[Rezension] Die Wunder zu Weihnachten. Geschichten, die glücklich machen/ herausgegeben von Clara Paul

Ach, Glück, was ist das schon! Alle hecheln ihm hinterher, doch nur die wenigsten werden ihm habhaft. Und sollte ich ihm mal habhaft werden, was passiert dann? Bin ich dann für immer und ewig, sozusagen gänzlich allumfassend zufrieden? Aber kann „glücklich sein“ wirklich ein dauerhafter Zustand sein? Ist es nicht eher nur ein kurzer Moment, kaum da und nach nur einem Wimpernschlag auch schon wieder fort – einem Schmetterling gleich, der von Blüte zu Blüte flattert?

Und hier verspricht uns Herausgeberin Clara Paul gleich ein ganzes Buch mit Geschichten, die glücklich machen – sozusagen 230 Seiten pures Glücksgefühl! „Na!“ dachte ich so bei mir „Wenn sie da mal nicht den Mund etwas zu voll genommen hat!“ und begann zu lesen – und ich las und las und las…

  • …von „Das Geschenk“, das Hauslehrer Justus unverhofft dem Schüler Martin macht (aus „Das fliegende Klassenzimmer“ von Erich Kästner),
  • …von „Der Schatz des Kindes“ (Antoine de Saint-Exupéry), das die Kleinsten uns Erwachsenen einem Geschenk gleich am Heiligen Abend bereiten,
  • …von dem bescheidenen Wunsch eines armen Mannes nach einem tierischen Weggefährten, der ihm in „Stille Nacht Zaubernacht“ (Dominique Marchand) durch einen Zauberer erfüllt wird,
  • …von den beiden kleinkriminellen aber höchst sympathischen Hallodris, die an Heiligabend „Das Wunder von Striegeldorf“ (Siegfried Lenz) erleben dürfen,
  • …von „Der Große Karpfen Ferdinand“ (Eva Ibbotson), der beim Weihnachtsfest das Leben einer ganzen Familie erschüttert,
  • …von Eltern, die in ihrem Übereifer für „Der doppelte Weihnachtsmann“ (Paul Maar) sorgen und dies ihrem Sprössling plausibel erklären müssen,
  • …von einem Doktor, der in trauter Runde eine „Weihnachtsgeschichte“ (Guy de Maupassant) zum Besten gibt, die von einem Wunder handelt, das er höchstpersönlich erlebt hat,
  • …von „Felix holt Senf“ (Erich Kästner), der für diese scheinbar simple Aufgabe ganze fünf Jahre benötigte, während seine Eltern ihm Jahr für Jahr die Bockwürste warm halten,
  • …von einer Mutter, die auf die Frage ihres Sohnes „Was war das für ein Fest?“ (Marie Luise Kaschnitz) dieses widerwillig zu erklären versucht und trotz aller negativen Beschreibungen ihm den Zauber nicht gänzlich nehmen kann,

…und ich las viele, viele weitere wunderbare Geschichten von namhaften Autor*innen, die alle von wundersamen Begegnungen, unglaublichen Begebenheiten und besinnlichen Momenten zu berichten wussten.

Da saß ich nun in meinem Lesesessel und war ganz in diesem Buch vertieft: Manchmal hielt ich vor Spannung den Atmen an, manchmal lachte ich amüsiert laut auf, und manchmal kullerte eine Träne der Rührung meine Wange hinunter. Ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus, und ließ mich einen wohligen Seufzer ausstoßen.

Sollte mich da beim Lesen dieser Geschichten vielleicht tatsächlich ein Hauch von Glück gestreift haben…? ✨


erschienen bei Insel/ ISBN: 978-3458361015

MONTAGSFRAGE #139: Muss ein anspruchsvolles Buch schwer zu lesen sein?

Zwei Wochen hatten wir nun Pause von der MONTAGSFRAGE: Nachdem die Hüterin der MONTAGSFRAGE nun wieder genesen ist, schenkt sie uns in dieser Woche wieder eine interessante Frage. Und ich muss mich nach dieser zweiwöchigen Pause tatsächlich wieder auf den Antwort-Modus „eingrooven“.

Kaum hatte ich die Frage gelesen, stolperte ich auch schon über das Wörtchen „anspruchsvoll“ und die Formulierung „schwer zu lesen“. Ojemine, dies allgemeingültig zu definieren, würde mich wahrscheinlich sehr herausfordern, da die Bandbreite enorm ist und sogar innerhalb einer ansonsten homogenen Gruppe von Menschen recht unterschiedlich ausfallen könnte.

Was ist anspruchsvoll? Was ist schwer zu lesen? Jede*r definiert dies für sich ganz persönlich.

Ist ein Text mit vielen Fremdwörtern zwangsläufig anspruchsvoller als ein Text mit einer blumigen, bildhaften Sprache? Ist ein Werk, das aus vielen Schachtelsätzen besteht, zwangsläufig schwerer zu lesen als ein Werk aus kurzen, knappen Sätzen? Erhalten tiefschürfende Gedanken und existentielle Themen erst durch eine explizite Wortwahl ihre Anerkennung, um für wahr empfunden und ernst genommen zu werden? Und im Gegenzug: Gelten Texte, die in ihrer Aussage einfach gehalten wurden, automatisch als trivial? Fragen über Fragen…!

