Komödie von Frank Pinkus
Weyher Theater
Inszenierung: Frank Pinkus
Bühne: Hermes Schmid und Lisa Dittus
Kostüme: Anika Töbelmann
Seit Oktober 2020 fristete ein Guthaben ein ruhiges Leben auf unserem Kundenkonto beim Weyher Theater. Aufgrund des damaligen Lockdowns entfielen die geplanten Aufführungen des Weihnachtsmärchens, und wir mussten unsere schon erworbenen Karten zurückgeben. Nun setzt sich das Programm des Weyher Theaters hauptsächlich aus Boulevard-Komödien zusammen, die oftmals mit ihrem plakativen Humor nicht unbedingt meinem Geschmack entsprechen. Schätzen gelernt habe wir das Weyher Theater aufgrund seiner Abstecher in andere Genre: Da gab es unterhaltsame Screwball-Komödien, spannende Krimis und kurzweilige Musik-Revuen. Leider sind diese Abstecher sehr, sehr selten geworden: In dieser schweren Zeit dürstet es dem Publikum wohl eher nach leichter Unterhaltung, und das Weyher Theater tut sein möglichstes, um diesen Durst zu stillen. So war es keine leichte Aufgabe, eine passende Inszenierung für uns zu finden. Meine Wahl fiel auf dieses Ein-Personen-Stück, das Autor und Regisseur Frank Pinkus seinem Freund Kay Kruppa auf den Leib schrieb und selbst inszenierte.
Karl-Heinz König weiß, wie man ein erfolgreiches Leben führt. Er ist in den 40ern und hat es geschafft. Er ist erfolgreicher Anwalt, glücklich verheiratet und hat zwei Kinder. Karl-Heinz König, genannt Kalle, ist ein glücklicher Mensch. An diesem Abend ist er in der Sauna – und kein Mensch außer ihm ist da. Er langweilt sich. Und er beginnt, über sich und sein Leben nachzudenken. Und vor allem über das, was Männer und Frauen ausmacht. Und was das Zusammenleben der beiden Geschlechter so schwierig macht …
- Wieso haben Frauen so viele Variationen eines Lächelns – und alle Variationen scheinen dem Mann zu sagen, was er gerade mal wieder falsch gemacht hat?
- Wieso wollen Männer offenbar immer und Frauen scheinbar nie?
- Wieso wollen Frauen immer bestimmte Stimmungen im Schlafzimmer haben, und Männern ist das egal?
- Wieso gehen Frauen so gern shoppen?
- Wieso war die Ehefrau früher so wild darauf, mit ihrem Mann nackt ins Bett zu gehen – und heute kriegt Kalle von seiner Sanni zu Weihnachten einen „Shorty“ geschenkt?
- Wieso waren die männlichen Macken für die Ehefrau früher liebenswert, und heute sind sie unerträglich?
- Wieso versagen die Männer mit ihren von der Frau vorgeschriebenen Zettelchen so kläglich beim Einkaufen?
- Und wieso geht ein Mann immer alleine auf’s Klo, aber die Frau nie??
Das sind einige der Fragen, mit denen sich Kalle an diesem Abend auseinandersetzt – und ihm wird immer klarer, wer zu Hause eigentlich die Hosen anhat…
(Inhaltsangabe dem Programmblatt zu dieser Produktion entnommen.)
Es kann durchaus von einer Erfolgsgeschichte gesprochen werden: Seit der Uraufführung im Jahre 2007 erlebte dieses Stück nicht nur einige Wiederaufnahmen in seinem Heimat-Theater, sondern wurde zudem von etlichen Theatern bundesweit nachgespielt. Dies verwundert kaum: Der personelle Aufwand ist ebenso überschaubar wie die Anforderungen an Bühnenbild und Kostüme. In Weyhe schwitzt Kalle König im ansprechenden Einheitsbühnenbild von Hermes Schmid und Lisa Dittus, das eine Sauna-Landschaft suggeriert, und hüllt sich in weißes Frottee, für dessen Flauschigkeit Anika Töbelmann verantwortlich war.
Doch gerade eine „One-Man-Show“ birgt Gefahren, da der Erfolg abhängig ist von der jeweiligen Besetzung. Wir alle lieben diese Klischees, die sich mit den Unterschieden zwischen Männern und Frauen beschäftigen. Doch hinter jedem Klischee verbirgt sich auch ein Quäntchen Wahrheit, die uns zuerst aufhorchen, dann ertappt zusammenzucken und schlussendlich erleichtert auflachen lässt. Denn: Bestenfalls lachen wir nicht übereinander sondern miteinander! Um dies wohldosiert über die Rampe zu bringen, braucht es eine stimmige Besetzung.
Das diese Rolle ihm auf den Leib geschneidert wurde, merkt man Kay Kruppa an: Da saß jeder Ton, jede Pointe und jede Geste. Selbst die plattesten aller Plattitüden verpackte er mit schelmischen Witz und einem Augenzwinkern und blieb so stets Sympathieträger und Identifikationsfigur. Sein Kalle war ganz Mann und doch süß und knuddelig. Selbst deftige und detailreiche Beschreibungen (wie z. Bsp. Kalles Erfahrungen beim Samenspenden) wurden von Kruppa mit so viel Charme dargeboten, dass ich ihm dieses Niveau-Gefälle durchaus verzieh.
Nach einem verdienten frenetischen Applaus erinnerte er an seinen Freund und Weggefährten Frank Pinkus, der im September 2021 überraschend verstarb und sich und ihm mit dieser Komödie ein kleines Denkmal setzte.
Die Aufführungsserie der Wiederaufnahme von ALLEIN IN DER SAUNA ist leider schon zu Ende. Doch ich bin mir sicher, dass Karl-Heinz König sich noch lange nicht vom Weyer Theater verabschiedet hat.