[Konzert] Pe Werner – VITAMIN PE. DAS PLAUSCHKONZERT / TiF Bremerhaven

Premiere: 3. Oktober 2024 / besuchtes Konzert: 27. April 2025

TiF – Theater im Fischereihafen Bremerhaven


PE-geisternd – PE-eindruckend – PE Werner

Ach, was soll ich hier großartig schreiben: Eigentlich war es wie immer! Lest einfach meinen Beitrag zu BEST OF: VON A NACH PE, und ihr wisst Bescheid.

So, fertig, Schluss und Ende…!

Nein, natürlich ist dieser Beitrag hier noch lange nicht zu Ende. Es wäre absolut respektlos den Künstler*innen gegenüber und würde dem wunderschönen Abend, der uns geschenkt wurde, nicht gerecht werden.

Mit VITAMIN PE hat Pe Werner erstmals Songs zuerst auf CD und Vinyl gebrannt und dann zum Konzert vereint, die sie ursprünglich für andere Künstler*innen komponiert und getextet hatte. Dabei sieht sie sich ganz pragmatisch als Dienstleisterin für die besagten Künstler*innen, wie sie frei von der Leber weg ausplaudert. Da ist für Eitelkeiten kein Platz, schließlich soll sich der Song möglichst so sehr an die jeweilige Persönlichkeit anschmiegen, dass bestenfalls der Eindruck entsteht, er wurde eigenhändig von dieser komponiert.

So legte sie Katja Ebstein schon die ROSEN UNTERM SCHNEE ins talentierte Goldkehlchen und brachte Bernd Stelter die Erkenntnis LIEBE GEHT BEKANNTLICH DURCH DEN MAGEN. Auch Barbara Schöneberger ließ sie philosophieren WAS EIN MANN TUN MUSS, gab Stefan Gwildis den Rat WER LOS LÄSST, HAT DIE HÄNDE FREI, und das Duo Marshall & Alexander beklagte den LEIHERKASTENMANN. Ihrer Freundin Mary Roos kreierte sie nicht nur das kesse UNBEMANNT, sondern sie führte auch die Feder bei deren Biografie AUFRECHT GEH’N. MEIN LIEDERLICHES LEBEN.

Sogar für den Eurovision Song Contest war sie schon kreativ: Für Caroline Fortenbacher schuf sie die wunderbar poetische Ballade HINTERM OZEAN, mit der sie 2008 im ESC-Vorentscheid mit nur einem Prozent (!) hinter dem (so offensichtlich auf ESC gepimpten) Song der No Angels zurücklag. Im Finale des ESCs teilten sich die „Engel“ dann den letzten Platz mit den punktgleichen Schlusslichtern Polen und England.


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Und natürlich brachte sie uns an diesem Abend all diese tollen Lieder zu Gehör. Doch sie wäre nicht die Werner, hätte sie ihre eigenen Songs einfach nur gecovert. Nein, jeden Song hüllte sie in ein individuelles Arrangement und ließ ihn so in anderen Farben erstrahlen. Da feilte sie gekonnt an der Orchestrierung und veränderte das Tempi, bis die Komposition absolut PE-glückend war.

An ihrer Seite saß wieder Peter Grabinger am Klavier, das er so virtuos zu spielen verstand, und auch Ton-Mann Pit Lenz musste abermals das Dunkel seines Mischpults verlassen, um sowohl vokal wie auch „mundharmonikalisch“ im Rampenlicht zu glänzen. Pe Werner griff sogar höchstpersönlich zur Klampfe und zupfte gekonnt die Saiten ihrer Gitarre.

Wie es sich für ein Plauschkonzert gehörte, plauderte sie charmant aus dem Nähkästchen und verriet uns das eine oder andere Anekdötchen. So erfuhren wir, warum sie sich mit dem Wunsch Annett Louisans nach einer Textänderung (eigentlich war es nur eine einzige Zeile) nicht anfreunden konnte, und besagter Song somit nicht von Annett eingesungen wurde. Für Mireille Mathieu hatte sie hingegen gerne Änderungen vorgenommen: Dank dieser Änderungen konnte die Französin Mireille Mathieu den deutschen Text deutlich flüssiger singen. Auch Barbara Schöneberger war nicht von allen ihren musikalischen Ergüssen gleichermaßen entzückt. Doch dies stellte für Pe Werner kein Problem dar: Dann landete die Komposition eben vorerst in der heimischen Schublade, bis sie bei passender Gelegenheit ihr eigenes Kröpflein zum Schwingen brachte.

