[Rezension] Peter Swanson – Neun Leben

Da gibt es neun Menschen von unterschiedlicher Herkunft, mit unterschiedlichen Berufen und in unterschiedlichen Staaten der USA lebend. Scheinbar sind sie sich noch nie begegnet und haben nichts miteinander gemein, außer dass ihre Namen auf einer Liste stehen. Neun Namen zu neun Leben: Jede*r dieser neun Menschen erhält die besagte Liste zugeschickt und reagiert darauf sehr unterschiedlich: ratlos, amüsiert, gleichgültig, verängstigt. Doch dann wird Frank Hopkins, ein harmloser älterer Herr, der ein Urlaubsresort in Maine betreibt, ermordet aufgefunden. Sein Name war ebenso auf der mysteriösen Liste vermerkt, wie der von FBI-Agentin Jessica Winslow, die nun verzweifelt versucht, die Personen hinter den Namen ausfindig zu machen, in der Hoffnung, so Rückschlüsse auf den Täter ziehen zu können. Es wird ein Wettlauf gegen die Zeit, denn der Mörder bleibt nicht untätig. Schließlich weiß er als Einziger sehr genau, wo seine Opfer zu finden sind…!

Autor Peter Swanson greift in das Füllhorn der Kriminalliteratur, wählt die gewohnten Ingredienzien aus den Klassikern dieser Zunft und klöppelt aus ihnen einen kurzweiligen, gut zu lesenden Krimi. Dabei zitiert er hemmungslos eines der bekanntesten Werke aus der Feder von Agatha Christie Und dann gab’s keines mehr. Diesen offensichtlichen „Plagiat“ verzeihe ich ihm nur allzu gerne, denn es wird im Text offen auf diesen Roman angespielt.

In kurzen Episoden gibt Swanson seiner Leserschaft einen schlaglichtartigen Einblick in die Charaktere der Personen, die sich hinter den Namen auf der Liste verbergen. Er springt in kurzen Episoden von einem Leben zu einem anderen Leben, die alle recht unaufgeregt vergehen. Alles wirkt irgendwie banal alltäglich und darum nur allzu menschlich. Spannung schöpft der Autor aus der ständig präsenten und über alle schwebende Gefahr, da niemand weiß, wann der Mörder wieder zuschlagen wird. Umso überraschter reagierte ich, wenn plötzlich für mich absolut unvermittelt und somit nicht vorhersehbar ein Mord geschah. Dann starrte ich völlig ungläubig auf die gerade zuvor gelesenen Sätze und musste diese durchaus ein zweites Mal lesen, um das Unfassbare begreifen zu können. Ich erwartete es und war dann doch verblüfft, wenn es passierte. Großartig!

Dank dieser überschaubaren Episoden bzw. Kapitel liest sich der Roman flott „weg“. Zudem werden die Figuren äußerst abwechslungsreich geschildert und überzeugen durch eine durchaus ambivalente Charakterisierung. Auch scheut Swanson sich nicht, (Achtung: SPOILER!) seine Heldin zu opfern, somit meine bisherige Sichtweise auf die Handlung völlig durcheinanderzubringen und mich bis kurz vorm Schluss völlig im Unklaren zu lassen, in welche Richtung sich der Plot entwickelt.

Leider schlichen sich auch einige kleine Logikfehler in die Handlung ein. So konnte ich nicht immer schlüssig die Vorgehensweisen des Täters nachvollziehen, wobei die Auflösung ein wenig konstruiert auf mich wirkte, und somit einige Fragen unbeantwortet blieben.

Den kleinen überraschenden Twist am Ende des Romans empfand ich als Zugeständnis des Autors an die eher konventionellen Leser*innen, die am Ende eines Krimis ein wie auch immer geartetes Happy End für das persönliche Seelenheil benötigen. Für mein Empfinden war dieser Twist bei diesem ansonsten solide geschriebenen Roman absolut entbehrlich.

Mit diesem gut erzählten „Whodunit“ schenkt uns Autor Peter Swanson seine respektvolle Verbeugung vor dem klassischen Kriminalroman und seinen Schöpfer*innen.


erschienen bei Oktopus (bei Kampa) / ISBN: 978-3311300458 / in der Übersetzung von Fred Kinzel

Ich danke dem Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar!

[Krimi] Agatha Christie – MORD IM ORIENTEXPRESS / Stadttheater Bremerhaven

Kriminalstück von Agatha Christie / für die Bühne bearbeitet von Ken Ludwig / deutsch von Michael Raab

Premiere: 25. Februar 2023 / besuchte Vorstellungen: 19. März & 17. Mai 2023

Stadttheater Bremerhaven / Großes Haus


INSZENIERUNG Andreas Kloos
BÜHNE Sven Hansen
KOSTÜME Viola Schütze
MUSIKALISCHE LEITUNG Jan-Hendrik Ehlers
CHOREOGRAFIE Lidia Melnikova


Der Vorhang hebt sich ca. 80 cm über den Boden und gibt den Blick auf verschiedene Beinpaare frei. Wie Stimmen aus der Vergangenheit hören wir über den Lautsprecher, wie die kleine Daisy Armstrong ihren Eltern gute Nacht sagt, von ihrem Kindermädchen ins Bett gebracht wird, mitten in der Nacht erwacht, da ein Fremder vor ihrem Bett steht und sie entführt. Und mit dem letzten verzweifelten Schrei eines Kindes verstummen die Stimmen aus der Vergangenheit, der Vorhang öffnet sich zur Gänze und enthüllt die Gegenwart des Jahres 1934. Das Spiel um Mord, Rache und Selbstjustiz beginnt…!

