[Rezension] E.T.A. Hoffmann – Meister Floh. Ein Märchen in sieben Abenteuern zweier Freunde/ mit Illustrationen von Alexander Pavlenko

E.T.A. Hoffmann: Er gilt als einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller der Romantik, der beeinflusst wurde von den Gespenstergeschichten des 18. Jahrhunderts, der englischen Schauerliteratur und den frühromantischen Märchen. Hieraus schuf er seinen sehr eigenen Stil für seine Novellen und Erzählungen, die wiederum prägend waren für nachfolgende Genrationen an Literaten. Aber seine Werke dienten auch bekannten Komponisten als Vorlage für ihre musikalischen Werke: Jacques Offenbach gestaltete aus seinen Geschichten die Oper Hoffmanns Erzählungen, und das Märchen Nussknacker und Mäusekönig inspirierte Pjotr Iljitsch Tschaikowsky zu seiner weltberühmten Ballettmusik.

Bei „Meister Floh. Ein Märchen in sieben Abenteuern zweier Freunde“ handelt es sich um ein so genanntes Kunstmärchen, das im Jahr 1822 erstmals erschienen ist. Nun würde jeder davon ausgehen, dass ein Märchen der Fantasie seines Autors entsprungen ist und somit viel Fiktion und wenig Realismus enthält. In diesem Fall scheint die satirische Adern Hoffmanns mit ihm durchgegangen zu sein: Die Erstfassung wurde zensiert und um zwei Kapitel gekürzt. Sie enthielt Details, die allzu deutlich auf einen Fall schließen ließen, den Hoffmann zuvor als Mitglied der „Immediat-Kommission zur Ermittlung hochverräterischer Verbindungen und anderer gefährlicher Umtriebe“ in Preußen zu untersuchen hatte. Und so erschien erst im Jahr 1908 die ursprüngliche Fassung.

Wir lernen in diesem Märchen als erstes nicht den Titelgeber kennen – Nein, der taucht erst im 3. Abenteuer auf! – sondern den jungen Kaufmannssohn Peregrinus Tyß aus Frankfurt, der sehr zurückgezogen ganz in seiner eigenen Welt lebt und Schwierigkeiten mit der Menschheit an sich und mit den jungen Damen im Besonderen hat. Eine Hauptrolle spielen dabei Meister Floh, das gelehrte Oberhaupt der Flöhe, und der intrigante Hofrat Knarrpanti, der Peregrinus Tyß die Entführung einer jungen Frau andichtet, die gar nicht stattgefunden hat. Doch der Hofrat erhofft sich einen Schub für seine Karriere, wenn er nicht nur eine Tat erfindet, sondern gleichzeitig den angeblichen Täter auf dem Silbertablett präsentiert. Doch wie im Märchen erhofft und erwünscht, kommt bei einem sensationellen Verhör die Wahrheit ans Licht, und der lächerliche Hofrat wird vom Rat der Stadt Frankfurt als intriganter Betrüger entlarvt und davongejagt. Die Gerechtigkeit hat gesiegt, und alle leben glücklich und zufrieden bis an ihr selig Ende…!

Ich gebe es gerne zu, dass ich meine Schwierigkeiten hatte, mich in die Geschichte hineinzufinden. Dies lag nicht an Hoffmanns Sprache, die ganz im Duktus der Romantik daherkommt und mit feiner Formulierung und charmant-antiquiert wirkenden Habitus den märchenhaften Charakter des Werkes eher noch unterstreicht. Vielmehr forderte er mich mit dem Aufbau seiner Geschichte heraus. Er verflechtet die verschiedenen Ebenen miteinander und lässt die Übergänge fließend ineinander verlaufen. So spielt er mit den Mitteln der Groteske indem er sowohl Märchenhaftes und Reales wie auch Wunderwelt und Alltagswelt aufeinandertreffen und miteinander verschmelzen lässt. Doch auch seine (reale) Kritik an sozialer Ungerechtigkeit, der Justiz und der Wissenschaft lässt er zwischen den Zeilen durchschimmern und setzt dieser einen Konterpart mit Themen wie Selbstverwirklichung, Kreativität und Liebe gegenüber.

Märchen „schreien“ geradezu nach einer optischen Umsetzung, oder kennt hier irgendjemand ein Märchenbuch, das ohne Illustrationen auskommt? Ich nicht, und wenn es eines gäbe, es würde sehr wenig Reiz auf mich ausüben. In diesem Fall schuf der deutsch-russische Künstler Alexander Pavlenko filigrane Scherenschnitte, die mit ihrer anmutenden Schwarz-Weiß-Ästhetik die romantische Note der Geschichte ganz wunderbar unterstreichen und dabei überraschende Details offenbaren.

In den letzten Jahren haben sich illustrierte Bücher eine treue Fangemeinde erobert und profitieren von einem größeren Format, um so die Illustrationen besser wirken zu lassen. Beim vorliegenden Buch ist dies mit den Maßen 13,5 x 19,5 cm leider nicht gegeben. Die Ausstattung wirkt eher „schlicht“: Es gibt weder einen Schutzumschlag, noch ein Lesebändchen. Auch hätte ich mir einen Anhang gewünscht, aus dem ich mehr aus dem Leben des Autors und zur Entstehungsgeschichte des Märchens erfahren hätte. Ebenso wäre eine kurze Biografie des Künstlers wünschenswert gewesen. Zumal sich dieses Buch in einem Preissegment einreiht, bei dem sonst die illustrierten Bücher der Büchergilde Gutenberg oder des Reclam Verlags zu finden sind.

So gilt meine Kritik ganz und gar nicht dem Inhalt sondern vielmehr der verlegerischen Umsetzung: Das Team „Hoffmann & Pavlenko“ hätte durchaus ein wenig „Mehr“ verdient…!


erschienen bei Edition Faust / ISBN: 978-3949774157

Ich danke dem Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar!

ebenfalls erschienen bei Reclam/ ISBN: 978-3150142226 (ohne Illustrationen)

[Konzert] Léo Delibes – COPPÉLIA ODER DAS MÄDCHEN MIT DEN GLASAUGEN / Philharmonisches Orchester Bremerhaven

Musik von Léo Delibes / basierend auf einer Erzählung von E.T.A. Hoffmann

Philharmonisches Orchester Bremerhaven / in Kooperation mit der Ballettschule Dance Art Bremerhaven

Premiere: 13. November 2022/ besuchte Vorstellung: 13. November 2022

Stadttheater Bremerhaven/ Großes Haus


Musikalische Leitung & Moderation: Hartmut Brüsch
Choreografie & Inszenierung: Irina & Marius Manole

SCHLAGZEILE:
Zwei Bergtrolle zwischen einer Schar Waldelfen gesichtet

„In den späten Morgenstunden des vergangenen Sonntags wurden im großen Haus des Stadttheaters Bremerhaven zwei Bergtrolle inmitten einer Schar kleiner Waldelfen erspäht. Ausschreitungen, die ein Eingreifen von Spezialeinheiten erforderlich gemacht hätten, konnten vermieden werden, da die Bergtrolle sich durch Musik und Tanz beruhigen ließen. Nach Ende der Darbietung trollten die Trolle sich friedlich in Richtung ihres Reviers.“

Ich musste wahrlich ein wenig schmunzeln, als mein Gatte und ich unsere Plätze einnahmen: Rechts und links von uns, vor und hinter uns wuselten Mamas und Papas, Omas und Opas, sonstige Anverwandte und viele, viele Geschwisterkinder der jungen Bühnenstars. Zwischen all den kleinen Winzlingen ragten wir mächtig in die Höhe, als hätten sich tatsächlich zwei Trolle zwischen zarten Elfen verirrt.

Seit wir im letzten Jahr so viel Freude mit dem Familienkonzert Der Nussknacker hatten, sind wir zu heimlichen Fans mutiert. Denn auch in diesem Jahr ging das Philharmonische Orchester wieder eine gelungene Kooperation mit der Ballettschule Dance Art von Irina und Marius Manole ein und servierte abermals mit Léo Delibes Ballettmusik „Coppélia oder das Mädchen mit den Glasaugen“ ein Werk, das zwar durchaus schon rein akustisch gefällt aber in dieser optischen Umsetzung ganz und gar bezaubernd war.