In diesem Konzert gesellten sich zu den genannten Songs nahtlos ihre eigenen Hits und verbanden sich zu einer harmonischen Einheit. Da streute sie voller Melancholie NE PRISE ZIMT in unseren Coffee-to-go, schickte sehnsuchtsvoll den SEGLER AUS PAPIER auf Reise und sorgte mit KRIBBELN IM BAUCH, dass die Tränen über meine Wangen rannen.

Es war nicht einer dieser Abende mit einem, zwei oder drei Highlights: Oh nein, der komplette Abend war ein einziges grandioses Highlight! Es war wieder so schön! 💖


Es wird weiterhin geplauscht! Pe Werner und ihre Mannen sind mit VITAMIN PE. DAS PLAUSCHKONZERT immer noch fleißig auf Tour.

SAISON-RÜCKBLICK 2023/2024

Am Ende eines Jahres präsentiert jede*r Buchverrückte gerne die persönlichen LESE-HIGHLIGHTS: Auch ich praktiziere dieses beinah schon traditionelle Ritual mit Freude, da es mir die wunderbare Chance ermöglicht, dass ich die gelesenen Bücher nochmals Revue passieren lassen kann.

Doch einen Rückblick auf eine vergangene Spielzeit hatte ich mir bisher noch nie gegönnt. Dabei ist die Kultur für mich ein so essenzieller Bestandteil meines Lebens, der Einfluss auf mein Wohlbefinden, meine Phantasie, meine Gedanken und meine Emotionalität nimmt.

Auch wenn die Corona-Pandemie in weiter Ferne verschwunden scheint, ist der Besuch einer kulturellen Veranstaltung für mich immer noch nicht zu einer Selbstverständlichkeit geworden, die ich gedankenlos „nebenbei“ konsumiere. Dafür sind mir die Zeiten des Lockdowns, in denen die kulturellen Einrichtungen geschlossen waren, weiterhin sehr präsent in meiner Erinnerung verankert – und werden es vielleicht auch immer bleiben.

Damals war meine Freude einfach zu überwältigend: Ich saß nach dem Lockdown zum ersten Mal wieder in einem Theater. Das Orchester begann die Ouvertüre zu spielen, und mir liefern Tränen über das Gesicht und sammelten sich unter meiner FFP2-Maske. Ich konnte nichts dagegen tun – es passierte einfach…! Ich war so froh und dankbar, endlich wieder Kultur erleben zu dürfen.

Darum schwelge ich nun umso hemmungsloser in Erinnerung an die Glücksmomente der Vergangenheit und hoffe sehr, es mögen in der kommenden Saison noch viele, viele weitere Glücksmomente folgen. Doch hier kommt sie nun, meine kleine, höchst persönliche Hommage an die zurückliegende Saison 2023/2024!

Ich wünsche viel Spaß! 🥰

VORSPANN
1. ERÖFFNUNGSGALA / 2. THEATERFEST / 3. DER ZERBROCHNE KRUG
4. TOSCA / 5. PE WERNER / 6.SEELEN / 7. GODE GEISTER
8. HÄNSEL UND GRETEL / 9. SPAMELOT / 10. MARY ROOS & WOLFGANG TREPPER
11. 1. OSTERHOLZER WINTERLICHTER / 12. DAS DOPPELTE LOTTCHEN
13. NEUJAHRSKONZERT / 14. RUSALKA / 15. DOOD OP REZEPT
16. HELLO, DOLLY! / 17. DIE LUSTIGE WITWE / 18. TANZ DER VAMPIRE
19. DE QUEEN VON QUEKENBÜTTEL / 20. VORLESEWETTBEWERB
21. THE APPLE TREE / 22. DIE VIER JAHRESZEITEN / 23. DER ROSENKAVALIER
24. LANGE NACHT DER KULTUR / 25. DIE 39 STUFEN
ABSPANN

[Show] Mary Roos & Wolfgang Trepper – MEHR NUTTEN, MEHR KOKS, SCHEISS AUF DIE ERDBEEREN! / Stadthalle Osterholz-Scharmbeck