„Wenn ich nachts allein im Dunkeln liege, frage ich mich wieder und wieder:
Habe ich richtig gehandelt? War das wirklich Gerechtigkeit?“
Hercule Poirot

Auf den Beginn der Vorstellung wartend, saß ich im Zuschauersaal und war sowohl äußerst gespannt als auch ein wenig ängstlich. Ich war gespannt auf diese Bühnen-Adaption des wohl bekanntesten Romans von Agatha Christie durch den amerikanischen Dramatiker Ken Ludwig, gespannt, wie „mein“ Stadttheater diese Adaption auf der Bühne umsetzten würde und ängstlich, ob ich mich mit der Interpretation der von mir so geliebten Figuren – allen voran Hercule Poirot – anfreunden könnte. Doch glücklicherweise überwog die Spannung vor meiner Ängstlichkeit!

Ken Ludwig hat die Anzahl der Charaktere des Romans geschickt für die Bühne auf 10 Personen reduziert und ihnen dabei teilweise neue Aufgaben zugewiesen, ohne die Grundgeschichte zu verfälschen. Auch bei den Dialogen orientierte er sich an dem literarischen Original und bereicherte sie durch launige Bonmots.


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Regisseur Andreas Kloos hätte aus diesem Stück eine wahre Klamauk-Klamotte zimmern können: Die Rollen bieten in ihrer Gestaltung durchaus das Potential dazu. Doch er verzichtet glücklicherweise auf dieses „Zuviel“ und überrascht mit witzigen Regie-Ideen. Gemeinsam mit dem Ensemble lotet er äußerst geschickt die Grenzen des Humors aus, ohne ins übertrieben Alberne abzudriften. Die Personen werden leicht „over-the-top“ als scheinbar unantastbare Upper-Class porträtiert. Doch als ihre fein konstruierte Fassade aus Lügen von Poirot eingerissen wird, stehen plötzlich verletzliche und verletzte Wesen auf der Bühne, die weit weniger unantastbar sind.

Schauspieler Frank Auerbach schlüpft in die Rolle des Meisterdetektivs und stellt sich somit der herausfordernden Aufgabe, den Erwartungen des Publikums an dieser Figur gerecht zu werden. Denn schließlich hatten schon einige renommierte Mimen (Finney, Ustinov, Suchet) diese Rolle in der Vergangenheit höchst überzeugend verkörpert und jeweils ihren ureigenen Stempel aufgedrückt. Doch auch Auerbach überzeugt mit seiner Darstellung auf ganzer Linie: Sein Poirot ist durchaus eine Spur rustikaler, wenn nicht sogar bodenständiger als in der Rollengestaltung seiner namhaften Vorgänger. Er bleibt im bekannten Rahmen der literarischen Vorgaben, zeigt Poirots Marotten aber sehr dezent, bemüht den Akzent nur wohldosiert und findet so zu einer eigenständigen und überzeugenden Interpretation.

Eingerahmt wird Auerbach durch seine talentierten Schauspiel-Kolleg*innen, die jede*r für sich in der jeweiligen Rolle eine fulminante Performance bieten. Kay Krause (Monsieur Bouc), Julia Lindhorst-Apfelthaler (Mary Debenham), Marc Vinzing (Hector MacQueen), Leon Häder (Michel), Isabel Zeumer (Prinzessin Dragomiroff), Nikola Frehsee (Greta Ohlson), Marsha Zimmermann (Gräfin Andrenyi), Sibylla Rasmussen (Helen Hubbard) und Richard Feist (Oberst Arbuthnot/ Samuel Ratchett) agieren gemeinsam auf Augenhöhe und liefern sich geschickt einen gekonnten Wechsel zwischen Slapstick und Dramatik.

Die Drei-Mann Band, bestehend aus Jan-Hendrik Ehlers, Marco Priedöhl und Olaf Satzer, sorgt für die passende musikalische Untermalung, unterstütz das Ensemble bei swingenden Show-Einlagen (Choreografie: Lidia Melnikova) und amüsiert auch solistisch u.a. am Akkordeon als verkapptes Funkgerät oder beim gefühlvollen Schlagen der Triangel.

Bühnenbildner Sven Hansen bemüht die Technik, ohne dass er diese in den Mittelpunkt stellt. Er zaubert sowohl die Außenansicht einen Wagon wie auch das Innenleben des Speisewagens auf die Bühne. Der Schlafwagen wird von ihm über zwei Ebene präsentiert, bei denen das Publikum gleichzeitig Einblicke erhält, was im Inneren der Kabinen sowie auf dem Gang davor passiert. Dabei wirkt die Ausstattung des titelgebenden Fortbewegungsmittels eher dezent. Es scheint, als sollte die Aufmerksamkeit des Publikums auf die handelnden Personen fokussiert und nicht von einem luxuriösen Ambiente des Orientexpress abgelenkt werden. Die Kostüme von Viola Schütze unterstreichen das „over-the-top“ der Personen und überzeugen durch Raffinesse und witzige Details.

Auf dem Heimweg machte ich mir so meine Gedanken. Es ist ganz und gar erstaunlich: Unabhängig davon, wie häufig ich diese Bühne besuche und egal, was ich mir dort anschaue, es gefällt mir. Das kann doch nicht sein? Selbst an der Bühnen-Adaption eines meiner Lieblingsromane von Agatha Christie mit dem von mir heißgeliebten und hochverehrten Hercule Poirot fand ich keinen Makel. Es muss doch irgendwann eine Inszenierung geben, die mir nicht oder zumindest weniger zusagt, oder?