Dirigent Hartmut Brüsch stellte eingangs launig das Philharmonische Orchester vor, indem er die einzelnen Instrumentengruppen hervorhob, um sie so in den Fokus zu rücken und dem jungen Publikum näher zu bringen. Ein kluger Schachzug, denn mit Beginn des Konzertes verschwand das Orchester gänzlich hinter der Präsenz von über 90 jungen Tänzer*innen. Irina und Marius Manole hatten wieder eine abwechslungsreiche Choreografie geschaffen, die sowohl das Alter wie auch den unterschiedliches Ausbildungslevel der Elevinnen und Eleven berücksichtigte. Léo Delibes schwelgerische Musik bot mit Mazurka, Walzer, Csárdás, Polka und Marsch vielfältige Möglichkeiten des tänzerischen Ausdrucks, die in der Choreografie vortrefflich berücksichtigt wurden.

Märchenhaftes erleben kleine Konzertbesucher*innen in der Werkstatt des Dr. Coppélius, der übersinnliche Phänomene erforscht. Er hat sich das Ziel gesetzt, eine Puppe zu kreieren, die wie ein echtes Mädchen wirkt. Wird der junge Franz, der sich prompt in diese Coppélia verguckt, seinen Irrtum bemerken oder wird seine Freundin Swanilda ihm die Augen öffnen müssen?

(Inhaltsangabe dem Programmblatt des Stadttheaters Bremerhaven entnommen.)

In verschiedenen Gruppen eingeteilt zeigten die Tänzer*innen ihr Können und boten mehr als nur den dekorativen Rahmen für die Hauptpartien. Ganz im Gegenteil: Dank der amüsanten Inszenierung der Manoles wurde nicht „nur“ getanzt sondern auch charmant miteinander agiert. Swanildas Freundinnen „kommentieren“ keck-kokett das Geschehen. Kleine Mäuschen wuseln drollig durch Coppélius Werkstatt, in der die unterschiedlichsten Puppen zum Leben erwachen. Kinder toben tanzend über den Festplatz. Freche Lausbuben foppen Coppélius bei seinem Spaziergang.

Marius Manole schlüpfte selbst in die Rolle des Coppélius und verkörperte den alten Griesgram mit viel Witz, doch wohldosiert, um die jüngsten Zuschauer nicht zu ängstigen. Katrina Dieckvoß gab mit mechanischen Bewegungen und puppenhaft-unbeteiligter Mine überzeugend die Titelpartie. Ihr Gegenpart und die eigentliche Hauptpartie des Stücks wurde voller Emotionen und Spielfreude von Miriam Manole verkörpert, die auch tänzerisch ihren Part ganz wunderbar ausfüllt. Volodymyr Fomenko vom Ballettensemble am Stadttheater Bremerhaven zeigte als Franz sein tänzerisches Können, das wir schon in vielfältigen Produktionen an diesem Haus bewundern durften.

Bewundernswert wie Marius Manole seine Truppe im Blick hatte: Turnte mal ein kleines Mäuschen aus der Reihe, wurde es liebevoll wieder ins Spiel zurückgeholt. Übrigens gebührt allen Menschen, die sich um das Wohl von Kindern und Jugendlichen kümmern (egal ob beruflich oder als Ehrenamt), meinen uneingeschränkten Respekt. Junge Menschen brauchen Vorbilder, die ihnen Werte und Tugenden vermitteln und ihre Talente und Kompetenzen fördern.

Nach einer guten Stunde wurden alle Beteiligten mit einem frenetischen Applaus, begeisterten Jubelrufen und einer verdienten Standing Ovation verabschiedet. Und so bleibt mir abschließend nichts anderes übrig, als meinen Schlusssatz vom vergangenem Jahr zu wiederholen:

💛🧡❤️ Es war bezaubernd…! ❤️🧡💛


Das Philharmonische Orchester Bremerhaven bietet in jeder Saison ein Vielzahl an abwechslungsreichen Konzerten: Ein Blick in das PROGRAMM lohnt sich sehr! Zur Homepage der Ballettschule Dance Art geht es in dieser RICHTUNG.

