge von zwei CDs komprimiert hat, ohne dass wesentliche Inhalte verloren gingen oder der Fluss der Geschichte gestört wurde.


erschienen bei WinterZeit Audiobooks/ ISBN: 978-3943732221

[Rezension] Agatha Christie – Hörspiele Teil 2: Der Mord an Roger Ackroyd, Die Fuchsjagd, Tod im Pfarrhaus, Die spanische Truhe

Hallo! & Herzlich Willkommen!

…zum 2. Teil meiner Vorstellungsrunde mit Hörspiele, die nach Werken aus der Feder von Agatha Christie entstanden sind. Ich durfte in den letzten Tagen einige sehr entspannte, kuschelige Stunden vor dem CD-Player verbringen und muss Euch gestehen, ich habe wieder Blut geleckt. Natürlich nur im übertragenen Sinn, auch wenn meine Formulierung gar wunderbar zum kriminalistischen Grund-Tenor dieser Rezension passt.

Diesmal kommt es auch endlich zu der langersehnten Begegnung mit Christies exzellenten Spürnasen Hercule Poirot und Jane Marple. Beiden wurde schon – sowohl in Film wie auch Fernsehen – von div. außergewöhnlichen Schauspieler*innen eine filmische Gestalt gegeben, sodass ich nun sehr gespannt auf das reine auditive Erleben war.

Als Schmankerl dürfen wir uns zudem auf „Die Fuchsjagd“ freuen, besser bekannt unter dem Titel „Die Mausefalle“. Mit diesem Theaterstück schrieb Agatha Christie Theatergeschichte, da dieser Krimi seit 1952 ohne Unterbrechung im Londoner West End zu sehen war. Um diese Erfolgsgeschichte (hoffentlich nur vorübergehend) zu unterbrechen, bedurfte es einer weltweiten Pandemie, aufgrund derer alle Theater schließen mussten.

Ich hoffe sehr, dass dieser Zustand sich in absehbarer Zeit verbessert, damit kulturelle Einrichtungen wieder die Türen für ihr Publikum öffnen, und wir alle endlich wieder Kultur genießen dürfen.


Vier Hörspiele von Agatha Christie

 CD 1/ Der Mord an Roger Ackroyd oder Alibi (1956)/ Regie: Wolfgang Schwade/ mit Joseph Offenbach, Charles Regnier, Hans Paetsch, Herbert Steinmet, Liselotte Willführ, Inge Stolten u.a.

Mit diesem Werk sorgte Agatha Christie für Unruhe bei ihrer Leserschaft: Nicht nur, dass sie für die Erzählperspektive nicht die Sicht des Kriminalisten wählte, zudem gönnte sie sich einen weiteren literarischen Kniff, den ich hier allerdings nicht verraten möchte. So bleibt die Hörspielfassung dem Original treu, indem die Geschichte aus Sicht von Dr. Sheppard erzählt wird. So wirkt das Hörspiel beinah wie eine Lesung in der einige Dialog-Passagen eingestreut wurden.

Charles Regnier trägt hierbei die „vokale“ Haupt-Last und wirkt als Dr. Sheppard beinah analytisch-unbeteiligt, das der Rolle durchaus zugute kommt. Joseph Offenbach haucht dem belgischen Meisterdetektiv mit charmantem Akzent eine agile Lebendigkeit ein. Kaum sprach Hans Paetsch als Roger Ackroyd seine ersten Sätze, schon fühlte ich mich in meine Kindheit zurück versetzt: Diese unverwechselbare Stimme erklang schon bei unzähligen Märchen-Hörspielen. Mit Hinweis auf den Titel dieses Krimis, war der Genuss, diese markante Stimme wieder hören zu dürfen, leider nur von kurzer Dauer.


CD 2/ Die Fuchsjagd oder Die Mausefalle (1958)/ Regie: Willy Purucker/ mit Kurt Ludwig, Ernst Hochstätter, Ilse Petri, John Pauls-Harding, Eleonore Noelle, Peter Vogel u.a.

Ein einsames und von der Außenwelt abgeschnittenes Setting + eine überschaubare Anzahl an Protagonist*innen + ein Mord = die/der Mörder*in befindet sich unter den Anwesenden. Agatha Christie hat diesen Plot gerne in unzähligen Variationen und Abwandlungen bemüht – und dies sehr erfolgreich. Denn nichts schürt die Ängste der Beteiligten mehr, als die Gewissheit, dass das Böse direkt unter ihnen weilt.

