Voller Ungeduld hatte ich schon auf das Erscheinen dieser Graphic Novel gewartet: Nachdem mich das Team „Bottier & Callixte“ mit HERCULE POIROTS WEIHNACHTEN bereits restlos überzeugen konnte, hatte ich meine Erwartungen entsprechend hoch angesetzt und wurde nicht enttäuscht.
Abermals war Isabelle Bottier so klug und orientierte sich bei ihrer Konzeption der Handlung nah am Original – so nah, dass mir die Kürzungen zwar auffielen, diese allerdings den Fluss der Geschichte nie behinderten bzw. aufgrund Unklarheiten bei mir Fragen aufwarfen. So blieben zwar die Beweggründe einiger Charaktere etwas nebulös im Verborgenen, doch diese Reduzierungen mit dem Fokus auf die Hauptcharaktere ist dem Umfang einer Graphic Novel geschuldet. Auch die Übersetzung durch Thomas Schöner möchte ich als gelungen bezeichnen. Die Dialoge, die er den Protagonist*innen in die Sprechblasen zauberte, wirkten auf mich nie sperrig oder unnatürlich. Und doch sind mir da ein paar kleine Fehler aufgefallen (siehe: „Backbord“ bzw. „Steuerbord“), die mich anfangs ein wenig irritierten. Ob die besagten Fehler nun bei der Übertragung ins Deutsche entstanden oder bereits im Original zu finden waren und unbedacht übernommen wurden, kann ich natürlich nicht beurteilen. Ihr Vorhandensein schmälerte nicht meine Freude an dieser spannenden Story.
Die schöne Millionenerbin Linnet Ridgeway heiratet den ehemaligen Verlobten ihrer Freundin Jacqueline de Bellefort, Simon Doyle. Während ihrer Hochzeitsreise in Ägypten werden sie beständig von Jacqueline verfolgt, die sich so an dem Paar rächen will. Linnet Doyle bittet Hercule Poirot um Hilfe, doch dieser fühlt sich außerstande die Situation zu entspannen. Selbst als das junge Ehepaar sich heimlich auf den Nildampfer Karnak begibt, ist Jacqueline de Bellefort bereits an Bord. Eines späten Abends – Linnet ist bereits zu Bett gegangen – zückt Jacqueline im betrunkenen Zustand und voller Eifersucht ihre Waffe und schießt Simon eine Kugel ins Bein, der bewegungsunfähig zusammenbricht. Er bittet die beiden Augenzeugen Mr. Fanthorp und Miss Robson darum, Jacqueline in ihrem hysterischen Zustand nicht allein zu lassen, da er befürchtet, sie könne sich etwas antun. Er selbst wird wenige Minuten später von dem mitreisenden Arzt Dr. Bessner in dessen Kabine versorgt. Am Morgen darauf wird Linnet Doyle erschossen in ihrer Kabine aufgefunden. Doch Jacqueline ist während der möglichen Tatzeit von einer Krankenschwester bewacht worden und kann den Mord somit nicht begangen haben. Und es soll nicht bei diesem einen Mord bleiben: Poirots Ermittlungskünste sind mehr denn je gefragt…!
Auch Illustrator Callixte (alias Damien Schmitz) überzeugte mich mit seiner Kunst: Abermals schuf er für das Ensemble in dieser Geschichte höchst individuelle wie detailreiche Physiognomien, die es gar vortrefflich charakterisierten. Bei den älteren Damen ist er mir allerdings etwas über das Ziel hinausgeschossen und lässt sie beinah wie Karikaturen erscheinen. Voller prägnanter Details sind ebenso seine Settings: Er taucht diese gerne in die orange-rot-braune Farbpalette, die gelungen das Erdig-urwüchsige der ägyptischen Wüste wiederspiegelte.
Wann der Carlsen-Verlag weitere Christie-Klassiker im Gewand einer Graphic Novel veröffentlicht, das steht noch in den berühmt-berüchtigten Sternen. Doch eins ist sicher: Es bleibt spannend!