Doch glücklicherweise neige ich nicht dazu, das vielbemühte Haar in der Suppe zu suchen. Vielmehr genieße ich mit wachen Sinnen und aus vollem Herzen, dass diese Bühne eben verdammt gutes Theater macht!


Alle, die beim MORD IM ORIENTEXPRESS miträtseln möchten, haben dazu noch bis Mitte Mai 2023 am Stadttheater Bremerhaven die Möglichkeit.

[Rezension] Agatha Christie – Mord im Orientexpress. Ein Fall für Poirot

Es war kurz vor Weihnachten des Jahres 1931: Agatha Christie hatte archäologische Ausgrabungsarbeiten ihres Mannes Max Mallowan im Irak besucht und befand sich nun mit dem Orientexpress auf dem Rückweg nach England, als der Zug aufgrund eines heftigen Unwetters zwei Tage auf offener Strecke stehen blieb. Agatha Christie nutze diese Zeit, um sich Gedanken zu einer neuen Kriminalgeschichte zu machen und schuf so die Grundlage zu einem ihrer bekanntesten Romane. Dabei nahm nicht nur den bekannten Zug als luxuriöse Kulisse zum Vorbild sondern ließ sich auch von den dramatischen Ereignissen um die Entführung des Lindbergh-Babys inspirieren. So verwob sie wieder geschickt Realität mit Fiktion…!

Hercule Poirot kann nur nach einigen Mühen und dank der Hilfe des mitreisenden Direktors der Eisenbahngesellschaft Monsieur Bouc ein Abteil im Kurswagen Istanbul – Calais des Orientexpress ergattern. Mitten im der Nacht versperrt eine Schneeverwehung die Strecke und zwingt den Zug zum Anhalten. Genau zu diesem Zeitpunkt wird der amerikanische Reisende Mr. Ratchett durch zwölf Messerstiche in seinem verschlossenen Abteil ermordet. Monsieur Bouc bittet Poirot, sich dem Fall anzunehmen. Da im Schnee keinerlei Spuren zu entdecken sind, muss sich der Mörder noch im Zug befinden. Im Abteil des Ermordeten findet Poirot einen nicht vollständig verbrannten Brief, aus dessen Rest er auf die Identität des Toten schließen kann: Bei Mr. Ratchett handelt es sich um den Verbrecher Cassetti, der durch Korruption und Bestechung seiner gerechten Strafe entkommen konnte. Cassetti hatte vor einigen Jahren die kleine Daisy Armstrong entführt, Lösegeld für sie erpresst und sie nach Erhalt der Summe erbarmungslos ermordet. Ihre Mutter erlitt daraufhin eine Fehlgeburt und starb an den Folgen. Ihr Vater wurde so von der Trauer übermannt, dass er Selbstmord beging. Eine Zofe von Mrs. Armstrong wurde fälschlicherweise der Mittäterschaft bezichtigt und stürzte sich aus einem Fenster in den Tod. So gehen fünf Leben auf das Konto von Cassetti, dem niemand eine Träne nachweinen würde. Poirot nimmt die Ermittlungen auf, doch weder die gefundenen Indizien noch die Zeugenaussagen der Mitreisenden ergeben ein klares Bild: Erscheint einer der Passagiere verdächtig, taucht unvermittelt ein Zeuge auf, der ein wasserdichtes Alibi liefern kann. Die Situation ist verzwickt: Hercule Poirots berühmten grauen Zellen arbeiten auf Hochtouren…!

„Mord im Orientexpress“ ist eines jener Werke, die den Weltruhm von Agatha Christie begründet haben und deren Existenz über so manches weniger gelungene Werk der Autorin hinwegtröstet. Denn eine so fleißige Autorin wie Christie, die über Jahrzehnte produktiv war, hat (zwangsläufig) nicht nur herausragende Werke hervorgebracht: In ihrem Oeuvre finden sich auch weniger geglückte Romane, die ich wohlwollend als solide bezeichnen möchte. Doch mit einem Krimi wie „Mord im Orientexpress“ zeigt sie ihr ganzes Können und beweist, dass sie zu Recht den Titel „Queen of Crime“ verdient.

Dabei nimmt sie die bekannten Ingredienzien, wie einen mysteriösen Mord in einem geschlossenen Raum, eine üppige Anzahl an Verdächtige sowie verwirrende Indizien, und fordert die Intelligenz ihre Leserschaft mit der Frage „Who done it?“ heraus. Zudem geizt sie nicht mit prallen Rollenprofilen, indem sie ein sehr illustres wie internationales Handlungspersonal auf der Bildfläche erscheinen lässt. Einen gemeinsamen Nenner zwischen diesen Personen scheint nicht existent, oder wie sie es Monsieur Bouc so treffend ausdrücken ließ:

„Um uns herum sitzen Menschen aller Schichten, aller Nationalitäten, jeden Alters. Für drei Tage bilden diese Menschen, lauter Fremde füreinander, eine Gemeinschaft. Sie schlafen und essen unter einem Dach, sie können sich nicht aus dem Weg gehen. Und nach den drei Tagen trennen sie sich wieder, jeder geht seiner eigenen Wege, und sie werden sich vielleicht nie wieder sehen.“

Dabei konstruiert sie wieder einen äußerst interessanten Handlungsaufbau: Wir verfolgen das Geschehen zwar einerseits chronologisch doch parallel auch in Rückblenden. Der Leser begleitet Hercule Poirot durch die einzelnen Verhöre und kann die Aussagen, wer sich wann an welchem Ort befunden hat, anhand der vorhandenen Skizze der Zugabteile nachvollziehen. Brillant verflicht Christie die einzelnen Zeugenaussagen zu einem feinen Netz aus Details. Sie überzeugt auch in den glaubhaften Dialogen, die sie ihren Figuren in den Mund legt und die diese treffend skizzieren. Dabei erlaubt sie den Personen eine Emotionalität, die für einen Christie-Roman eher ungewöhnlich ist.

