Musik & Text von Kazuyo Nozawa / basierend auf dem gleichnamigen Märchen der Brüder Grimm
Philharmonisches Orchester Bremerhaven
Stadttheater Bremerhaven/ Großes Haus
MUSIKALISCHE LEITUNG & MODERATION Hartmut Brüsch
ERZÄHLER Victor Seraphin Feuchte
SOPRAN (HAHN) Victoria Kunze
MEZZOSOPRAN (KATZE) Boshana Milkov
TENOR (HUND) Andrew Irwin
BASS (ESEL) Ulrich Burdack
Da sind sie wieder, die vier selbsternannten Musikanten, auf ihrem Weg nach Bremen, das sie nachweislich nie erreicht haben. Doch Geschichten wie diese eignen sich hervorragend dazu, Legenden zu erschaffen. Aber Legenden sind ja auch dafür da, um gepflegt zu werden, und so haben sie schon die Phantasie von so machen kreativen Köpfen angestachelt. In diesem Fall gehörte der kreative Kopf der japanischen Komponistin Kazuyo Nozawa, die Gesang und Komposition in Tokio und Wien studierte und für ihre Kompositionen internationale Auszeichnungen erhielt. Zur Seestadt Bremerhaven hat sie eine besondere Bindung: Von 1978 bis 2010 war sie Mitglied des Opernchores des Stadttheaters Bremerhaven. Ihr musikalisches Märchen DIE BREMER STADTMUSIKANTEN kam im Jahre 2014 im Stadttheater Bremerhaven zur Uraufführung, wo es gestern anlässlich des Kindertages (und zu Ehren des 80. Geburtstages der Komponistin) nochmals zur Aufführung kam.
Diese und viele weitere Informationen verriet uns der musikalische Leiter Hartmut Brüsch gleich zu Beginn des Konzertes und lenkte unser Augenmerk auf einige Besonderheiten des Stücks. So hatte Kazuyo Nozawa einige bekannte Melodien mit ihrer Komposition verwoben: Da gab es Anleihen zu Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven, aber es erklangen auch Zitate aus bekannten Volks- und Weihnachtsliedern wie „Am Brunnen vor dem Tore“ und „Morgen kommt der Weihnachtsmann“. Selbst die Eurovisions Fanfare kam beim dramatischen Finale zum Einsatz. Dieser Kniff wurde von der Komponistin nicht etwa angewandt, weil ihr selbst nichts Gescheites mehr einfiel, vielmehr liegt ihr die Musikvermittlung an junge Menschen sehr am Herzen, und sie schuf so für ihre jungen Zuhörer*innen musikalische Anknüpfungspunkte.
Auch dem Philharmonischen Orchester ist die Musikvermittlung an Kinder und Jugendliche sehr wichtig. Es gibt bei den Familienkonzerten immer ein musikalisches Vorprogramm im oberen Foyer des Stadttheaters, bei dem die Kids unter Anleitung der Orchester-Profis Instrumente kennenlernen und ausprobieren können. Und so nehmen die Musiker*innen ein Familienkonzert natürlich ebenso ernst wie ein großes philharmonisches Konzert.
Kazuyo Nozawas schuf wunderbar melodische Kompositionen, die charmant die einzelnen Stationen, die die Musikanten auf ihrer Wanderschaft durchlebten, untermalten und von Hartmut Brüsch und dem Philharmonischen Orchester Bremerhaven mit Verve dargeboten wurden. Zudem gab es einige amüsante musikalische Anspielungen zu entdecken: Da durfte die Katze ihr Schicksal in Flamenco-Rhythmen à la CARMEN beklagen, oder der Hahn gackerte ganz aufgeregt eine Koloratur, wenn er die Bäuerin, die ihn in den Topf stecken wollte, als „Königin der Macht“ betitelte, was einen deutlichen Bezug zur „Königin der Nacht“ aus Mozarts DIE ZAUBERFLÖTE darstellte.
Doch all dieses Wissen trat gänzlich in den Hintergrund als unsere Star-Musikanten in der Verkörperung von Ulrich Burdack (Bass), Andrew Irwin (Tenor), Boshana Milkow (Mezzosopran) und Victoria Kunze (Sopran) die Bühne betraten. Schon allein optisch waren die Unterschiede dieser Vier nicht zu übersehen und deuteten auf die jeweilige Charakterisierung des Tieres hin.
Bei Ulrich Burdacks erstem Erscheinen als Esel fragte ich mich, warum er kein Kostüm trug. Doch dann entdeckte ich den grauen Schwanz unter dem Sakko des schwarzen Anzugs hervorlugen und verstand, dass hier die graue Eminenz auf der Bühne stand, die voller Weisheit und in sich ruhend die Geschicke seiner kleinen Truppe lenkte. Andrew Irwin als Hund jaulte zum Steinerweichen. Er erschien gänzlich in Straßenköter-Beige gekleidet – bis hin zu den zwei Socken, die ihm als Schlappohren dienten, und so seinen bemitleidenswerten Zustand zusätzlich unterstrichen. Boshana Milkovs Katze hatte sich auch in ihrem hohen Alter ihre Eleganz bewahrt und betrauerte ihr Schicksal mit Noblesse. Wurde das schwarze Fell im Laufe der Jahre auch stumpf, so präsentierte sie wenigstens ihren Brustlatz noch im strahlenden Weiß. Victoria Kunzes Hahn war auch im Alter noch eine schillernde Erscheinung, dem man den in die Jahre gekommenen Gockel allerdings durchaus ansah, da er in seinem bunten Federkleid so manchen geknickten Kiel nicht verbergen konnte.
Galt es für die Sänger*innen in den Solis, dass sie die eigene Stimmlage für die Kids im Publikum besonders hervorhoben, so vereinten sie sich absolut harmonisch in den mehrstimmigen Passagen.
Victor Seraphin Feuchte lieferte souverän den erzählerischen Rahmen zu diesem musikalischen Märchen und sorgte so dafür, dass auch die jüngsten Zuschauer*innen die Zusammenhänge verstanden. Auch die stimmigen Hintergrundprojektionen dürfen nicht unerwähnt bleiben, da hierzu die Schüler*innen der Pestalozzischule in Bremerhaven ganz zauberhafte Bilder kreiert haben.
Die Kinder im Publikum folgten sehr aufmerksam dem Geschehen auf der Bühne und reagiertem mit ansteckendem Lachen auf die humorvollen Wendungen in der Geschichte. Mit viel Jubel und Klatschen, was auch einer sichtlich gerührten Kazuyo Nozawa galt, wurden alle Künstler*innen von ihren jungen Zuschauer*innen verabschiedet. Doch allzu lange sollte dieser Abschied nicht dauern, denn, wie es sich für echte Stars gehörte, gaben sie nach dem Konzert noch eine Autogrammstunde für und mit ihren Fans.
💛💜❤️ ES WAR BEZAUBERND…! ❤️💜💛
Das Philharmonische Orchester Bremerhaven bietet in jeder Saison ein Vielzahl an abwechslungsreichen Konzerten: Ein Blick in das PROGRAMM lohnt sich sehr!