Diese Hörspielproduktion punktet mit einem homogenen Ensemble und der Kunst des Tonmeisters, der mit stimmigen Hintergrundgeräuschen und einer gekonnten Abmischung geschickt eine räumliche Atmosphäre schafft. Warum allerdings die wunderbare Charakter-Schauspielerin Lina Carstens als Mrs. Boyle weder auf dem CD-Beiblatt noch im Nachspann Erwähnung fand, ist mir absolut unverständlich.


CD 3+4/ Mord im Pfarrhaus (1970)/ Regie: Otto Kurth/ mit Erika von Thellmann, Hans Quest, Ingrid Capelle, Elmar Wepper, Edith Hancke, Hanne Wieder, Jürgen Goslar, Wolfgang Weiser, Alf Tamin, Günter Sauer, Carin Braun, Paula Denk u.a.

Dieses Hörspiel ist wohl am prominentesten besetzt, hatte ich doch zu den meisten Namen sofort ein Gesicht vor Augen. Aber garantieren prominente Namen auch ein den Hörer*innen zufriedenstellendes Ergebnis? In diesem Fall: Ja! Sie tun es!

Erika von Thellmann gibt mit pointierter Stimme ein destingiertes Fräulein (!) Marple, die mit einer selbstbewussten Aufdringlichkeit Gefahr läuft, als Klatschbase verschrien zu werden. Hans Quest und Ingrid Capelle geben ein stimmiges Pfarrers-Ehepaar ab, dem trotz Wahrung der christlichen Tugenden allzu menschliches nicht fremd scheint. Elmar Wepper komplementiert als Neffe Dennis mit jugendlichem Elan die Familie. Hanne Wieder und Jürgen Goslar als (un)heimliches Liebespaar konnten als Film- und Fernsehschaffende eine beachtliche Karriere vorweisen und schöpfen so scheinbar mühelos aus dem Fundus ihrer darstellerischen Erfahrungen. Ein Umstand, der auch der Interpretation ihrer Rollen zugutekam. Den allzu „dramatischen“ Grundton des Stücks lockert Edith Hancke als Hausperle Mary mit ihren humorvollen Auftritten auf.

Und auch in diesem Fall gilt mein Dank dem hervorragenden Tonmeister, der abermals wieder ganze Arbeit leistete, indem er dieses Hör-Erlebnis durch sein Können abrundete.


CD 4/ Die spanische Truhe (1994)/ Regie: Reinhard Prosser und Gerda Eisendle/ mit Gustl Weishappel, Alexandra Tichy, Signe Seidel, Helma Gautier, Klaus Martin Heim u.a.

Hercule Poirot, der Zweite: In dieser Hörspiel-Adaption einer Kurzgeschichte schlüpft Gustl Weishappel vokal in die Rolle unseres Meisterdetektivs und konnte mich bedauerlicherweise mit seiner Darbietung nicht völlig überzeugen.

Weishappel ist durchaus ein talentierter Sprecher, nur für die Rolle des Hercule Poirot halte ich ihn für keine optimale Wahl. So wirkt Weishappels Interpretation des kleinen, agilen Belgiers eher gemütlich, beinah väterlich und somit wenig dynamisch. Auch interpretiert Alexandra Tichy die Rolle der patenten Sekretärin Miss Lemon eher unangebracht spröde. Alle anderen Sprecher*innen liefern solide aber wenig spektakuläre Leistungen.

Alles in allem ist dies – von den bisher angehörten und rezensierten Hörspielen – die schwächste Adaption eines Christie-Klassikers.


erschienen bei der Hörverlag/ ISBN: 978-3867177221 (Vier Hörspiele: Der Mord an Roger Ackroyd, Die Fuchsjagd, Tod im Pfarrhaus, Die spanische Truhe)

Ich danke dem Verlag herzlich für die zur Verfügung gestellten Hör-Exemplare!

[Rezension] Agatha Christie – Hörspiele Teil 1: Zeugin der Anklage, Die Stimme aus dem Grab, Legale Tricks

Abends, wenn es eigentlich schon Zeit war, um zu schlafen, gab es für mich als Kind nichts gemütlicheres, als eingekuschelt in meiner Daunendecke einer Hörspiel-Kassetten zu lauschen: Die drei ???, 5 Freunde und TKKG waren auch hier meine bevorzugten Helden. Selten empfand ich meine Kindheit friedvoller als in diesen raren Momenten.