[Konzert] Pjotr Iljitsch Tschaikowsky – DER NUSSKNACKER / Philharmonisches Orchester Bremerhaven

Musik von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky / nach einem Märchen von E.T.A. Hoffmann

Philharmonisches Orchester Bremerhaven / in Kooperation mit der Ballettschule Dance Art Bremerhaven

Premiere: 5. November 2021/ besuchte Vorstellung: 7. November 2021

Stadttheater Bremerhaven/ Großes Haus


Musikalische Leitung: Hartmut Brüsch
Moderation: Tom Baert
Choreografie & Inszenierung: Irina & Marius Manole

Vor beinah genau einem Jahr starrte ich traurig zu den Eintrittskarten, die schon seit Wochen an meiner Pin-Wand hingen und auf ihren Einsatz warteten. Doch mit Einsetzen des Lockdown erstarb selbst mein kleinster Rest Hoffnung auf einen Besuch des Familienkonzerts des Philharmonischen Orchesters Bremerhaven. Und so blieb mir von Peter und der Wolf nur der Blick auf den Monitor meines PCs, da das Stadttheater Bremerhaven das Konzert ohne Publikum aufnahm und dankenswerterweise ins Netz stellte.

In diesem Jahr meldete sich das Philharmonische Orchester Bremerhaven für ihr erstes Familienkonzert mit einem wahren Feuerwerk bei ihrem jungen (und junggebliebenen) Publikum zurück. Mit Tschaikowskys bekanntem und beliebtem Märchenballett stand ein Werk auf dem Programm, das eine visuelle Umsetzung beinah zwingend machte. So wiederholte das Stadttheater Bremerhaven seine Kooperation mit der Ballettschule Dance Art Bremerhaven von Irina und Marius Manole und rekrutierte das Ensemble aus deren Elevinnen und Eleven.

Und hier saßen wir nun und warteten gespannt auf den Beginn der Vorstellung. Um uns herum wuselten Eltern, Großeltern, Geschwister und sonstige Anverwandte der kleinen Bühnenstars und wunderten sich vielleicht über diese zwei großen Kerle, die gänzlich ohne (Alibi-)Kind erschienen waren, dafür aber äußerst prominente Plätze (Parkett, Reihe 4, Mitte) für sich einnahmen. Ein Umstand, den wir geflissentlich von uns abperlen ließen, da auch das Kind im Kerle seine Daseinsberechtigung hat und kulturellen Zuspruch benötigt.

Es scheint mir schwierig, die phantasievolle und abwechslungsreiche Handlung dieses Märchenballetts in wenige Worte zu fassen. So mutet sie auch eher als Nummer-Revue an, bei der der Komponist populäre bzw. publikumswirksame Elemente durch eine lose Rahmenhandlung verband. Ein Umstand, der dem Charme dieses Werkes keinen Abbruch tat bzw. tut…!

