„Ein Dollar und siebenundachtzig Cent.“
…so begann die vierte und letzte Geschichte, die ich an diesem ereignisreichen Tag vortragen sollte. Danach folgte noch ein besinnliches Orgelkonzert, und dann waren die ersten OSTERHOLZER WINTERLICHTER auch schon Geschichte.
Ich starrte in die Flammen der Altarkerzen, lauschte den Klängen der Orgel, und ein seltsames Gefühl breitete sich in mir aus. Es war eine Mischung aus Erschöpfung, Erleichterung und Ungläubigkeit. Nach etlichen Tagen der Vorbereitung gepaart mit Anspannung fühlte ich mich nun erschöpft. Erleichtert war ich, dass alles, was wir geplant hatten, auch reibungslos klappte und somit keine unvorhersehbar eintretenden Katastrophen ein spontanes Handeln nötig machte. Und nun saß ich hier und konnte es kaum glauben, dass das, worauf wir als Orga-Team seit Februar hingearbeitet hatten, nun vorbei sein sollte. Langsam dämmerte es mir, dass nun wahrscheinlich etwas fehlen würde, und eine Art von Phantomschmerz setzte bei mir ein. Dieses Konglomerat an Empfindungen war in diesem Moment so mächtig, dass sich das Gefühl der Zufriedenheit nicht einstellen wollte bzw. konnte.
Schon am Vortag stand ich in der klirrenden Kälte auf dem Kirchenvorplatz und pimpte den Weihnachtsbaum, der freundlicherweise vom Hausmeister der Gemeinde aufgestellt und mit Lichterketten versorgt wurde, zusätzlich mit einer Vielzahl an roten Schleifen auf. Dann bedeckte ich die kahlen Blumentröge mit Tanne und dekorierte sie mit Holzsterne und Lichterkette. Auch der Kircheninnenraum wurde von mir mit Tanne und Schleifen geschmückt. Da die Kirche ein Ort der Begegnung ist, und sie somit am Nachmittag noch anderweitig genutzt wurde, sollten alle weiteren Vorbereitungen direkt am Tag der Veranstaltung erfolgen.
Am Premierentag schenkte uns der Wettergott leichten Schnee und ansonsten eine wunderbar klirrende Kälte. Schon am Abend zuvor wurden wir mit Schnee erfreut, der die passende stimmungsvolle Kulisse bilden sollte. Schon vor Beginn unseres geplanten Programms schlenderten die ersten Besucher über den Kirchenvorplatz, gönnten sich am Foodtruck eine Leckerei oder wärmten sich bei Kaffee oder Tee in unserem Gemeindecafé auf. Insgesamt zehn Aktionen standen auf unserem Programmzettel. Anscheinend hatten wir bei deren Auswahl den Geschmack der Besucher*innen getroffen: Über ein mangelndes Interesse konnte sich niemand beklagen – weder bei uns, noch bei den anderen Institutionen, von deren tollen Aktionen ich als verantwortlicher Orga-Mufti der Kirchengemeinde St. Marien leider nichts mitbekam.
Schon die erste Kirchenführung durch den Lokal-Historiker Volker Müller war sehr gut besucht. Der entzückende Kindergarten-Chor Mallettissimo lockte natürlich Eltern, Geschwister und sonstige Anverwandte in die Kirche. Das Konzert des Instrumental-Ensembles TonArt löste am Ende beim Publikum begeisternde Rufe nach einer Zugabe aus. Die Autorin Christa Lindemann erfreute bei ihrer Lesung mit drei charmanten Erzählungen – natürlich aus ihrer eigenen Feder. Der Posaunenchor sorgte mit weihnachtlichen Klängen für festliche Stimmung auf dem Kirchenvorplatz und lud beim anschließenden Rudelsingen alle Anwesenden zum Mitsingen ein. An der Orgel überzeugte Utz Weißenfeld mit klassischen Werken, überraschte aber auch mit modernen Interpretationen.
Diese Diashow benötigt JavaScript.
Passend zur Jahreszeit aber unpassend zu diesem Zeitpunkt kämpfte ich seit Tagen gegen eine beginnende Grippe an und sollte (bis jetzt) als Sieger aus diesem Kampf hervorgehen. Einzig eine belegte Stimme musste ich als Zugeständnis wohl oder übel akzeptieren. So lutschte ich hingebungsvoll GeloRevoice Halstabletten und gurgelte äußerst melodisch mit Salbei-Tee, in der Hoffnung, so meine beiden Mini-Lesungen halbwegs glimpflich zu überstehen. Ich sollte sie überstehen, und das – gemessen an den positiven Rückmeldungen – gar nicht mal sooo schlecht.
Ansonsten stand dieser Tag ganz im Zeichen der Begegnung: Begegnungen mit lieben Freunden, alten Bekannten, neuen Bekannten oder gänzlich Unbekannten, die mich ansprachen und mit denen ich so zwanglos ins Gespräch kam. Da stand ein Herr vor unserer Weihnachtskrippe und starrte auf die Lücke zwischen Maria und Josef. Dann blickte er auf, erkannte an meinem Namensschild, dass ich hier wohl was zu sagen hätte, und es platzte empört aus ihm heraus: „Warum liegt der Jesus nicht in der Krippe?“. Ich lächelte ihn freundlich an und meinte „Würde er da jetzt schon liegen, wäre er eine Frühgeburt!“. Es war dem Herrn deutlich anzusehen, dass er diese Information erstmal verarbeiten musste. Dann schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. „Davon mache ich jetzt ein Foto und schicke es Verwandte in Amerika. Da liegt jetzt schon an jeder Ecke ein Jesus in irgendeiner Krippe!“ sagte er und zückte sein Handy.
Maria und Birgit von unserem Kirchencafé St. Marien hatten am Ende des Tages keinen einzigen sauberen Teller mehr im Schrank: Der Andrang an Besuchern war so enorm, dass zum Abwaschen kaum Zeit blieb. Und auch Britta und Andreas vom Foodtruck MoorKitchen blickten müde aber zufrieden über ihren Tresen und vergaßen nicht anzumerken „Beim nächsten Mal denkt bitte an uns! Wir sind gerne wieder dabei!“.
Beim nächsten Mal: Ja, es wird sicherlich ein nächstes Mal geben. Wann und in welchem zeitlichen Rhythmus wird sich noch klären. Doch die OSTERHOLZER WINTERLICHTER haben nachdrücklich bewiesen, dass sie mehr sind als nur eine Eintagsfliege, mehr als nur ein One-Hit-Wonder.
Doch für dieses Jahr löschte ich vorerst die Kerzen auf dem Altar…!
Ich danke Britta, Marcus, Nadine, Sven, Sabrina, Stephanie, Debbie, Anne, Irmgard und Astrid für die ganz und gar wunderbar kollegiale Zusammenarbeit:
Ihr Lieben, es war mir eine wahre Freude!!!
💖
Auf unserer Homepage sowie auf den Accounts bei facebook und Instagram findet ihr viele, weitere Impressionen von den ersten OSTERHOLZER WINTERLICHTERn…!