MONTAGSFRAGE #131: Sind Euch Dialog oder Beschreibung in Büchern wichtiger?

Die Hüterin der MONTAGSFRAGE hat es in ihrem Beitrag schon sehr treffend formuliert: Viele Leser werden auf der oben genannten Frage mit „Beides!“ antworten. Und natürlich liegen sie mit dieser Aussage absolut richtig: Jedes zur rechten Zeit im nötigen Maße ist für eine gute Geschichte unerlässlich. Doch auf eine dieser entspannt-unaufgeregten und somit diplomatischen Antworten sollte die Frage gar nicht abzielen. Vielmehr implementiert es ein „Entweder-oder“ und kein „Sowohl-als-auch“. Also muss eine Entscheidung her,…

…und wenn ich ehrlich bin, dann sind mir zündende Dialoge wichtiger als detailreiche Beschreibungen. Vielleicht ist diese Wahl auch meiner Theater-Tätigkeit in der Vergangenheit geschuldet, wo das klassisches Textstudium mit Rolleninterpretation an der Tageordnung war. In einem Textbuch gibt es höchstens ein paar Beschreibungen des Settings und rudimentäre Regie-Anweisungen zu entdecken. Ansonsten entwickelt sich die Geschichte aus den Dialogen der Protagonisten und ihren emotionalen Bindungen zueinander.

Manche Autor*innen verlieren sich in ellenlangen Beschreibungen, die manchmal weder zur Schaffung von Atmosphäre noch zur Weiterführung der Handlung benötigt werden. Bestes oder vielmehr schlechtes Beispiel wäre das von mir verschmähte Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins von Milan Kundera und seine literarische Auseinandersetzung mit Exkrementen. Und selbst im von mir hochgeschätzten Epos Die Elenden von Victor Hugo „erfreut“ der Autor seine Leserschaft mit seitenweise Beschreibungen der Kanalisation von Paris: Ich habe diese Stelle immer übersprungen und bin mir sehr sicher, dass ich die Intension der Geschichte trotzdem begriffen habe.

Da lobe ich mir doch knackige, abwechslungsreiche und spritzige Dialoge, die tief in die Psyche des Handlungspersonals blicken lassen und der Leserschaft Raum für eigene Interpretationen bietet. Gerade diese Freiheit in der Interpretation macht für mich den besonderen Reiz bei der Auseinandersetzung mit Texten für die Bühne aus, wie ich am Beispiel von Christies Zeugin der Anklage schon erläutert habe. Auch zukünftig werden Theatertexte immer wieder einen Platz auf meinem Blog finden: So freue ich mich schon auf die Beschäftigung mit den Textbüchern zu „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ von Tennesee Williams und „Bunbury oder: Ernst sein ist wichtig“ von Oscar Wilde, die beide momentan noch ein Schläfchen auf meinem SuB machen.

Etwas salopp möchte ich meine Antwort wie folgt zusammenfassen: Wichtiger ist mir, was die Protagonisten zu sagen haben und nicht welche Muster ihre Pullis zieren! 😄

…viele Details oder viel Gesabbel? Was ist Euch wichtiger???


Antonia Leise von „Lauter & Leise“ hat dankenswerterweise DIE MONTAGSFRAGE: Buch-Blogger Vorstellungsrunde wiederbelebt und stellt an jedem Montag eine Frage, die Interessierte beantworten können und zum Vernetzen, Austauschen und Herumstöbern anregen soll! Ich bin gerne dabei!!!

In meinem MONTAGSFRAGE-Archiv findet Ihr Fragen & Antworten der vergangenen Wochen.

2 Kommentare zu „MONTAGSFRAGE #131: Sind Euch Dialog oder Beschreibung in Büchern wichtiger?

  1. Die besten Argumente für Team Dialog hast Du hier auf jeden Fall zusammengefasst! Da bin ich ja fast ein wenig überzeugt! Obwohl ich dennoch näher bei Team Beschreibung bleibe. 😉
    Ich habe bei mir eher die Gefahren von schlechten Dialogen hervorgehoben. Mal wieder unglaublich spannend, wie man aus vollständig unterschiedlichen Perspektiven ein Thema betrachten kann.
    Und, muss auch endlich mal erwähnt werden – ich mag Deinen Schreibstil sehr gerne! 🙂

    Gefällt 1 Person

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