Herr und Frau Silberhaus feiern Weihnachten und haben dazu auch die Freundinnen und Freunde ihrer Kinder Klara und Fritz eingeladen. Auch Klaras Pate Onkel Drosselmeyer ist unter den Gästen und hat für jedes Kind ein Spielzeug als Geschenk. Seiner Patentochter überreicht er ein ganz besonderes Präsent: einen prachtvollen Nussknacker. Doch Fritz ist eifersüchtig und balgt mit seiner älteren Schwester um dieses kostbare Spielzeug, wobei er den Nussknacker beschädigt. Die Gäste verabschieden sich, und Klara geht traurig zu Bett. Im Traum meint sie zu erwachen, denn alles um sie herum erscheint ihr so real: Plötzlich ist der Nussknacker lebensgroß und erwacht zu einem stattlichen Prinz. Doch der gemeine Mäusekönig findet ebenfalls Gefallen an Klara. So entbrennt eine Schlacht zwischen der Garde des Nussknacker-Prinzen und der Sippe vom Mäusekönig, die beinah die Mäuse für sich gewinnen, wäre Klara nicht eingeschritten, um dem Mäusekönig mit ihren Pantoffeln erst auf den Kopf und dann in die Flucht zu schlagen. Der Prinz lädt Klara ein, gemeinsam mit ihm die Welt zu erkunden. Ein Schneesturm wirbelt sie in die Lüfte und lässt sie in fernen Ländern landen, aus denen so manche der weihnachtlichen Köstlichkeiten wie Schokolade, Kaffee oder Tee stammen. So besuchen sie Spanien, Russland, China und die arabischen Länder und schauen sich die unterschiedlichen Tänze an. Selbst im Traum ist ihr Onkel Drosselmeyer immer in ihrer Nähe und behütet sie. Mit dem Tanz der Zuckerfee verabschiedet sich Klara von ihrer Traumwelt und erwacht mit dem hölzernen Nussknacker im Arm…!


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Tom Baert, Theater-, Tanz- und Konzertpädagoge am Stadttheater Bremerhaven, betrat die Bühne, begrüßte das Publikum und verstand es schnell, besonders das junge Publikum in seine Moderation mit einzubeziehen. Der Vorhang öffnet sich und gab den Blick auf das Philharmonische Orchester Bremerhaven frei, das uns heute unter dem versierten Dirigat von Hartmut Brüsch musikalisch verzaubern sollte. Vorab stellte Baert (ganz Pädagoge) seinem Publikum einige Instrumente aus dem Orchester vor, die im Laufe des Balletts durchaus an Bedeutung gewinnen sollten. Doch er fungierte nicht nur als charmanter Moderator sondern hatte auch die Rolle des Onkel Drosselmeyers inne. Hier zeigte er gekonnte, dass seine Wurzeln beim Tanz zu finden sind.

Doch damit ich es nicht vergesse, sei dies vorab gesagt: Es war bezaubernd…!

Irina und Marius Manole von der Ballettschule Dance Art Bremerhaven gelang das große Kunststück über 70 Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 Jahren nicht nur auf der Bühne zu bändigen, sondern diese Energie in ihrer geschmackvollen Choreografie zu bündeln und die jungen Menschen je nach Alter und Stand der Ausbildung mit entsprechenden Partien zu bedenken. Da flitzten putzige Mäuschen und kleine Nussknacker über die Bühne, Schneeflocken wirbelten in Pirouetten um ihre Schneekönigin, Klaras Puppen erwachten zum Leben, Rohrflöten wiegten sich beim Tanz im Wind und feurige Spanierinnen oder exotische Tempeltänzerinnen entführten bei den folkloristischen Tänzen in ferne Länder.

Andrés Oldorf Gaudioso gab einen stattlichen Prinzen. Darleen Blatz wirbelte als Schneekönigin im Zusammenspiel mit ihren Schneeflocken graziös über die Bühne. Davina Weidner bezauberte mit ihrem Soli „en pointe“ beim Tanz der Zuckerfee. Doch das meiste Augenmerk lag zwangsläufig auf der Darstellerin der Klara: Miriam Manole (der Nachname verrät, von wem sie dieses Talent geerbt hat) war entzückend, ungemein anmutig und zeigte zudem eine große Spielfreude in ihrer Rolle.

Nach einer guten Stunde war das märchenhafte Spektakel leider schon vorbei. Doch dafür lief mein Herz dank der vielen positiven Empfindungen über.

Ach ja, und hatte ich es schon erwähnt: Es war bezaubernd…!


Wer von Euch sich das Konzert – trotz meiner salbungsvollen Worte – immer noch nicht so recht vorstellen mag und zum besseren Verständnis sowohl einen akustischen wie auch optischen Eindruck benötigt, dem kann geholfen werden. Herr Burdack aus dem 3. Stock (aka Ulrich Burdack, Opernsänger am Stadttheater Bremerhaven) befiel schon vor einem Jahr eine leise Vorahnung, dass hier und heute Erklärungsbedarf besteht, als er die Quintessenz des Balletts in seinem Video virtuos zusammenfasste. 