Premiere: 10. September 2020 / besuchte Show: 1. Dezember 2023 / Stadthalle Osterholz-Scharmbeck


INSZENIERUNG Corny Littmann
MUSIKALISCHE LEITUNG & PIANO Nick Flade
GITARRE Ferdi Kirner
BASS Christian Diener
SCHLAGZEUG Thomas Käfel
BACKGROUNDSÄNGERIN Katja Friedenberg
CHEFTECHNIKER Roman Flume


Sie wissen ja, wie es ist: Manchmal hören die schlimmen Dinge einfach nicht auf. So auch hier, sie machen es wieder! Nach dem großen Erfolg und 150.000 Zuschauer bei „Nutten, Koks und frische Erdbeeren“ haben sich Mary Roos auf dem Altenteil und Wolfgang Trepper im Anti-Aggressionskurs so gelangweilt, und dann viele traurige Briefe geschrieben. Mary wollte wissen: Wie geht’s eigentlich Peter Alexander? Wolfgang denkt über alte Sachen aus dem Fernsehen nach: Wann kommt der Hustinettenbär wieder? Und dann haben sie beschlossen, Oliver Kahn hatte Recht: immer weiter, weiter, weiter! Und weil Mary die Karriere als Sängerin ja an den Nagel gehängt hat, kommt sie jetzt wieder auf die Bühnen der deutschen Theater zurück. Es gibt noch so viel Neues aus Hitparade und Disco zu erzählen, die alten Zeiten liegen wieder aufgeschlagen da, und was neu ist, bekommt sein Fett weg. Die Grande Dame des Schlagers Mary Roos stellt sich gelassen souverän dem König des Verrisses Wolfgang Trepper, der sich über Schlagerstars der letzten Jahrzehnte und Marys Sangeskollegen auslässt, tot oder lebendig: Alle können sich auf was gefasst machen.

(Inhaltsangabe den Presseinformationen zu dieser Show entnommen.)

Was geschah, als die Ikone des deutschen Schlagers mit internationalem Renommee den bösen, alten Mann mit der scharfen Zunge ansprach und fragte, ob sie nicht mal etwas zusammen machen könnten, und der auch noch zustimmte? Alle potentiellen Produzenten schrien auf und rieten von diesem Unterfangen ab. Sie verweigerten die Unterstützung mit der Begründung, dass sie als Duo zu ungleich seinen, und darum die Fallhöhe des Scheiterns zu groß wäre.

Nach 300 Vorstellungen und Tausenden von begeisterten Zuschauer*innen bei ihrer ersten gemeinsamen Show konnten Mary Roos und Wolfgang Trepper allen pessimistischen Unkenrufern mit Stolz einen eindeutigen Fingerzeig geben. Und da Frau Roos ihre Gesangskarriere offiziell an den Nagel gehängt hat, blieb ja mehr Zeit für eine nostalgisch-kabarettistische Fortsetzung der Erfolgsshow, getreu dem Motto „Never change a winning team!“.

Und so fand dieses Dream-Team gemeinsam mit einer 4-köpfigen Band samt Backgroundsängerin seinen Weg nach Osterholz-Scharmbeck, um dort in der ausverkauften Stadthalle für Stimmung zu sorgen. Schon die obligatorische Durchsage bzgl. Handybenutzung, Ton- und Bildaufnahmen gestaltet der Maestro des bösen Wortes höchst persönlich und legt damit die Messlatte der Lästerei schon recht hoch. Dann erscheint er persönlich und versprüht eine schmackhafte Bosheit nach der anderen.

Die Mitglieder der Band stellt er als Saisonarbeiter vor, die nach dem letzten Spargelstechen nicht mehr rechtzeitig nach Polen zurückgekehrt sind: „Klatschen brauchen sie nicht. Die verstehen kein Deutsch!“. Seine Bühnenpartnerin betitelt er gerne als die „alte Frau“ und fordert uns hier auf „Klatschen sie lauter. Sie hört nicht mehr so gut!“. Er zieht genüsslich vom Leder und schwadroniert über Schlager, Show-Größen und Zeitgeist-Phänomene. Und wir? Wir sitzen im Publikum und amüsieren uns gar prächtig, lassen uns lachend beleidigen und nehmen ihm dies nicht für eine Sekunde krumm. Und warum nicht? Weil er sich selbst nicht verschont und die Spitze der Ironie ins eigene Hinterteil bohrt. Da lästert er genüsslich über die Fernsehserie „Der Bergdoktor“, kann dabei alle Irrungen und Wirrungen der Titelfigur aus dem Effeff wiedergeben und beendet diesen Monolog mit den Worten „…aber ich gucke sowas ja nicht!“. Unnachahmlich steigert er sich immer mehr und mehr in seine Schimpf-Tiraden hinein – scheinbar bis zur Erschöpfung.

