MONTAGSFRAGE #126: Sind Euch eher ständige Handlungswendungen oder eine logische Geschichte wichtig?

Ach ja, mit der Logik ist es ja so eine Sache: Was dem einen absolut logisch erscheint, ist und bleibt für den nächsten das viel zitierte Buch mit den sieben Siegeln…! Ähnlich verhält es sich mit der Abwechslung: Der eine braucht ständig neuen Input, da für ihn Stagnation automatisch Langeweile bedeutet. Der andere ist durchaus für eine gewisse Zeit in der Lage, sich mit dem momentanen Status Quo zufrieden zu geben. Und die Literatur…?!

Die Literatur bietet für alle und jeden die passende Lektüre, denn sie ist – passend zum Pride-Monat – bunt wie das Leben: Es lebe die Vielfalt! 🌈💕🌈

Doch zurück zum Ursprung unserer heutigen MONTAGSFRAGE: Wie verhält es sich bei mir? Favorisiere ich eher Romane, in denen in schnellen Schritten die Handlung vorangetrieben wird, und bei denen ich über Logik-Fehler generös hinweg sehe? Oder empfinde ich diese schnellen Wechsel in der Handlung eher als Hetze, da Details zwangsläufig nicht ausreichend ausgearbeitet werden können, und folge lieber einer sich logisch aufbauenden Geschichte?

Darf ich mir auch beides wünschen?

Denn meine Antwort fällt wieder äußerst diplomatisch aus: Es kommt darauf an! Es kommt darauf an, welcher Intention die/der Autor*in folgt, und ob es der Geschichte dienlich ist.

Ich erinnere mich, dass Karsten Dusse in seinem Erstlingswerk Achtsam morden die Handlung mit schnellen Wechseln und Wendungen forciert, und es ihm trotzdem gelingt – im Rahmen dieser leichten Krimi-Comedy – die Gesetze der Logik nicht allzu sehr überzustrapazieren. In dieser Form machte mir die Lektüre enormen Spaß.

Bei Friedrich Christian Delius Werk Wenn die Chinesen Rügen kaufen, dann denkt an mich passiert eigentlich so gut wie nix. Handlungswendungen suchte ich vergebens: Der Protagonist schreibt sich seinen Alt-Herren-Frust in Form eines Tagebuchs von der Seele direkt in den Laptop, und meint in seiner grenzenlosen Selbstüberschätzung, dass spätere Generationen von seinen geistigen Ergüssen profitieren könnten. Nach 100 Seiten kapitulierte meine (!) Logik, und ich habe das Buch zur Seite gelegt.

Aber wenn Ihr mir nun die Pistole auf die Brust setzt, und ich mich partout entscheiden müsste, dann würde meine Wahl immer zugunsten der Logik ausfallen. Dann wäre es mir völlig egal, ob die Handlung vor lauter Wendungen nicht zur Ruhe käme oder ob sie detailreich und ausführlich aufgebaut wird, wenn dies für mich nicht logisch nachvollziehbar ist, dann war die Mühe des Autors bzw. der Autorin buchstäblich „für die Katz“!

…und wie darf Eure Lektüre sein: logisch und/oder abwechslungsreich??? 


Antonia Leise von „Lauter & Leise“ hat dankenswerterweise DIE MONTAGSFRAGE: Buch-Blogger Vorstellungsrunde wiederbelebt und stellt an jedem Montag eine Frage, die Interessierte beantworten können und zum Vernetzen, Austauschen und Herumstöbern anregen soll! Ich bin gerne dabei!!!

In meinem MONTAGSFRAGE-Archiv findet Ihr Fragen & Antworten der vergangenen Wochen.

[Rezension] Friedrich Christian Delius – Wenn die Chinesen Rügen kaufen, dann denkt an mich

Was macht ein Leser, wenn er beim Verlag um ein bestimmtes Rezensionsexemplar bittet und ein gänzlich anderes Buch vom selben Autor erhält? Dieser Leser (Finger zeigt auf mich!) nimmt es als Fügung, da er schön häufiger die wunderbare Erfahrung machen durfte, dass Bücher, die unverhofft in das Blogger-Lese-Leben treten, sich durchaus zu einer besonders überraschenden Lektüre entpuppen können.

In diesem Fall sandte mir der Verlag satt „Die Birnen von Ribbeck“ diesen Roman zu, und wie meine geneigte Leserschaft meinem fb-Post vom 20. September entnehmen kann, habe ich völlig unbefangen mit der Lektüre begonnen…

…und nach 108 Seiten wieder abgebrochen.

Screenshot_2019-09-22 Andreas Kück - Startseite.png

Ein ergrauter Wirtschaftsredakteur wird nach wiederholter öffentlicher Kritik an Politik und Industrie von seinem Verlag „freigestellt“. Diesen Umstand nimmt er zum Anlass, seine Gedanken und Ansichten – diesmal frei und ohne Zensur – in Form eines Tagebuchs der nächsten Generation (in seinem Fall: seine Nichte Lena) als Vermächtnis zu hinterlassen. Seine Tagebucheintragungen setzen am 30.09.2017 ein. Somit steht das Zeitgeschehen der jüngsten Vergangenheit im Zentrum seines Schreibens…!

Erfrischend fand ich die Entscheidung des Protagonisten, seine Tagebuchaufzeichnungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit niederzuschreiben ohne mit Klicks, Likes und Follower zu kokettieren. Dieser Entscheidung kann ich durchaus etwas abgewinnen, spiele ich doch selbst mit dem Gedanken meine fb-Seite einzustellen. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit steht es jedem frei, „vom Leder zu ziehen“, seinen Gedanken freien Lauf zu lassen und sowohl rücksichts- als auch hemmungslos seine Meinung kund zu tun. Nur leider handelt es sich hierbei um einen Roman (zumindest steht es so auf dem Cover), und somit ist die Öffentlichkeit leider nicht ausgeschlossen. Vielmehr lässt er die Öffentlichkeit (also in diesem Fall: mich) in kurzen und weniger kurzen Tagebucheintragungen teilhaben an seinen Gedanken zur Merkel-Regierung, zu den geplatzten Jamaika-Verhandlungen, der Flüchtlingspolitik und den Wehwehchen von überbezahlten Fußballern. Seine Ansichten und Meinungsäußerungen mutieren schnell zum Altherren-Gejammer und Stammtisch-Gefasel und wirken unangenehm besserwisserisch auf mich. Auch empfand ich seine beinah paranoide Angst vor der Machtübernahme der Chinesen als äußerst ermüdend.

Es war nun nicht so, dass mich die Lektüre verärgerte, amüsierte oder sonst wie emotional berührte: Sie lies mich erstaunlich gleichgültig zurück – ein Zustand, in dem ich mich beim Lesen möglichst nicht befinden möchte.

Vielleicht bin ich auch schlicht (und dies darf diesmal wörtlich genommen werden) und ergreifend für diese Art der Lektüre nicht intelligent oder nicht intellektuell genug (Vielleicht sogar sowohl das eine als auch das andere!). Aber auch diese Erkenntnis werde ich verkraften, mit ihr weiterleben und irgendwann mit ins Grab nehmen…!

„Und die Jahre gehen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet’s wieder weit und breit.“
Theodor Fontane


erschienen bei Rowohlt/ ISBN: 978-3737100762

Ich danke dem Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar!