[Führung] INFO-WERKSTATT: BIBLIOTHEKSFÜHRUNG / Stadtbibliothek in Osterholz-Scharmbeck

Einführung in die Benutzung der Stadtbibliothek für alle Interessierte am 7. März 2023 / Stadtbibliothek in Osterholz-Scharmbeck


Wann war ich das letzte Mal als Nutzer bei einer Bücherei registriert? Es liegt schon so viele Jahre zurück, dass es sich beinah anfühlt, als hätte es in einer längst zurückliegenden Epoche stattgefunden. Nach Beendigung meiner ersten Ausbildung (Industriekaufmann) im Jahre 1992 habe ich keine Bibliothek zum Zwecke der Ausleihe eines Buches mehr betreten. Damals (!) lief alles noch analog: Jedes Buch war mit einem Kärtchen versehen, auf dem das Rückgabe-Datum ebenso gestempelt wurde wie auf einer Liste, die fest im Buch verblieb. Das Kärtchen landete in einem kleinen Papp-Umschlag auf dem Name und Kontaktdaten des Ausleihers vermerkt waren. So handhabte es die Gemeindebücherei in Ritterhude, bei der ich als Kind ein und aus ging, ebenso, wie die Dependance der Stadtbibliothek Bremen im Stadtteil Lesum in der Nähe meines Ausbildungsbetriebes. Beide waren für mich zur jeweiligen Zeit wahre Zufluchtsorte, die einerseits meinen Hunger nach Literatur stillten, andererseits mir aber auch einen rettenden Hafen im aufbrausenden Meer meines manchmal allzu stürmischen Alltags boten. Denn hier schipperte ich immer sicher in ruhigen Gewässern…!

Ⓒ Foto Stadtbibliothek Osterholz-Scharmbeck (2)

Doch wie kann ich mir heutzutage ein Buch ausleihen? Was muss ich bei der Rückgabe beachten? Wie erfahre ich, ob das Buch, das ich suche, auch im Bestand ist? Und was hat eine Bibliothek sonst noch so zu bieten? Auf diese und viele weitere Fragen erhoffte ich mir Antworten, als ich mich zur INFO-WERKSTATT: BIBLIOTHEKSFÜHRUNG anmeldete.

Erwartet wurden wir an diesem Spätnachmittag von Marcel Biesterfeld, seines Zeichens Fachangestellter für Medien- und Informationsdienste (kurz FaMI genannt), der die Führung virtuell auf der Homepage der Bibliothek begann. Denn – vorausgesetzt alle Anmeldemodalitäten sind getätigt – schon hier kann der Lesespaß beginnen.

Über das Portal „onleihe“ ist eine Nutzung der E-Medien rund um die Uhr möglich. Zudem kann zuhause im OPAC (Online Public Access Catalogue), einem öffentlich zugänglichen Online-Katalog gestöbert werden, der den Bestand an Publikationen der Stadtbibliothek verzeichnet und diese so recherchierbar macht. Bevor ich überhaupt meinen Fuß in diese Bibliothek setzen müsste, könnte ich schon am heimischen Rechner erfahren, ob das gewünschte Buch vorrätig ist, bzw. bis wann es verliehen wurde. Sollte mein Wunsch-Schmöker nicht vor Ort sein, wäre eine Reservierung sinnig. Dabei erfahre ich auch, wie viele Kunden den Titel schon vor mir reserviert haben, d.h. wie lange ich mich gedulden müsste, bis eine Ausleihe des besagten Titels für mich möglich wäre. Aber auch eine Suche direkt vor Ort ist an drei Plätzen innerhalb der Bibliothek möglich: Da jedem Buch ein genauer Standort zugeschrieben wurde, erleichtert dies natürlich erheblich die Suche.

Ⓒ Foto Stadtbibliothek Osterholz-Scharmbeck (3)

Die Kosten für mich als Erwachsener sind äußerst kulant (12,– Euro/Jahr). Für Kinder und Jugendliche aus dem Landkreis Osterholz ist die Bibliothekskarte übrigens kostenlos. Weitere Kosten fallen nur dann für mich an, wenn ich mir spezielle Medien (DVD, CD, Hörbuch oder Tonie) ausleihe, eine Reservierung tätige, ein Buch über Fernausleihe bestelle oder die entliehenen Medien verspätet zurückgebe.