Doch kommen wir auf die Ursprungsfrage zurück:

Muss ein anspruchsvolles Buch schwer zu lesen sein?

Nein, muss es nicht! Oder: Ich würde mir wünschen, dass es nicht so wäre! Ich würde mir wünschen, dass so viele Leserinnen und Leser ihre Schwellenangst überwinden und in den Genuss eines „anspruchsvollen“ literarischen Werkes kommen, und dass jede Leserin und jeder Leser nach dem persönlichen Gusto das für ihn passende aus dieser Lektüre herausziehen kann. Denn „anspruchsvoll“ muss nicht zwangsläufig mit „schwer zu lesen“ einhergehen. Beispiel gefällig? Aber gerne…! Ich glaube, niemand würde die Erzählung „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry als belanglose Trivial-Literatur abtun.

Die metaphorischen Bilder erlauben einen unbefangenen Zugang zur Geschichte. Die Botschaft ist in einer einfachen doch poetischen Sprache gehalten, und doch sind die angesprochenen Themen (Liebe, Moral, Kritik an der Gesellschaft, Tod und Sterben, Freundschaft, Menschlichkeit) von existenzieller Natur. Jede Leserin und jeder Leser wird sich von diesem Märchen unterschiedlich angesprochen fühlen. Je nach der momentanen persönlichen Lebenssituation wird jede und jeder das Gelesene für sich individuell interpretieren. Und ich wage die Behauptung, dass jede und jeder von dieser entzückenden Geschichte auf irgendeiner Art und Weise berührt sein wird, denn:

„Man sieht nur mit dem Herzen gut…!“

…und wie lautet Eure Meinung zu dieser herausfordernden Frage???


Antonia Leise von „Lauter & Leise“ hat dankenswerterweise DIE MONTAGSFRAGE: Buch-Blogger Vorstellungsrunde wiederbelebt und stellt an jedem Montag eine Frage, die Interessierte beantworten können und zum Vernetzen, Austauschen und Herumstöbern anregen soll! Ich bin gerne dabei!!!

In meinem MONTAGSFRAGE-Archiv findet Ihr Fragen & Antworten der vergangenen Wochen.

Ein Porträt: Antoine de Saint-Exupéry

Antoine de Saint-Exupéry (* 29. Juni 1900/ † 31. Juli 1944)

…oder wie er mit vollem Namen hieß: Antoine Marie Jean-Baptiste Roger Vicomte de Saint-Exupéry galt schon zu Lebzeiten als ein anerkannter Autor, obwohl er sich selbst lieber als Berufspilot sah, der – so nebenbei – auch ein wenig „schriftstellert“. Sein wohl berühmtestes Werk „Der kleine Prinz“, diese märchenhafte und äußerst poetische Geschichte, begeisterte Millionen von Lesern: Sein Zauber ist bis heute ungebrochen!

Er war als Journalist, Werbebeauftragter und Autor tätig – seine große Leidenschaft galt allerdings dem Fliegen. Ein Flugzeugabsturz im Jahre 1935 in der Wüste vor Kairo überlebte er und sein Mechaniker zwar unverletzt, waren nun aber der gnadenlosen Hitze der Wüste ausgesetzt ohne ausreichenden Wasservorrat. Nach fünf endlos scheinenden Tagen in der Wüste wurden sie glücklicherweise von einer Karawane aufgegriffen.

Die Vermutung liegt nah, das Saint-Exupéry hier seine Inspiration zu „Der kleine Prinz“ fand, und die Figur des Piloten nach seinem Vorbild formte.

In den Jahren des 2. Weltkrieges mit der Besetzung Frankreichs durch die Nationalsozialisten verfasste er lyrische Texte und Essays, um die Franzosen in aller Welt aufzufordern, sich mit dem besetzten Frankreich zu solidarisieren. In „Der kleine Prinz“, der 1943 erschien, flossen somit seine Erfahrungen, Ängste und Gedanken dieser Zeit ein und spiegelten sich in der Charakterisierung der Figuren, denen der kleine Prinz auf seiner Reise begegnet, wieder.

Am 31. Juli 1944 plante Antoine de Saint-Exupéry seinen letzten Flug: Er kehrte nie zurück. Sein Flugzeug blieb verschollen. Abschuss, technischer Defekt aber auch Selbstmord aufgrund starker Depressionen kamen als mögliche Ursachen in Betracht. Wir werden es nie erfahren.

Seine Texte haben eine enorme poetische Kraft, der ich mich als Leser auch nach Jahren nicht entziehen kann. Dabei vermitteln sie ihre Botschaften sehr schlicht und schleichen sich in Dein Herz ohne jemals besserwisserisch zu erscheinen.

„Der kleine Prinz“ ist bis zum heutigen Tag sein bekanntestes und beliebtestes Werk, das weltweit in über 140 Sprachen übersetzt wurde.

„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen Unsichtbar.“


Auswahl seiner Werke:

  • Der kleine Prinz erschienen bei Karl Rauch/ ISBN: 978-3792000526

  • Worte wie Sterne: Texte von Antoine de Saint-Exupéry erschienen bei Herder/ ISBN: 978-3451381386