 


Das Philharmonische Orchester Bremerhaven bietet in jeder Saison ein Vielzahl an abwechslungsreichen Konzerten: Ein Blick in das PROGRAMM lohnt sich sehr!

[Rezension] E.T.A. Hoffmann – Der Nussknacker / Hans Christian Andersen – Der Tannenbaum & Die Schneekönigin/ mit Illustrationen von Sanna Annukka

„Märchen schreibt die Zeit…!“

Weihnachtszeit ist Märchenzeit: Keine andere Zeit des Jahres verbinde ich so sehr mit zauberhaften Geschichten, spannenden Sagen und magischen Begebenheiten wie diese. Zu keiner anderen Zeit finden Märchen ihren Weg so häufig auf die Bretter, die die Welt bedeuten: So hüpfen Urmel, Pippi und Robin Hood ebenso über die bundesdeutschen Bühnen wie auch „Hänsel und Gretel“ in der entzückenden Märchenoper von Engelbert Humperdinck. Und von sicherer Quelle war zu erfahren, dass im TV auch in diesem Jahr wieder drei Haselnüsse die Wünsche von Aschenbrödel erfüllen werden, und das gleich mehrmals über den gesamten Dezember verteilt!

Doch auch wunderbar gestaltete Märchenbücher haben nun bei Klein und Groß Hochkonjunktur, und selbst wenn die Geschichten in anderer Form schon in meinem Bücherregal zu finden sind, so verleiten mich häufig die zauberhaften Illustrationen zu einem weiteren Einkauf in der Buchhandlung meines Vertrauens.

In diesem Fall handelt es sich um drei klassische Märchen, deren Handlungen hinlänglich bekannt sind, wo die literarischen Fähigkeiten ihrer Schöpfer völlig außer Frage stehen und einen märchenhaften Lesegenuss garantieren. Vielmehr ist in diesen Fällen mein Augenmerk auf die Ausstattung der Bücher und die Kunst der Illustratorin gerichtet.

Der Knesebeck-Verlag erfreut den bibliophilen Märchen-Fan mit edlen Einbänden in Halbleinen, auf denen Figurinen u.a. in glamourösem Gold bzw. Silber abgebildet sind und so auf den Stil der Illustrationen schließen lassen. Die Finnin Sanna Annukka studierte an der „University of Brighton“ und entdeckte dort ihre Leidenschaft für den Siebdruck. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie als Illustratorin u.a. für die Zeitschrift „Vogue“ und der britischen Kaufhauskette „Selfridges“ und war ebenso als Designerin der finnischen Textil- und Modemarke „Marimekko“ tätig.

Und genau an diesem Stil fühlte ich mich erinnert – ohne Details aus der Vita der Künstlerin zu kennen – als ich einen ersten Blick in eines dieser Bücher warf: Die Illustrationen bestechen durch ihre sachliche Formgebung mit den geometrischen Elementen. Durch die Reduzierung in Form und Farbe wird der Blick bewusst gelenkt. Erst der zweite Blick offenbart Details, die „im Dunkeln“ bzw. im Hintergrund und somit beinah im Verborgenen wirken. Und doch bricht die Künstlerin immer wieder ihre selbst gewählte Form auf und sorgt für Abwechslung im scheinbar so sachlichen Gefüge. Ihre Kunstwerke gestaltet sie immer wohltuend harmonisch aus der Farb-Palette einer Farbfamilie und sind trotzdem alles andere als „farblos“. Im Gegenteil: „Bunt“ wird hier neu definiert!

Dabei bleibt sie dem märchenhaften Duktus der Vorlagen treu und schafft Bilder in einer beinah ätherische Reinheit: Eine wahre Freude voller Ästhetik und Poesie…!


erschienen bei Knesebeck/ ISBN: 978-3957282224 (Der Nussknacker), ISBN: 978-3868736311 (Der Tannenbaum/leider nicht mehr lieferbar) & ISBN: 978-3868738735 (Die Schneekönigin)