Die „alte Frau“ erscheint unter tosendem Applaus, singt die Songs (eigene wie geborgte) mit ihrem unverwechselbaren Timbre und zeigt dabei eine solch enorme Bühnenpräsenz, dass akrobatische Show-Einlagen, wie sie gerne von den Jüngeren des Genres dargeboten werden, absolut obsolet scheinen. Sie macht sich Nenas „99 Luftballons“ ebenso zu Eigen, wie sie „Verdammt, ich lieb dich“ von Matthias Reim ihren eigenen Stempel aufdrückt. Trotz aller Erfolge steht hier eine sympathische Künstlerin auf der Bühne, die nie die Bodenhaftung verloren hat. Die Trepper’schen Beleidigungen lässt sie stoisch an sich abperlen, um dann im entscheidenden Moment zurückzuschießen: „Sie sind zwar jünger. Dafür sehe ich besser aus!“

Dann plaudern die Beiden von der guten alten Zeit, wo die heimischen Kacheln mit Prilblumen verschönt wurden, man sich darauf einen Dujardin gönnte, Clementine für Reinheit sorgte. und Show-Master wie Hans-Joachim Kuhlenkampff und Peter Frankenfeld den Samstagabend beherrschten. O-Ton Trepper: „Wie erkläre ich den Jüngeren, wer Peter Frankenfeld war? Also, ihr kennt doch Joko und Klaas! Peter Frankenfeld war beide zusammen, nur in gut!“. Das Zusammenspiel dieser Bühnen-Profis ist exzellent, ihr verbaler Schlagabtausch brillant. Da gibt es sicherlich ein Skript, an dem sich die Beiden entlanghangeln, doch „unverhofft kommt oft“: Wenn zum Beispiel mitten in ihrem Dialog ein Fan am Bühnenrand auftaucht, um Mary ein Präsent zu überreichen, wird gar köstlich improvisiert.

Doch was ist es, was dieses ungleiche Paar miteinander vereint? Die Roos bekannte sich unlängst als schrille Alte und ist bekannt für ihren schwarzen Humor, der kongenial zu ihrem Partner passt. Und der Trepper lässt trotz aller boshaften Sticheleien und verbalen Frechheiten keinen Zweifel aufkommen, welche tiefe Sympathie er für sie empfindet. Apropos Stichelei: Genüsslich offenbart Trepper so manche Jugendsünde der Schlager-Ikone. So hat sie in den 70er Jahren einen Werbesong mit dem originellen Namen „Happy-Pizza-Song“ für Dr. Oetker aufgenommen, den er zur Erheiterung des Publikums von der Technik einspielen lässt.

Doch selbst der scheinbar ewige Nörgler Wolfgang Trepper ist nicht gefeit vor Sentimentalität. So offenbart er dem Publikum, dass selbst er ein Lieblingslied von Mary hat, und nur allzu gerne stimmt sie – auch sehr zur Freude des Publikums – den Song „Pinoccio“ an. Nach „Aufrecht geh’n“ und einem sehr emotionalem „So leb‘ Dein Leben (My Way)“ werden „die Roos“ und „der Trepper“ mit Standing Ovation, Jubelrufe und einem frenetischen Applaus verabschiedet.

Diese zwei alten Bühnen-Profis haben nachdrücklich den Beweis erbracht, dass es „nur“ Talent, Witz und Charisma braucht, um verdammt gute Unterhaltung auf die Bretter zu zaubern.


Roos und Trepper sind einfach nicht tot zu kriegen und touren wahrscheinlich mit MEHR NUTTEN, MEHR KOKS, SCHEISS AUF DIE ERDBEEREN! auch im neuen Jahr weiterhin durch die Lande. Vielleicht auch in Eurer Nähe!