Auch wer die Auflösung schon kennt, wird am geschickten Aufbau der Geschichte seine wahre Freude haben. Für mich zählt „Mord im Orientexpress“ nicht nur zu einem der besten Poirot-Romane, sondern zu einem der besten Romane, die Agatha Christie je geschrieben hat.


3x Poirot / 3x Mord im Orientexpress

3x Poirot - 3x Mord im Orientexpress

Ein Roman wie „Mord im Orientexpress“ mit seiner Ansammlung prägnanter Charaktere innerhalb eines luxuriösen Ambientes „schreit“ geradezu nach einer visuellen Umsetzung und wurde entsprechend häufig adaptiert. Der Roman wurde zweimal für das Kino und dreimal für das Fernsehen verfilmt.

Für die Bühne wurde der Stoff vom Dramatiker Ken Ludwig bearbeitet und feierte im Jahr 2017 seine Uraufführung. Übrigens: Diese Fassung steht mit einer eigenständigen Inszenierung auch auf dem Spielplan des Stadttheaters Bremerhaven (Beitrag folgt!).

Ich habe mich bei meiner Auswahl auf die drei bekanntesten Verfilmungen beschränkt.

  • (1974/ Film)/ Regisseur Sidney Lumet versammelte ein All-Star-Cast mit Albert Finney als Hercule Poirot sowie Lauren Bacall, Martin Balsam, Ingrid Bergman, Michael York, Jacqueline Bisset, Richard Widmark, Sean Connery, John Gielgud und Anthony Perkins. Dabei blieb Lumet in seiner Umsetzung nah am literarischen Original, gab jedem seiner Stars genügend Möglichkeiten zur Entfaltung, ohne dass jemand hervorgehoben wurde bzw. sich in den Mittelpunkt spielte, und schaffte so eine fulminante Ensembleleistung voller Klasse und Flair.
  • (2010/ TV)/ Regisseur Philip Martin brauchte sich mit der für die britische Krimi-Serie „Agatha Christie’s Poirot“ entstandene Adaption wahrlich nicht zu verstecken. Neben dem großartigen David Suchet als Hercule Poirot, der diese Figur bis zur Perfektion studierte, konnte er mit Jessica Chastain, Hugh Bonneville, Toby Jones, Susanne Lothar, David Morrissey, Barbara Hershey, Denis Ménochet, Serge Hazanavicius und Samuel West ein ebenso exzellentes Ensemble vereinen. Diese Fassung ist deutlich dunkler und melancholischer als die Film-Fassung von 1974 und beleuchtet beinah kammerspielartig die Beweggründe der Protagonisten ohne an Dramatik einzubüßen.
  • (2017/ Film)/ Regisseur Kenneth Branagh schlüpfte selbst in der Hauptrolle des Meisterdetektivs, legte diesen allerdings eher als draufgängerischen Abenteurer an. Ähnlich wie sein Kollege Sidney Lumet versammelte er mit Penélope Cruz, Willem Dafoe, Judi Dench, Johnny Depp, Derek Jacobi, Michelle Pfeiffer, Daisy Ridley, Lucy Boynton und Olivia Colman ebenfalls ein Star-Ensemble, das an die klangvollen Namen der Rollenvorgänger allerdings nicht heranreichte. Pathos ersetzt nicht Emotionen. Zudem wirkte der Film auf mich mit seinen digitalen Effekten seltsam aufgebläht.

Welche Verfilmung man nun präferiert, welcher Rollengestaltung man nun den Vorrang gibt, bleibt natürlich dem persönlichen Geschmack überlassen.


erschienen bei Atlantik / ISBN: 978-3455650013 / in der Übersetzung von Otto Bayer

ebenfalls erschienen als Hörbuch bei der Hörverlag / ISBN: 978-3899407907 / Sprecher: Stefan Wilkening

[Rezension] Guillaume Picon – Der Orient-Express. König der Züge/ mit Fotografien von Benjamin Chelly

Der Orient-Express: Er wird gerne als „König der Züge“ bezeichnet. Dabei gab es den einen Zug gar nicht, vielmehr bestand der Orient-Express aus einem ganzen System von Luxuszügen, die den Westen mit Mittel- und Südosteuropa verbanden. Am 5. Juni 1883 hatte der Zug, der ursprünglich jeweils nur aus einem Schlaf- und einem Speisewagen der Compagnie Internationale des Wagons-Lits (CIWL) bestand, seine Jungfernfahrt. Gestartet wurde in Paris mit dem Ziel Konstantinopel. Anfangs mussten die Reisenden sogar auf Fähr- und Schiffsverbindungen ausweichen, bis ab dem Jahr 1889 eine durchgehende Verbindung per Schienen über Süddeutschland, Wien, Budapest und Sofia sie ans Ziel führte.

Der Orient-Express: Er wird auch gerne als „Zug der Könige“ bezeichnet und galt zu seiner Zeit als schnellste und luxuriöseste Art zu Reisen. Die Materialien für das Interieur waren erlesen, das Design auf der Höhe der Zeit, die Speisen exzellent und die Weine exquisit. Gekrönte Häupter sowie Staatsmänner und -frauen zählten ebenso zu seinen Fahrgästen wie Künstler, Literaten und natürlich die Haute Volée aus dem Inn- und Ausland.


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Guillaume Picon (Text) und Benjamin Chelly (Fotos) lassen in ihrem Bildband die Pracht dieser legendären Züge wieder aufleben und ermöglichen mir unbedeutendem Pimpf, der wohl nie leibhaftig einen dieser Züge zu Gesicht bekommen wird, so einen detaillierten Eindruck darüber zu erhalten, was den Reiz dieses legendären Verkehrsmittels ausmachte.

Auf 256 Seiten und mit Hilfe von ca. 200 Abbildungen lassen sie die Geschichte dieses Luxus-Zuges vor meinen Augen ablaufen. Dabei geizen sie wahrlich nicht mit interessantem Hintergrundwissen. So berichten sie uns von den Umständen, die zum Bau dieses Gefährts führten und den veränderten Reisegewohnheiten der Menschen geschuldet waren. Wir lernen mit Georges Nagelmackers den genialen Kopf hinter dieser Idee kennen, der vorausschauend den Bedarf an komfortablen Fernreisen erkannte. Beim Studium der informativen Texte wurde mir bewusst, dass erst die bahnbrechenden neuen Technologien der damaligen Zeit, diese Art des Reisens ermöglichen konnte und zur Entwicklung der modernen Schienenfahrzeuge führte. Doch nicht nur schnell sollte eine Strecke zurückgelegt werden sondern auch absolut komfortabel: So wurde viel Wert auf eine ansprechende Ausstattung gelegt, die auch gehobenen Ansprüchen genügen sollte. Edle Materialien und feine Handwerkskunst kamen hierbei zum Einsatz und sorgten für ein nobles Ambiente. Aufgrund der großen Nachfrage musste das Netz ausgeweitet werden, und weitere Züge wurden auf die Schienen gestellt, um andere attraktive Reiseziele anzufahren.

Diese prestigeträchtige Art zu Reisen zog natürlich auch berühmte wie berüchtigte Prominente an, wie Mata Hari, Lawrence von Arabien und natürlich Agatha Christie, die mit ihrem 9. Hercule Poirot-Roman „Mord im Orientexpress“ diesem eh schon legendären Zug ein literarisches Denkmal setzte. Doch ein Zug, der international verkehrt, bleibt leider auch nicht vor Unglücken oder Wetterkatastrophen verschont, und auch so mancher Krieg nahm Einfluss auf die Fahrtroute.

Die historischen Abbildungen und Illustrationen sind ebenso ausgesucht wie die Originalfotos von Benjamin Chelly. Jedes Kapitel wird mit einer Abbildung alter Stoffmuster von Teppichen oder Sitzmöbel eingeleitet, bevor wir einen ausschweifenden Blick in die Luxus-Kabinen, den Speisewagen und den Schlafwagen werfen. Da gibt es kostbaren Intarsien aus edlem Holz zu bewundern. Das mundgeblasene und handgeschliffene Lalique-Glas verströmt ebenso Glamour wie die auf Hochglanz polierten Messing-Armaturen. Etliche Fotos zeigen die Gesamtansicht eines Raumes, andere fokussieren das Auge des Betrachters auf wunderbare Details in der Ausstattung im erlesenen Design des Art déco.

Dank diesem Buch, das mit den informativen Texten, einem bisher unveröffentlichten Archivmaterial und den opulenten Fotografien den Flair dieses legendären Zuges aufleben lässt, wird der Mythos „Orient-Express“ auch in den kommenden Jahren weiterleben.


erschienen bei Frederking & Thaler / ISBN: 978-3954162963 / in der Übersetzung von albrecht schreiber

[Rezension] Agatha Christie – Der Hund des Todes. Erzählungen

Irgendwie hatte die „Queen of Crime“ einen deutlichen Faible zum Mystischen: Anders kann ich mir ihre Abstecher ins Übersinnliche und Gespenstische à la Edgar Allen Poe nicht erklären. Doch auch die Irrungen und Wirrungen der menschlichen Psyche bzw. die Psychoanalyse und die Psychiatrie scheinen ihr Interesse geweckt zu haben. Und so verließ sie immer wieder gerne die gewohnten Krimi-Pfade und schrieb Geschichten, die mich beim Lesen an die beliebten Horror- und Mystery-Comics meiner Jugend erinnerten – nur diesmal in Worte gefasst.