Daran musste ich denken, als ich zwei Hörspiel-Editionen mit Werken meiner Lieblings-Autorin entdeckte. Hörbücher begeistern mich ja eher weniger, aber vielleicht könnte ich mit diesen Hörspielen das Gefühl der Vergangenheit wieder heraufbeschwören.

Es handelt sich hierbei um eine abwechslungsreiche Auswahl, die hauptsächlich beliebte Christie-Geschichten beinhaltet aber auch mit zwei eher unbekannteren Erzählungen neugierig macht auf ihre Werke abseits des Bekannten. Allen Einspielungen ist gemein, dass jeweils ein talentiertes Ensembles aus renommierten Darsteller*innen, die einigen Hörer*innen aus Theater, Film und Fernsehen bekannt sein dürften, zum Einsatz kam. Da hier tief und erfolgreich in den Archiven der Rundfunkanstalten gewühlt wurde, dürfen wir uns an Einspielungen aus den 50ern, 60ern, 70ern und 90ern sowie aus dem Jahre 2000 erfreuen. Doch gänzlich unabhängig vom Alter der Aufnahme ist die Tonqualität exzellent.

Gefallen haben mir alle (!) Hörspiele. Dabei konnte ich durchaus Unterschiede im Vortrag wahrnehmen: Die Sprecher*innen aus den 50er Jahren klingen anders als ihre Kolleg*innen aus dem Jahre 2000. Der Sprachduktus war damals ein anderer als heutzutage – wen wunder’s: Zwischen der Entstehungszeit beider Aufnahmen liegt beinah ein halbes Jahrhundert. Doch in jedem Fall war es für mich eine helle Freude, Könner*innen ihres Fachs zu lauschen, die noch sprechen konnten und die Kunst des Vortragens beherrschten. Darum werde ich auch weniger auf den Inhalt der jeweiligen Geschichte sondern vielmehr auf die Art des Vortrages eingehen.

Abschließend möchte ich einen Appell an Euch richten: Bitte holt Euch die alten Hörspiel-Schinken! Es lohnt sich, weil es so viel Spaß bringt. Ich saß eingekuschelt in einer Decke mit einem Becher Tee in meiner Hand und lauschte gespannt, und – Ja! – ich habe einen Hauch der friedvollen Kinderzeit nochmals erahnen dürfen.

…to be continued: „Agatha Christie – Hörspiele Teil 2“ erscheint am kommenden Freitag!


Drei Hörspiele von Agatha Christie 

CD 1/ Zeugin der Anklage (1995)/ Regie: Reinhard Prosser und Gerda Eisendle/ mit Peter Fröhlich, Sonja Sutter, Reiner Friedrichsen, Karl Michael Vogler, Klaus Martin Heim u.a.

„Was war zuerst da: die Henne oder das Ei?“ stellte ich in meinem Beitrag Agatha Christie – Zeugin der Anklage/ Erzählung und Theaterstück im Vergleich mir selbst die Frage und lieferte in einem Atemzug auch die Antwort. Aus einem Theaterstück wurde ein Film: Dank Billy Wilders exzellenter Verfilmung mit den Schauspiellegenden Charles Laughton, Marlene Dietrich und Tyrone Power ist diese Geschichte sicherlich vielen bekannt. Andere Verfilmungen könnten es gegenüber diesem cineastischen „Schwergewicht“ durchaus schwer haben, sich zu behaupten.

Aus einem Theaterstück wurde aber auch ein Hörspiel: Nun neige ich zum Glück nicht dazu, unterschiedliche Formate miteinander zu vergleichen. So konnte ich relativ neutral dieser Hörspiel-Adaption lauschen, die mit einer stimmigen Geräuschkulisse und dem passenden Einsatz von Hall in den Gerichtsszenen für Atmosphäre sorgt. Leider sind sich die Stimmen von Karl Michael Vogler (Sir Wilfrid Robarts) und Reiner Friedrichsen (Anwalt Mayhew) zu ähnlich, um prägnante Akzente zu setzten. Dafür trumpft Klaus Martin Heim als Staatsanwalt Myers mit markanter Stimme auf. Peter Fröhlich mimt den (scheinbar) Unschuldigen glaubwürdig zwischen Naivität und Fassungslosigkeit. Doch mein Hauptaugenmerk (Oder sollte es eher „Haupt-ohren-merk“ lauten?) lag bei Sonja Sutter in der Rolle der Titelgeberin: Mit fein nuancierter Sprache liefert sie eine äußerst gelungenes Rollenporträt und überzeugte mich somit völlig in dieser Doppelrolle. „Welche Doppelrolle?“ werdet Ihr Euch vielleicht jetzt fragen. Die Lösung erfahrt Ihr beim Anhören dieses Hörspiels!