Nach der grauen Theorie begaben wir uns in die bunte Praxis und starteten einen Rundgang durch die Räumlichkeiten. Herr Biesterfeld führte uns von Regal zu Regal, von Themengebiet zu Themengebiet und klärte uns u.a. darüber auf, was uns die am Buch zu findenden Kürzel verraten. Bei diesem Rundgang wurde nur allzu deutlich, dass eine moderne Bibliothek heute mehr zu bieten hat, als „nur“ Bücher zu verleihen. So können die Besucher*innen bei einer Tasse Kaffee in aktuellen Zeitungen und Zeitschriften blättern, kostenlos einen der vier Rechner nutzen oder aus einer üppigen Auswahl an Brettspielen wählen. Neben einer Vielzahl an Angeboten für Eltern und Kinder finden auch noch Veranstaltungen wie Lesungen und E-Book- bzw. Smartphone-Sprechstunden statt. Menschen mit einem grünen Daumen werden sicherlich – im Sinne der Nachhaltigkeit – in der Saatgutbibliothek fündig: Hier kann Saatgut alter Gemüsesorten entliehen werden. Wie dies funktioniert, erfahrt Ihr auf der Homepage der Bibliothek oder bei der „Info-Werkstatt: Saatgut in der Bibliothek ausleihen?“.

Mit Erleichterung durfte ich feststellen, dass – trotz aller Modernität – sich etwas nicht verändert hat und hoffentlich auch nie ändern wird: Eine Bibliothek ist immer noch der sichere Hafen für einen nach Ruhe dürstenden Lesehungrigen…!

Ich danke Herrn Biesterfeld herzlich für diese informative Führung durch die Bibliothek!


Hier findet ihr den VERANSTALTUNGSKALENDER der Stadtbibliothek in Osterholz-Scharmbeck. Schaut gerne mal vorbei…!

VORLESEWETTBEWERB 2022/23: And the winner is…

…und wieder war es soweit: „Same procedure as every year!“

„Nein, ist es nicht!“ juchzte ich vor Freude, und „Hurra! In diesem Jahr ist es nicht wie im letzten Jahr!“ jubelte ich lautstark. Denn in diesem Jahr gab es in der Buchhandlung meines Vertrauens „die schatulle“ der Schwestern Sabine und Ute Gartmann endlich wieder eine Präsenz-Veranstaltung zum Kreisentscheid des Vorlesewettbewerbs.

Nachdem ich in den vergangenen zwei Pandemie-Jahren allein vorm heimischen PC saß und digital die Lese-Beiträge ansah, um danach „meines Amtes zu walten“, freute ich mich nun umso mehr, wieder im direkten Austausch mit meinen beiden Jury-Kolleginnen zu sein. Denn neben meiner Wenigkeit war natürlich Iris Belz, Leiterin der Stadtbibliothek in Osterholz-Scharmbeck wieder mit an Bord. Dritte im Bunde, zum ersten Mal dabei und somit unser „Frischling“ war Alina Deylig, ehemalige Praktikantin der Buchhandlung „die schatulle“ und somit Bücher-Fan.

In der gut gefüllten Buchhandlung saßen am vergangenen Mittwoch acht junge Menschen und warteten aufgeregt darauf, dass die Veranstaltung endlich beginnen möge. Hinter ihnen verteilten sich über die Stuhlreihen ihre Familien, Freunde, Lehrer und sonstige Interessierte, die sicherlich mitfieberten und den kleinen „Stars“ kräftig die Daumen drückten.


Der Ablauf ist seit Jahren identisch: Die Kids müssen 2 Runden absolvieren. In der ersten Runde stellen sie innerhalb von 3 Minuten einen Auszug aus ihrem Wahlbuch incl. einer erklärenden Einleitung vor. Die Jury entscheidet dann über Lesetechnik, Textgestaltung und Textverständnis. Bei der zweiten Runde erhalten die Kids einen ihnen unbekannten Text und werden von der Jury in Lesetechnik und Textgestaltung bewertet. Dann zieht sich die Jury zur Beratung zurück, zählt die jeweils vergebenen Punkte zusammen und diskutiert manchmal durchaus kontrovers, bis dann endlich die/der Sieger*in feststeht und bekanntgegeben werden kann.


Auch in diesem Jahr wurde uns ein wilder, abwechslungsreicher und spannender Trip durch die Jugendliteratur geboten: Fynn hatte sich für einen Band aus der Flüsterwald-Serie von Andreas Suchanek entschieden. Amira las aus dem humorvollen Roman Abenteuer eines Döner-Checkers von Stefan Gemmel. Jovis wählte für seinen Vortrag das Buch Die Legende von Drachenhöhe 1 von Frank Schmeißer. Enie griff zum bekannten Klassiker Die Vorstadtkrokodile von Max von der Grün. Mats vertiefte sich in einen Roman aus der Welt von Minecraft FREEDOM von Paluten von Klaas Kern. Maksim überzeugte mit einem Ausschnitt aus Percy Jackson 3 von Rick Riordan. Und Theo ließ uns bei Mitten im Dschungel von Katherine Rundell mit den Held*innen mitfiebern. Als Siegerin ging aus diesem Wettstreit Emma Klefeker hervor, die mit ihrem überzeugenden Vortrag aus Die Frechen Krabben und das Schnee-Ungeheuer von Barbara Rose bei uns ebenso punkten konnte, wie mit der ihr unbekannten Passage aus Magic Agents. In Dublin sind die Feen los! von Anja Wagner. Gratulation!

Ich weiß, ich weiß, ich wiederhole mich. Aber kann nicht genug betonen, wie sehr ich mich jedes Jahr auf diesen Termin freue, und wie schmerzlich ich ihn vermisst habe. Dabei taten mir vor allem die Kinder leid, die in den letzten beiden Jahren teilgenommen haben. Ihnen entging die Möglichkeit, ganz wunderbare Erfahrungen machen zu dürfen: kein kribbeliges Lampenfieber, kein erleichtertes Aufatmen nach Beendigung des Vortrags, kein gespanntes Warten auf die Entscheidung der Jury, keinen Foto-Termin mit der Presse, keinen ausführlichen Bericht in den örtlichen Zeitungen,…!

Und auch mir fehlte diese besondere Atmosphäre eben jener Live-Lesungen. Zudem habe ich meine beiden Mit-Juror*innen vermisst: die anregenden Gespräche, das nette Beisammensein, das Fachsimpeln und Diskutieren,…!

Doch dies gehört nun hoffentlich der Vergangenheit an. Diesbezüglich blicke ich positiv in die Zukunft und werde für Emma, die sich nun weiter beim Bezirksentscheid behaupten wird, tüchtig beide Daumen drücken und ihr optimistisch zurufen…

🍀 TOI TOI TOI 🍀


Anekdote am Rande: Unser neues Jury-Mitglied stand vor mir und reichte mir zur Begrüßung die Hand. Ich blickte ihr ins Gesicht und dachte „Du kommst mir irgendwie bekannt vor!“. Dann nannte sie ihren Namen und bei mir fiel der so oft bemühte Groschen: Bis 2016 war Alina eines „meiner“ Kids, mit denen ich einige Jahre das Krippenspiel zum Familiengottesdienst am Heiligen Abend einstudiert hatte. Seit unserem letzten gemeinsamen Krippenspiel hatten wir uns nicht mehr gesehen, und nun stand hier eine junge, sympathische Frau vor mir, die in der Zwischenzeit die 10. Klasse am Gymnasium Osterholz-Scharmbeck besuchte und sich mit mir/uns kompetent über die eben gehörten Vorträge austauschte. Aus klein wird eben groß! 🧡


P.S.: Hier geht es zu den Zeitungsberichten: OSTERHOLZER KREISBLATT

[Workshop] BILDERBÜCHER UNTER DER LUPE: ÜBER GUTE UND SCHLECHTE KINDERBÜCHER UND DEN SPASS AM VORLESEN / Stadtbibliothek in Osterholz-Scharmbeck

Workshop am 29. Februar 2020 / Stadtbibliothek in Osterholz-Scharmbeck


Ich konnte es beinah kaum glauben: Wie mir Bibliotheksleiterin Iris Belz bei unserem Treffen beim Vorlesewettbewerb verriet, haben einige Eltern einerseits durchaus Hemmungen ihren Kindern vorzulesen, andererseits Angst, dafür nicht die richtige (pädagogisch wertvolle?) Lektüre zu wählen. So sollte dieser Workshop gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, bzw. die Verunsicherung vieler Eltern nehmen, die den Mitarbeiterinnen der Bibliothek häufig zwei Fragen stellen: „WAS sollte ich meinem Kind vorlesen?“ und „WIE lese ich richtig vor?“. Was läge da näher, als an einem Samstagvormittag einen kostenlosen Workshop für Interessierte anzubieten, um eben diese Fragen erschöpfend und kompetent zu beantworten. Neun Teinehmer*innen mit unterschiedlichen Vorbildungen und Motivationen hatten ihren Weg hierher gefunden: Da waren ebenso die Erzieherin, die in ihrer Einrichtung für die Bücherei zuständig ist, sowie die Mutter, die Inspiration für die eigenen Kinder suchte, als auch die Seniorin, die gerne als Lesepatin aktiv werden möchte, vertreten.