Schon bei Der seltsame Mr Quin ließ sie diese Vorliebe anklingen, der sie in dieser Anthologie noch hemmungsloser frönte: Mysteriöse Zeichen in Form eines riesenhaften Hundes warnen vor nahendem Unheil. Ein Neffe missdeutet die Warnung seines Onkels, der darauf einen gewaltsamen Tod findet. Eine scheinbar zufällig im Zugabteil zusammentreffende Gruppe von vier Männern muss schaudernd erkennen, dass ein dunkles Geheimnis sie miteinander verbindet. Da hören Anwohner aus einem Haus immer wieder das Weinen eines Kindes, obwohl dieses Haus schon seit Jahren nicht mehr bewohnt ist. Eine reiche Witwe glaubt wahnsinnig zu werden, weil aus einem Radioapparat die Stimme ihres verstorbenen Gatten ertönt. Ein junger Mann meint immer wieder zu einer bestimmten Tageszeit einen Hilferuf zu hören und zweifelt an seinem Verstand, da sein Umfeld diese Rufe nicht vernimmt. Ein anderer junger Mann benimmt sich plötzlich wie eine Katze und scheint seiner geheimnisvollen Stiefmutter hörig. Ein wohlhabender Mann hört – nachdem er Zeuge eines furchtbaren Unfalls wurde – immer wieder die zarten Töne einer Flöte und entscheidet sich für eine radikale Änderung in seinem Leben. Ein Medium steigert sich so sehr in ihre Trance hinein, dass sie den herbeigerufenen Geist materialisiert und daran verstirbt. Ein wie von Geisterhand auf einer staubigen Oberfläche erscheinendes SOS erregt die Aufmerksamkeit eines Reisenden, der dadurch einen Mord verhindern kann.

Zwischen all diesen Erzählungen, die von allerlei geheimnisvollen Ereignissen berichten, ragt Die Zeugin der Anklage beinah wie ein Fremdkörper heraus. Einerseits hat die Story mit über 70 Seiten einen deutlich üppigeren Umfang als die anderen Geschichten. Andererseits haben wir es mit einer klassischen Kriminalgeschichte zu tun, der das Übersinnliche gänzlich fehlt. Dies schmälert natürlich in keinster Weise die Qualität dieser Erzählung. Ganz im Gegenteil: Vielmehr zeigt sich hier Agatha Christies Können in Vollendung, und sie überraschte mich mit einer weiteren, mir bisher unbekannten Fassung. Mrs. Christie war sich nie zu schade, die eigenen Werke weiterzuentwickeln bzw. zu überarbeiten: Sie adaptierte gerne ihre Romane selbst für die Bühne und scheute sich nicht vor radikalen, doch bühnentauglichen Veränderungen. So wurde aus dem Roman Tod auf dem Nil mit Poirot das Bühnenstück Mord an Bord ohne Poirot. Und auch Die Zeugin der Anklage machte auf ihrem Weg von der kleinen Zeitungsgeschichte zur großen Bühne mehrere Metamorphosen durch.

Allein Die Zeugin der Anklage rechtfertigt schon den Erwerb dieses Buches – sofern eine Rechtfertigung nötig erscheint. Doch auch die anderen Geschichten verstanden es durchaus, mich zu unterhalten.


erschienen bei Atlantik / ISBN: 978-3455015034 / in der Übersetzung von Marfa Berger, Maria Meinert, Edith Walter und Renate Weigl

Ich danke dem Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar!

[Rezension] Prosaische Passionen. Die weibliche Moderne in 101 Short Stories/ herausgegeben von Sandra Kegel

Wow! Ich bin geflasht, geplättet, baff! Auch wenn die Beschreibung meiner Reaktion, als ich diese Anthologie erstmals in den Händen hielt, etwas salopp anmutet, so kann ich meinen Eindruck zu diesem Buch nicht anders wiedergeben. Es ist nicht nur ein großes (in Bezug auf die Seitenzahl) Buch sondern auch ganz und gar großartiges Buch: 101 Short Storys aus 25 Weltsprachen von 101 Autorinnen auf über 900 Seiten (incl. einem Anhang aus Nachwort, Autorinnenviten und Quellenverzeichnis). Dabei kommen die Erzählungen der versammelten Damen nicht immer so artig daher – doch davon später mehr.

Es ist nun mehr als drei Jahren her, da echauffierte sich die Blogger-Gemeinschaft über eine neue Buch-Edition der „Süddeutschen Zeitung“ mit 10 Werken, die (angeblich) in keiner Sammlung fehlen dürften. Stein des Anstoßes: Es handelte sich hierbei ausschließlich um Werke von Männern. In meinem Beitrag Diversität „auf Teufel komm’ raus“: Bitte nicht! habe ich damals meine Meinung ausführlich kund getan, zu der ich heute noch stehe. Nun warte ich auf die ersten Unkenrufe, die bemängeln, dass in dieser nun vorliegenden Auswahl keine Männer vertreten sind. Meine Antwort darauf: Geht’s noch?! Habt Ihr keine anderen Probleme?! Mal gibt es Anthologien, die eine bunte Mischung (m/w/d) präsentieren, dann liegt der Schwerpunkt eher bei den Männern, und in diesem Fall geht es eben um die weibliche Sicht. Und diese kann sich durchaus von der männlichen Sichtweise unterscheiden bzw. im Laufe der Jahr(zehnt)e wandeln und verändern – abhängig von Ort und Zeit, will sagen: In welchem Jahrhundert, in welchem Land und vor welchem kulturellen Hintergrund hat die jeweilige Autorin gelebt und gewirkt.

Für diese Anthologie hat Herausgeberin Sandra Kegel sich einer wahren Mamut-Aufgabe gestellt und diese mit Bravour gemeistert. So decken die hier von ihr zusammengetragenen Geschichten einen Zeitraum von Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des 20. Jahrhunderts ab und spiegeln so nicht nur die Veränderungen innerhalb der Gesellschaft sondern auch den Wandel im (Selbst-)Bild der Frau wieder. Von den genannten Autorinnen war mir nur ca. ein Fünftel namentlich bekannt, was nicht bedeutet, dass ich darum schon etwas von ihnen gelesen hatte.