CD 2/ Die Stimme aus dem Grab (1961)/ Regie: Paul Land/ mit Julia Costa, Ernst Fritz Fürbringer, Edith Heerdegen, Charles Wirths, Tessy Kuhls u.a.

„Christie goes Mystery“ könnte der Untertitel zu dieser Geschichte durchaus lauten. Diesmal meldet sich eine Ehefrau telefonisch aus dem Jenseits und erschreckt ihren Ehemann nebst neuer Gattin.

Ernst Fritz Fürbringer als James Brent, Julia Costa als seine Gattin Pamela und Edith Heerdegen als „Stimme aus dem Grab“ tragen die Hauptlast in dieser mysteriösen Geschichte und meistern dies sehr unterhaltsam. Die Stimmfarben der Sprecher*innen und die zeittypische musikalische Untermalung sorgen sehr charmant für ein nostalgisches Flair.


CD 2/ Legale Tricks (2000)/ Regie: Dieter Carls/ mit Angelika Bartsch, Bernt Hahn, Sibylle Kuhne, Claus-Dieter Clausnitzer u.a.

In dieser spannenden Geschichte spielen – außer Angelika Bartsch als Julia und Bernt Hahn als Sir Luke – alle anderen Personen eher eine untergeordnete Rolle. So mutet dieses Hörspiel auch eher als Kammerspiel an, indem sich die beiden genannten Hauptprotagonisten in ihren Dialogen die Bälle hin und her werfen.

Bernt Hahn mimt den arroganten Womanizer mit anfänglich beinah öligem Charme, bis er wimmernd erkennt, dass er in eine Falle getappt ist. Angelika Bartsch setzt ihre Stimme absolut überlegt ein und schafft mit ihrer differenzierten Betonung, gekonnt Akzente zu platzieren. So gibt sie die verführerische Femme Fatal mit dunklem Geheimnis sowohl äußerst überzeugend wie auch bedrohlich.


erschienen bei der Hörverlag/ ISBN: 978-3867177245 (Drei Hörspiele: Zeugin der Anklage, Die Stimme aus dem Grab, Legale Tricks)

Ich danke dem Verlag herzlich für die zur Verfügung gestellten Hör-Exemplare!

[Rezension] Elke Heidenreich – Frauen und Leidenschaften. Ausgewählte Lieblingstexte (Hörbuch)

Frauen und Leidenschaften: Wer könnte darüber besser berichten als Elke Heidenreich. Schlummern doch in ihrer Brust so einige Leidenschaften, die sie – sehr zur Freude ihres Publikums – regelmäßig aus dem besagten Schlummer erweckt und ans Licht der Öffentlichkeit bringt. Ihre wohl größte Leidenschaft ist das Schreiben, und so hat sie zu einigen Veröffentlichungen für/von/mit/über Frauen schon etliche Vor- und Nachworte verfasst.

Anlässlich ihres 75. Geburtstags vor drei Jahren nahm sie diese Texte nochmals zur Hand, entstaubte sie und las sie erstmals ein (eine weitere ihrer Leidenschaften). Denn diese Texte sind viel zu schade, um in Büchern oder Anthologien in Vergessenheit zu geraten, da es sich zudem um Themen handelt, die sie (O.-Ton!) „leidenschaftlich bewegen“. Sie ist eine Frau, die viel liest, viel schreibt, gerne am Meer lustwandelt, sich Rosen schenken lässt und ihr Leben mit einem Mops teilt (…hin und wieder durchaus auch mit einem Mann, aber der bessere Lebensbegleiter bleibt der Hund!).

Und schon sind wir mitten drin im Geschlechter-Clinch. Zu jedem Thema verdeutlicht die Autorin uns äußerst überzeugend, dass Frauen und Männer aufgrund ihrer unterschiedlichen Programmierung rein genetisch nicht zusammen passen können (Diese Tatsache war mir als schwuler Mann durchaus schon seit geraumer Zeit bewusst 😉). Und so kontert sie gegenüber den Dichtern und Denkern, Seebären, Rosenkavalieren und Hundehaltern unter all den Männern auf der Welt höchst unterhaltsam und kurzweilig. In ihren eleganten Ausführungen lässt sie Sprüche, Zitate und Anekdoten einer Vielzahl an Literat*innen einfließen, die ich mir leider nicht ansatzweise merken konnte und mir darum – ungewöhnlich für ein Hörbuch – eine Anlage mit Quellenverweise gewünscht hätte. Hängen geblieben ist mir (wie könnte es auch anders sein) ihr Zitat von Erich Kästners „Marktanalyse“, das – schon im Jahre 1949 veröffentlicht – so herrlich genüsslich die akademische Hochnäsigkeit mancher Männer ad absurdum führt:

