Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy, Georg Friedrich Händel, Tom A. Kennedy, César Franck, Morten Lauridsen, Johann Sebastian Bach, Gustav Holst, Georges Bizet, Jesse Edgar Middleton, James Bobby, John Williams sowie traditionelle Weihnachtslieder
Stadttheater Bremerhaven/ Großes Haus
DIRIGENT & MODERATION Hartmut Brüsch
CHOR Edward Mauritius Münch
SOLIST:INNEN Meredith Hoffmann-Thomson, Boshana Milkov, Weilian Wang, Timothy Edlin
Opernchor des Stadttheaters Bremerhaven
Philharmonisches Orchester Bremerhaven
Kinderchor des Stadttheaters Bremerhaven
Kinder- und Jugendchöre der Musikschule Geestland
ORGANISATION & STIMMBILDUNG KINDERCHOR Katharina Diegritz
EINSTUDIERUNG KINDER- UND JUGENDCHÖRE DER MUSIKSCHULE GEESTLAND Gabriele Brüsch
An den Tagen zwischen den Feiertagen habe ich in jedem Jahr erneut das Gefühl, als würde sich die Welt langsamer drehen, so als würde sie – nur für diese wenigen Tage – ausgebremst werden. Natürlich ist mir bewusst, dass dies leider nicht der Fall ist: Die Welt dreht und dreht und dreht sich unbeirrbar, und irgendwo auf ihr passieren ungeheure Ungerechtigkeit – auch jetzt in diesem Moment, in dieser Sekunde.
Doch ich brauche am Ende eines ereignisreichen Jahres diese kurze Zeitspanne so sehr, um atmen zu können, zur Ruhe zu kommen und auch um zu träumen. Die Wochen vor Weihnachten brachten mir noch eine gehörige Portion Aufregung und sorgten so für reichlich Verwirrung. Doch nun waren alle Unsicherheiten beseitigt, und auch die vor-weihnachtliche Hektik war von mir abgefallen. Entsprechend entspannt machte ich mich auf den Weg in Richtung Bremerhaven, um einen Tag nach Weihnachten beim Adventskonzert MERRY CHRISTMAS die besinnliche Zeit nochmals „nachzuschmecken“. Der Weihnachtsmarkt in der Seestadt dauert traditionell bis zum 30. Dezember an, und so drehte sich auf dem Theodor-Heuss-Platz vor dem Theater immer noch das bunt beleuchtete Riesenrad. Von den geschmückten Buden wehten köstliche Düfte zu mir herüber: Bratwürstchen und Churros munden auch nach Weihnachten gar köstlich!
Nachdem der Leib im ausreichenden Maße gefüttert wurde, waren nun Herz und Hirn an der Reihe, um genussvoll gesättigt zu werden. Magnetisch zog mich das warme Licht durch die geöffneten Türen ins Innere des Theaters, wo zahlreiche Weihnachtsbäume und Lichterketten für ein festliches Ambiente sorgten. Auf der stimmungsvoll dekorierten Bühne hatten bereits vereinzelt Musiker*innen des Philharmonischen Orchester Platz genommen, um an ihren Instrumenten die eine oder andere tückische Passage nochmals zu üben.
Peu à peu füllte sich das Orchesterpodium. Das Licht im Zuschauersaal wurde gedimmt, und unter Applaus betrat der musikalische Leiter Hartmut Brüsch mit den Sänger*innen des Opernchors die Bühne, um gemeinsam das Konzert mit „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ von Felix Mendelsohn Bartholdy musikalisch prachtvoll zu eröffnen. Hartmut Brüsch erwies sich abermals als versierter Moderator, der es verstand, Wissen so leicht und humorvoll zu vermitteln, das wir im Publikum kaum wahrnahmen, dass wir etwas lernten.

Das Programm führte uns durch 400 Jahre Musikgeschichte (vom Barock über die Romantik zu zeitgenössischen Werken), ließ uns musikalisch – neben Deutschland – auch Länder wie England, USA, Kanada und Frankreich bereisen und war so imposant gefüllt mit so vielen bemerkenswerten Momenten, dass es mir unmöglich ist, die mitwirkenden Künstler*innen für alle ihrer Darbietungen gebührend zu würdigen.
Boshana Milkovs samtener Mezzo umschmeichelte mit feiner Koloratur insbesondere die Oboe bei „Bereite dich, Zion“ aus WEIHNACHTSORATORIUM von Johann Sebastian Bach. Weilian Wangs schön timbrierter Tenor schien bei „Panis Angelicus“ von César Franck mit dem Klang des Orchesters zu verschmelzen. Sopranistin Meredith Hoffmann-Thomson entzückte mit einem zauberhaft beseelten „In the Bleak Midwinter“ von Gustav Holst. Timothy Edlin gestaltete mit seinem warmen Bass äußerst gefühlvoll „O little Town of Bethlehem“ und bot so dem nachfolgenden Kinderchor einen wunderbaren Einstieg in seinen ersten Auftritt.
Der Kinderchor setzte sich aus dem Kinderchor des Stadttheaters Bremerhaven (Einstudierung: Edward Mauritius Münch und Katharina Diegritz) und den Kinder- und Jugendchören der Musikschule Geestland (Einstudierung: Gabriele Brüsch) zusammen, der die englischen Carols ebenso entzückend zu Gehör brachte wie zu einem späteren Zeitpunkt die deutschen traditionellen Weihnachtslieder. Manche Kinder und Jugendlichen waren so hochkonzentriert bei der Sache, dass ihnen vor Aufregung der Text entfiel. Ich erkannte es an ihrem leicht verschreckten Gesichtsausdruck, was mir ein verständnisvolles Schmunzeln entlockte. Zumal sie bravourös auch anspruchsvolle Chorpartien meisterten, so das älteste kanadische Weihnachtslied „The Huron Carol“ von Jesse Edgar Middleton, das sie gemeinsam mit dem Opernchor a cappella vortrugen.
Auch das mystisch-sphärische „O Magnum Mysterium“ von Morten Lauridsen erklang stimmgewaltig a cappella durch den Opernchor. Beim würdigen Finale mit „Merry Christmas“ aus KEVIN ALLEIN IN NEW YORK von John Williams verband sich die orchestrale Kraft des Philharmonischen Orchesters Bremerhaven mit dem brillanten Gesang der Sänger*innen des exzellenten Opernchors.
Traditionell endete auch dieses ADVENTSKONZERT mit einem fulminanten Chor – bestehend aus Solist*innen, Opern- und Kinderchor sowie den 685 Zuschauer*innen – im gänzlich ausverkauften Großen Haus des Stadttheaters Bremerhaven. Mit „Stille Nacht, heilige Nacht“ und „Dar Joahr geiht to End“ endete ein so beglückendes Konzert, das mich beseelt nach Hause fahren ließ und einen versöhnlichen Abschluss für dieses herausfordernde Jahr bildete.
„Du denkst still bi di: Wedder een Joahr vorbi,
un wat wür, wür dat schlecht oder good?“
Ich sende ein großes Dankeschön an alle, die dieses wunderbare Konzert möglich gemacht haben: Euch ist es zu verdanken, dass ich nun zuversichtlicher in mein persönliches Neues Jahr 2026 blicke!
Das Philharmonische Orchester Bremerhaven bietet in jeder Saison ein Vielzahl an abwechslungsreichen Konzerten: Ein Blick in das PROGRAMM lohnt sich sehr!