Da berichtet Agatha Christie in Die Fahrt auf der Themse über eine Frau, die Menschen nicht mag und der es somit schwer fällt, zwischenmenschliche Floskeln gesellschaftskonform anzuwenden. In Eine Heidin in der St. Paul´s Cathedral setzt Tekahionwake ihren Eindruck beim Besuch des besagten Gotteshauses aus grauem Stein im Vergleich zu den Ritualen ihres Stammes in der Erhabenheit der Natur. Sofia Tolstaja erzählt in Eine ganz überflüssige Bekanntschaft von den Gefühlswallungen beim Zusammentreffen einer verheirateten Frau mit einem Fremden, der sich über die Musik zu erkennen gibt. In Die Träumerin von Chawa Schapira begräbt die Titelheldin im Laufe ihres Lebens ihre Wünsche und Hoffnungen in ihrem Herzen, um den Erwartungen gerecht zu werden, die an sie gestellt wurden. Charlotte Perkins Gilman lässt in Wenn ich ein Mann wäre ihre Heldin in den Körper des Gatten schlüpfen und ermöglicht ihr so eine andere, doch nicht unbedingt angenehmere Sichtweise. Der Mond überm Dachfirst scheint bei Higuchi Ichiyo auf eine Ehefrau und Mutter, die sich standhaft den Avancen eines älteren, ebenfalls verheirateten Mannes verwehrt. Dorothy Parker lässt uns in Der Walzer an den bissig-ironischen Gedanken einer jungen Frau teilhaben, die mit ihrem Tanzpartner kein Glück hat, da dieser sich als allzu tollpatschig herausstellt. Dafür hat Die Tänzerin bei Patricia Highsmith einen kongenialen Partner, dem sie sich bewusst sexuell verweigert, um so den gemeinsamen Tango leidenschaftlicher zu zelebrieren. Bei Marlen Haushofer in I’ll Be Glad When You’re Dead… lauschen wir dem Monolog einer Frau, die sich von ihrem bisherigen Leben gelöst hat und nun mit sich, ihren Mit-Menschen im Besonderen und der Welt im Allgemeinen abrechnet.

Die Frauen in diesen Geschichten sind alle Individuen: Es gibt nicht die Frau. Es gibt nicht das Bild, wie eine Frau zu sein hat. Die Frauen in diesen Geschichten sind melancholisch und kokett, mitfühlend und berechnend, ernst und verschmitzt, liebevoll und verschlossen, sympathisch und abstoßend. Sie lachen und lieben, leiden und leben, weinen und singen, tanzen und verzweifeln, und manches Mal sterben sie auch. Sie bieten uns ein buntes, vielschichtiges Kaleidoskop an Lebensentwürfen, die zwischen den Extremen von Freude und Lebenslust bis Resignation und Verbitterung hin und her pendeln.

Dieses Buch präsentiert sich und seine Geschichten wie eine bunte Schatulle, die wertvolle Schmuckstücke in sich beherbergt. Niemand würde alle Schmuckstücke gleichzeitig aus der Schatulle nehmen und sich mit ihnen behängen. Im Gegenteil: Besonnen nimmt man – je nach Anlass – mal dieses, mal jenes Schmuckstück aus der Schatulle, um sich an ihm zu erfreuen. Und genau so verhalte ich mich mit diesem Buch. Ich habe bei weiten noch nicht alle Geschichten gelesen. Ich will auch nicht alle Geschichten in einem Rutsch lesen. Ich verweigere mich! Vielmehr möchte ich jede Geschichte als Solitaire für sich allein auf mich wirken lassen, um so ihre literarische Schönheit gebührend würdigen zu können.

Und so liegt dieses wunderbare Buch griffbereit auf dem Tischchen neben meinem Lesesessel und hat dort vielleicht eine Heimstätte für die Ewigkeit gefunden: Denn es gibt sie – die Bücher, die immer wieder und wieder zur Hand genommen werden müssen.


erschienen bei Manesse / ISBN: 978-3717525462

Ich danke dem Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar!

Neues Jahr, neues Glück, neue Ideen…

…ganz bestimmt nicht: Haha, nochmals falle ich nicht darauf rein und verspreche Anfang des Jahres vollmundig und selbstüberschätzend, wie viele tolle Ideen ich habe, und welche bahnbrechenden Veränderungen hier auf meinem Blog stattfinden werden. Und am Ende des Jahres habe ich von all den großkotzig angekündigten Versprechungen gerade einen kaum erwähnenswerten Prozentsatz umgesetzt. Diesen eklatanten Fehler werde ich nicht noch einmal begehen. Diesmal halte ich mich vornehmend bedeckt und übe mich in nonchalanter Zurückhaltung. Lasst Euch einfach überraschen…!

Was ich Euch allerdings getrost und somit sehr gerne verraten kann, sind die Bücher, die teilweise schon auf dem Tischchen neben meinem gemütlichen Lesesessel liegen und auf mich warten…



Wie könnte es bei mir auch anders sein, werden die Kriminalromane selbstverständlich weiterhin einen großen Platz auf meinem Blog einnehmen. Und so beginne ich das Jahr mit einem Klassiker des Genres, mit den kurzweiligen Geschichten um Pater Brown. Tod und Amen von G. K. Chesterton, die schon im Herbst als üppiger Sammelband im Kampa Verlag erschienen sind.

Um einen üppigen Wälzer handelt es sich auch bei Prosaische Passionen. Die weibliche Moderne in 101 Short Stories aus dem Manesse Verlag. Herausgeberin Sandra Kegel hat eine Mamutaufgabe gemeistert und hier Erzählungen und Prosastücke aus über 25 Sprachen zusammengetragen. Dies ist eines der Werke, das mich sicherlich über einen sehr langen Zeitraum begleiten und begeistern wird.

Im Februar erscheint nun endlich mit Blautöne der neuste Roman von Anne Cathrine Bomann bei Hanser blau. Ihr Erstlingswerk „Agathe“ konnte mich schon so sehr begeistern, da bin ich nun auf ihren neusten Streich sehr gespannt.

Wie bei meinem „Lese-Highlights 2022“ schon angekündigt, werden die Klassiker mich auch in diesem Jahr weiter beschäftigen: So warten Der alte Mann und das Meer von Ernest Hemingway (Rowohlt Verlag) und Rebecca von Daphne du Maurier (Insel Verlag) schon auf mich.

Der Reclam Verlag kann nicht nur „klein und gelb“ sondern auch „groß und illustriert“: Da juckt es mir schon sehr in den Fingern, und ich muss mich zurückhalten, um nicht gleich zu einer dieser tollen Prachtexemplare zu greifen: Heinrich Manns Der Untertan (illustriert von Arne Jysch) und Der große Gatsby von F. Scott Fitzgerald (illustriert von Adam Simpson).

Apropos „illustrierte Fassung“: Dank der Büchergilde Gutenberg bin ich da immer gut aufgestellt und freue mich schon sehr sowohl auf Der dritte Mann von Graham Greene als auch auf Arsène Lupin. Der Gentleman-Gauner von Maurice Leblanc. Beiden Romanen schenkte Annika Siems ihre ausdrucksstarken Illustrationen.

Kindheitserinnerungen werden bei mir wach, wenn ich an die Abenteuer-Reihe von Enid Blyton denke. Im Bocola Verlag erscheinen nun alle Bände in einer exklusiven Edition nach den englischen Originalausgaben. Die ersten beiden Bände habe ich mir von einem lieben Menschen schon schenken lassen. 😍

Der Klett-Cotta Verlag bleibt seinem eingeschlagenen Weg treu und schenkt uns Anhängern der klassischen Kriminalliteratur mit Tod im Wunderland von Nicholas Blake wieder ein kleines Schmankerl.

Selbstverständlich darf SIE nicht fehlen: Agatha Christie ist gleich mit zwei Werken aus dem Atlantik Verlag in der ersten Jahreshälfte bei mir vertreten. Weder bei Etwas ist faul noch bei Der Hund des Todes kommt Miss Marple oder Hercule Poirot zum Einsatz. Doch mein Lese-Vergnügen wird diese Tatsache sicherlich in keiner Weise schmälern.

Dieser Prachtband ist so üppig, dass ich ihn nur ohne Gefahr, eine Sehnenscheidenentzündung im Arm zu erhalten,  betrachten und lesen kann, wenn ich ihn auf den großen Esstisch platziere: Der Orient-Express. König der Züge von Guillaume Picon und Benjamin Chelly aus dem Frederking & Thaler Verlag. Natürlich dachte ich bei dieser Thematik sofort an Agatha Christie und freue mich schon sehr, beim Betrachten dieses Bildbandes in Gedanken gemeinsam mit Hercule Poirot durch die Abteile dieses legendären Zuges zu wandern. Dieses traumhafte Buch wurde mir ebenfalls von einem lieben Menschen geschenkt. 😍


Auch im Jahr 2023 werde ich weiterhin voller Freude die Rubrik „Kulturelles Kunterbunt“ mit Inhalten füttern: Die eine oder andere Eintrittskarte hängt schon an meiner Pinnwand und wartet geduldig auf ihren Einsatz und ist dabei deutlich geduldiger als ich es je sein könnte. So warte ich voller Ungeduld aber auch mit einer Menge Vorfreude auf…

…zudem möchten ich endlich gerne eines der KAMMERKONZERTE des Philharmonischen Orchesters Bremerhaven besuchen. Die Konzerte finden immer im HISTORISCHEN MUSEUM BREMERHAVEN statt, dessen Ausstellung mich auch unabhängig vom Besuch eines Konzertes interessieren würde. Außerdem war ich schon gefühlt seit einer Ewigkeit nicht mehr Gast bei einer Lesung: Die Buchhandlung meines Vertrauens DIE SCHATULLE hat da ein ganz wunderbares Potpourri an Lesungen zusammengestellt. Da werde ich sicher fündig…!


Bücher & Kultur: Beides ist mir immens wichtig und bereichert mich und mein Leben über alle Maßen. Doch was wäre ich ohne die Menschen in meinem nahen und näheren Umfeld? Mein Leben wäre ärmer ohne die vielfältigen Begegnungen, ohne den Austausch, ohne Zuneigung und Bestätigung. Die Welt ist so verrückt geworden: Was vor einigen Jahren unvorstellbar schien, ist heute beinah Normalität. Die Grenzen, was tolerabel und was inakzeptabel ist, haben sich verändert, und – wie ich finde – leider nicht zum Besseren. Darum: Bitte lasst uns aufeinander Acht geben und dafür Sorge tragen, dass unsere Welt ein lebens- und liebenswerter Ort bleibt.

Und: Bitte bleibt ALLE gesund!

F R O H E S   N E U E S   J A H R

Liebe Grüße
Andreas