Der Kunde zur Gemüsefrau: „Was lesen Sie denn da, meine Liebe? Ein Buch von Ernst Jünger?“
Die Gemüsefrau zum Kunden: „Nein, ein Buch von Gottfried Benn. Jüngers kristallinische Luzidität ist mir etwas zu prätentiös. Benns zerebrale Magie gibt mir mehr.“

Sollte hier nun der Eindruck entstehen, dass die Autorin bei ihren Ausführungen die Männer nicht allzu gut wegkommen lässt, dann kann ich versichern „Ja, es stimmt!“, aber bei jedem Seitenhieb auf das angeblich starke Geschlecht ist ein schelmisches Augenzwinkern ebenso wahrnehmbar.

Mit diesem Hörbuch beweist Elke Heidenreich abermals, dass sie eine brillante Vorleserin ist, die mit Intelligenz, Humor und (Selbst-)Ironie zu begeistern weiß. Zu gerne würde ich sie wieder einmal bei einer Live-Lesung hören und sehen: ein Erlebnis, das bisher eine ungetrübte Freude bei mir hinterließ. Bis es endlich soweit ist, erfreue ich mich weiter an diesem Plädoyer für die starken, talentierten und selbstbewussten Frauen dieser Welt…!

Liebe Frauen!
Somit sende ich Euch nur die besten Wünsche…
…zum Internationalen Frauentag!
🌺🌹🌷


Die ausgewählten Texte stammten ursprünglich aus den folgenden Anthologien: Einige Bücher sind leider nur antiquarisch zu erhalten, andere können noch über den Verlag bezogen werden.

  • Stefan Bollmann – Frauen, die lesen, sind gefährlich; erschienen bei Elisabeth Sandmann/ ISBN: 978-3938045060
  • Stefan Bollmann – Frauen, die schreiben, leben gefährlich; erschienen bei Elisabeth Sandmann/ ISBN: 978-3938045121
  • Tania Schlie – Frauen am Meer; erschienen bei Thiele/ ISBN: 978-3938045060
  • Dörte Binkert – Frauen und Rosen; erschienen bei Thiele/ ISBN: 978-3851791846
  • Ulla Fölsing – Frauen und ihre Hunde; erschienen bei Thiele/ ISBN: 978-3851793321

erschienen bei Random House Audio/ ISBN: 978-3837142037

Ich danke dem Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Hör-exemplar!

[Rezension] Traudl Bünger – The Queen of Crime: Agatha Christie (Hörbuch)

Agatha Christie hat zu Lebzeiten tunlichst vermieden, ihre beiden beliebten kriminalistischen Spürnasen Miss Marple und Hercule Poirot gemeinsam ermitteln zu lassen, und tat gut daran: Bei den sehr unterschiedlichen Herangehensweisen und Ermittlungsmethoden der Beiden wäre womöglich ein erbitterter Konkurrenzkampf unumgänglich gewesen.

Erst Traudel Bünger, Autorin und bis 2018 als Programleitung des Literaturfestivals lit.COLOGNE tätig, wagte es, diese „heilige Kuh“ zu schlachten: Mit „The Queen of Crime: Agatha Christie“ lässt sie diese außergewöhnlichen Charaktere aufeinandertreffen. Mit Jürgen Tarrach als herrlich snobistischer Poirot mit französischen Akzent und Monica Bleibtreu als pfiffig-resolute Miss Marple mit Herz am rechten Fleck standen ihr zwei Vollblut-Akteure zur Verfügung.