Dozentin Johanna Augustin ist in der Stadtbibliothek für das pädagogische Programm für die Kleinsten und Kleinen verantwortlich, kann aus einem reichhaltigen Kontingent an Erfahrungen schöpfen und nahm uns mit ihrem Einleitungssatz direkt die Ängste:

Beim Vorlesen gibt es kein „falsch“, denn ein „falsches“ Buch ist immer noch besser als kein Buch!

Studien belegen, dass ca. 20% der Kinder zum Zeitpunkt ihrer Einschulung deutlich sprachliche Defizite aufweisen. Darum kann mit dem Vorlesen nicht früh genug begonnen werden! Selbstverständlich spielen wir Erwachsene in unserer Funktion als Vorbild eine immens wichtige Rolle: Wir können von unseren Kindern nicht erwarten, mehr zu lesen, wenn wir selbst kein Buch in die Hand nehmen. Das gemeinsame Angucken der Bücher vermittelt Zuwendung und Geborgenheit und schafft Vertrauen. Das Lesen von Büchern erweitert den kindlichen Erlebnishorizont und fördert sowohl die Konzentrations- und Wahrnehmungsfähigkeit als auch die Sprachentwicklung. Die Liste der Vorteile scheint schier unendlich…!

Bilderbücher werden von den Kindern je nach Alter und Entwicklung sehr unterschiedlich wahrgenommen. Vorschulkinder empfinden die Geschichten als wahr: Genauso wie es den Weihnachtsmann gibt, gibt es natürlich auch Einhörner, Elfen & Co.! Der Humor in den Bilderbüchern sollte sehr bewusst eingesetzt werden und dem altersbedingten Humorverständnis entsprechen. Ironie wird von kleineren Kindern nicht verstanden. Kinder reagieren auf eine schöne Sprache sehr positiv: Die Sprache ist darum ebenso wichtig wie der Inhalt oder die Illustration. Auch sogenannte kritische Themen (Tod, Trauer und Verlust) dürfen in Bilderbüchern angesprochen und können mit Hilfe der Bücher verarbeitet werden. Wichtige Botschaft des Buches: Am Ende wird alles wieder gut!

Die Illustrationen nehmen natürlich bei einem Bilderbuch eine bedeutende Stellung ein und sind genauso wichtig wie die eigentliche Geschichte und sollten deren Inhalte wiederspiegeln. Dabei dürfen gerne Bilddetails, die die Geschichte ergänzen, vorhanden sein, sollten aber auch Raum für die kindliche Phantasie lassen. Auch bei den Illustrationen ist Ironie ebenso fehl am Platz wie Karikaturen oder physisch verzerrte Figuren.

Vorgelesen wird das, was das Kind möchte. Dabei kann/ darf die Lektüre sich durchaus wiederholen. Gerade diese Wiederholungen schaffen Rituale und stärken durch gemeinsame Erinnerungen die Bindung von Kind und Vorleser.

Zum Abschluss lud Frau Augustin uns zu einem Bilderbuch-Casting ein: Jede*r der Teilnehmenden suchte sich aus einem Haufen Bilderbücher mehr oder weniger spontan ein Buch aus, überprüfte es bzgl. des Inhalts, der Sprache und der Illustrationen und konnte es mit bis zu drei Sternen bewerten. Meine Wahl fiel auf „Ich wünsche mir einen Freund“ von Amy Hest und mit Illustrationen von Jenni Desmond. Dieses bezaubernde Bilderbuch hätte ich beim flüchtigen Durchblättern wahrscheinlich wieder aus der Hand gelegt, denn es offenbarte mir seinen zarten Charme erst beim detaillierten Betrachten und erhielt dafür volle 3 Sterne von mir! Auch bei Bilderbüchern lohnt sich somit ein zweiter Blick…!

Ich danke Frau Augustin herzlich für diesen gelungenen und kurzweiligen Workshop!


In unserer Stadtbibliothek finden regelmäßig die unterschiedlichsten Veranstaltungen für jedes Alter statt.