Am 3. Dezember 1926 verschwand die damals 36-jährige Agatha Christie auf mysteriöse Weise, tauchte erst 11 Tage später wieder auf und machte aus diesem Umstand stets ein Geheimnis. Nach eigener Aussage war für Traudel Bünger, die „das Leben einer Kriminalschriftstellerin in einem literarischen Bühnenprogram erzählen will, ein solches Geheimnis ein Geschenk“. Und so nehmen Poirot & Marple alias Tarrach & Bleibtreu die Ermittlungen auf und liefern sich so einen verbalen Schlagabtausch auf Augenhöhe. Während Poirot die Tatsachen systematisch anhand der Chronologie der Ereignisse dem Publikum darlegt, unterbricht Marple ihn immer wieder, um anhand von Anekdoten aus ihrem Dorf St. Mary Mead die mitfühlende (zwischen-)menschliche Komponente nicht zu vernachlässigen. So stricken sie gemeinsam geschickt ein feines Netz der damaligen Ereignisse aus den wenigen bekannten Fakten, Zeitungsartikeln und Interviews von Agathas erstem Ehemann Archibald Christie und analysieren gemeinsam das Verhalten der beteiligten Personen.

Überzeugend arbeitet Traudel Bünger die sehr unterschiedlichen Methoden dieser gewieften Ermittler heraus: Während Poirot seine kleinen grauen Zellen sehr rational einsetzt und die reinen, unverfälschten Fakten berücksichtigt, achtet Miss Marple – sozusagen von Frau zu Frau – auf die Kleinigkeiten im Verhalten und auf Veränderungen im Auftreten von Mrs. Christie. Dabei diskutieren die Schöpfungen durchaus konträr über ihre Schöpferin.

So wagen sie eine Einschätzung, in wieweit die Geschehnisse im Dezember 1926 Einfluss auf die darauf folgenden Werke der Autorin Christie hatten. Auch werden sowohl ihr weiterer Lebensweg wie auch ihre Karriere pointiert beleuchtet: Scheidung vom ersten (untreuen) Ehemann, Reisen mit dem Orient-Express und in den Nahen Osten, Heirat mit dem 14 Jahre jüngeren Archäologen Max Mallowan, weltweite Erfolge als Autorin von Romanen und Bühnenstücke („Die Mausefalle“ wird seit dem Jahre 1952 ohne Unterbrechung in London aufgeführt), von der UNESCO zur erfolgreichsten britischen Schriftstellerin gekürt. Dabei wird deutlich, dass Agatha Christie zu ihrer Zeit schon eine sehr unkonventionelle Frau mit Humor war. So äußerte sie sich zu ihrer Ehe mit einem jüngeren Mann „Heiraten sie einen Archäologen: Je älter sie werden, desto interessanter findet er sie!“ Als sie am 12. Januar 1976 verstarb, zollte ihr die Theaterwelt von London Tribut: Von 22.00 bis 23.00 Uhr wurde das Westend dunkel und trauerte um die „Queen of Crime“.

Doch das Rätsel um die Geschehnisse im Dezember 1926 bleibt unaufgeklärt: Christie gab hierzu nur ein einziges Interview, dass so gut wie nichts zur Klärung beitrug, danach herrschte Schweigen…!

Aber Hercule Poirot und Miss Marple wären nicht DIE exzellenten Kriminologen, wenn sie nicht auch hierfür mit einer jeweils sehr persönlichen Lösung des Falls – jede/r im ganz eigenem Stil – glänzen würden. Und die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo in der Mitte…!

Die 78 Minuten dieses Live-Mitschnitts der lit.COLOGNE aus dem Jahre 2009 vergingen wie im Flug: Neben dem gelungenem Buch von Traudel Bünger ist dies in erster Linie den beiden vortrefflichen Darstellern Monica Bleibtreu und Jürgen Tarrach zu verdanken: Mit Charme und Humor hauchten sie ihren Charakteren Leben ein. Einziger (wirklich nur klitzekleiner) Wehrmutstropfen an dieser Einspielung ist der Umstand, dass der Zuhörer ihrer Performance hin und wieder die Lesung anmerkt, d.h. einige Dialoge wirken eher abgelesen als „frei“ interpretiert. Dafür lebt diese Aufnahme umso mehr von der Live-Atmosphäre mit den Reaktionen des Publikums.


erschienen bei Random House Audio/ ISBN: 978-3837104134

[Rezension] Prof. K. McCoy – Na dann gute Nacht!: Das langweiligste Hörbuch der Welt (Hörbuch)

Zugegeben: Es gab zwei triftige Grunde, warum dieses Hörbuch seinen Weg in unseren Player fand, und das obwohl ich Hörbücher „eigentlich“ nicht höre. Mein Gatte ist derjenige, für den dieses Hörbuch „eigentlich“ bestimmt war. Doch nun lauschen wir gemeinsam…!

Erster Grund: Ich „liebe“ Bjarne Mädel. Spätestens seit „Mord mit Aussicht“ bin ich ihm verfallen, und „Der Tatortreiniger“ hat diese Liebe nur noch weiter verstärkt. Bjarne Mädel ist mit diesem wunderbar trockenen norddeutschen Humor ausgestattet, den er auch in den Spots „Das Beste am Norden“ des NDRs vortrefflich zum Besten gibt, und der auch bei seinem Vortrag zu diesem Hörbuch wunderbar zum Tragen kommt.

Zweiter Grund: Mein Mann ist mit einem umfangreichen „Wissen, das die Welt nicht braucht!“ ausgestattet. Bei jeder noch so unpassenden Gelegenheit bekomme ich dieses Wissen um die Ohren gehauen (Oder hättet ihr gewusst, wann der Indianer der „Village People“ Geburtstag feiert?). Mit diesem Hörbuch bekommt er nun unnützes Wissen auf die Ohren. Und da ich dieses Wissen ebenfalls vermittelt bekomme, bin ich vor seinen weiteren Anschlägen gefeit (hoffentlich!).

Doch nun zur eigentlichen Rezension dieses Hörbuchs: Boah, ist das langweilig! Mein Gatte und ich sind mittendrin beim Hören auf dem Sofa eingeschlafen und mussten darum einige Passagen ein zweites oder sogar drittes Mal hören – vorausgesetzt wir habe diese nicht nochmals verschlafen. Dabei ist dies bitte nicht als Kritik zu verstehen, denn schließlich steht nichts anderes auf dem Cover. Endlich hält ein Produkt, was es verspri…

Zzz..! Ohje, jetzt bin ich tatsächlich eingenickt! Entschuldigung, wo war ich stehen geblieben? Achja…

Mit sonorer, beinah meditativer Stimme trägt Bjarne Mädel das „Wissen, das die Welt nicht braucht!“ vor. Gleichzeitig hört der Zuhörer seinen Spaß an diesem Ulk. Manchmal mutet sein Vortrag an, als hätte er beim Einlesen ein Schmunzeln auf den Lippen. So entsteht der Witz nicht durch eine übermäßige Übertreibung sondern aus der Ernsthaftigkeit seines Vortrags heraus. Seine Darbietung zu Spurweiten von Eisenbahnen erinnert mit dem üppigen Einsatz des Wortes „Railway“ gepaart mit einem auf Seriosität bedachten Habitus an den Sketch „Die Inhaltsangabe eines englischen Fernsehkrimis“ von Loriot. Wenn er im förmlichen Ton erklärt, dass die ägyptischen Pyramiden nichts anderes als pyramidenförmige Bauwerke in Ägypten sind, mutet dies so skurril an, dass ein Auflachen des Zuhörers schier unvermeidbar ist. Dabei beschreibt er detailliert, wie die einzelnen Quader „sorgfältig in der sengenden Hitze der Sonne“ Zentimeter für Zentimeter für Zentimeter an ihren Platz gerückt werd…

Zzz..! Verdammt nochmal: Schon wieder! Das ist mir aber jetzt peinlich! Doch zurück zur Rezension…

Prof. K. McCoy hat nicht nur jedes noch so langweilige Thema gesucht, sondern es scheinbar auch gefunden. Er verdient unseren größten Respekt, dass er bei diesem Unterfangen genügend Energie aufbringen konnte, um nicht ebenfalls einzuschlafen. Seine Themenvielfalt scheint schier unerschöpflich. Oder hättet ihr spontan 37 Namen für Schnee nennen können? Oder hättet ihr gewusst, welche Berühmtheiten die belanglosesten Eintragungen in ihre Tagebücher geschrieben haben? Oder wieviel Myriaden an Myriaden an Myriaden an Sandkörnern benötigt werden, um das ganze Universum auszufü…

Zzz..!

Zzz..!

Zzz..!

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erschienen bei der Hörverlag/ ISBN: 978-3844534931

[Rezension] Die schönsten Weihnachts-Krimis (Hörbuch)

Ich höre keine Hörbücher! Warum ich dies nicht tue, habe ich bei der MONTAGSFRAGE #2 schon hinreichend beantwortet.

Warum ich nun eine Ausnahme mache? Die Mischung der hier versammelten Kurzgeschichten hat mich gereizt – zumal sie von namhaften Sprecher*innen vorgetragen werden.

Dabei handelt es sich hier um eine so abwechslungsreiche Auswahl Geschichten beliebter und bekannter Autor*innen, dass diese sicherlich viele Hörer erfreuen werden. Ich möchte darum auch weniger auf den Inhalt der jeweiligen Geschichte sondern vielmehr auf die Art des Vortrages eingehen.


CD 1/ Agatha ChristieEine Weihnachtstragödie/ gelesen von Beate Himmelstoß

Zugegeben: Kann ich den Vortrag einer Geschichte, die ich selbst für eine Lesung vorbereitet und vorgetragen habe, völlig objektiv beurteilen? Gänzlich frei wird sich niemand machen können, auch ich nicht…

Beate Himmelstoß Vortrag würde ich als solide bezeichnen. Unaufgeregt trägt sie diesen Kurzkrimi vor und verändert nur unwesentlich ihre Stimme, um die verschiedenen Charaktere zu porträtieren. Dies ist auch nicht unbedingt nötig, da die Geschichte im Wesentlichen aus der Sicht von Miss Marple erzählt wird. Überrascht hat mich allerdings, dass versäumt wurde, die ironisch-humorvollen Passagen mittels Betonung herauszuarbeiten. Ob dies an der Sprecherin oder an der Regie lag, kann ich natürlich nicht beurteilen.


CD 2/ Edgar WallaceDer falsche Rettungsring/ gelesen von Wanja Mues

Wanja Mues nahm mich gleich mit seiner markanten Stimme für sich ein und lieferte für die Wallace-Story eine gelungene Performance: Passend zur Geschichte, die im Kriminellen-Milieu auf einer Kreuzfahrten spielt, wählt er einen leicht arrogant Grundton. Beinah beiläufig wirkt seine Vortragsweise, die aber dadurch eine gewisse Gefährlichkeit im Unterton durchschimmern lässt.


CD 2/ Dorothy L. Sayers Das Perlenhalsband/ gelesen von Friedhelm Ptok

Lord Peter Wimsey ermittelt in einem Fall von einer verschwundenen Perlenkette im überschaubaren Umfeld einer Weihnachtsgesellschaft: Für mich war es ein Vergnügen, dem Vortrag von Friedhelm Ptok zu lauschen. Er lässt seine Stimme von gediegen-versnobt bis humorvoll-ironisch erklingen, setzt die Pausen sehr bewusst und gestaltet seinen Vortrag sehr geschmackvoll.


CD 3/ Arthur Conan Doyle Der blaue Karfunkel/ gelesen von Oliver Kalkofe

Oliver Kalkofe setzt seine Stimme zwar sehr effektvoll ein, leider aber auch wenig differenziert. Er kann sich nicht entscheiden, wen er mit welcher Stimm-Färbung ausstattet. Dies führt dazu, dass ich als Hörer das Handlungspersonal nur schwer unterscheiden konnte. Dies störte mich sehr beim Folgen der Handlung. Bedauerlicherweise eine wenig überzeugende Performance…!


CD 4/ Ellis Peters Der Friedhofskater/ gelesen von Friedhelm Ptok

Wieder kommt Friedhelm Ptok zum Einsatz: Auch hier konnte er mich mit seinem Vortrag völlig überzeugen! Bewundernswert wie dieser talentierte Sprecher sein Können in dieser Lesung zeigt. Seine charakteristische Stimme hat hohen Wiedererkennungswert!


CD 4/ Christianna Brand Gesegnet sei dieses Haus/ gelesen von Walter Renneisen

Walter Renneisens Stimme passt hervorragend zu dieser subtil-bösen Geschichte um Christi (Wieder-)Geburt: heiser, leicht rauchig und doch mit hellem Klang. Teilweise erinnert seine Stimme an Gollum aus „Der Herr der Ringe“, die er äußerst wandlungsfähig und effektvoll einsetzt. Eine Glanzleistung…!


CD 5+6/ Georges Simenon Maigrets Weihnachten/ gelesen von Peter Fricke

Peter Fricke ist „ein Name“: Der bekannte Schauspieler kann auf eine äußerst erfolgreiche Karriere im Theater, Film und Fernsehen zurückblicken. Er widmet sich einer Geschichte um Georges Simenons Kommissar Maigret, den er sehr charismatisch und äußerst prägnant seine Stimme leiht. Hier kommt neben dem Talent auch Frickes immense Erfahrung der Lesung zugute: Er wechselt die Stimmlagen gekonnt zwischen den handelnden Personen. Dabei wirkt dieser Vortrag absolut nicht routiniert sondern verströmt eine Menge Charme. Eine wahre Freude…!


erschienen bei Der Hörverlag/ ISBN: 978-3844523249

Ich danke dem Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Hörexemplar!