Deutschland geht auf die Straßen: Die so genannte „schweigende Mehrheit“ schweigt nicht länger sondern zeigt Haltung gegen rechts! Bravo!!!
Im Zuge der aktuellen Entwicklung habe ich mich gefragt, was einen Menschen dazu bringt, ein solch menschenverachtendes Verhalten an den Tag zu legen. Dabei klingt dies schon wie ein Widerspruch: Menschen verachten Menschen!
Und warum bin ich nicht so ein Mensch geworden, wohingegen mein Bruder entsprechende Tendenzen zeigte? Wir wurden von denselben Eltern im gleichen sozialen Umfeld aufgezogen. Ist es wirklich die Prägung? Und wenn ja, wo wich seine Prägung von meiner ab? Oder spielten da doch „die inneren Werte“ eine nicht unerhebliche Rolle?
Ich habe keine Erklärung dafür, suche und akzeptiere aber auch keine Entschuldigung für ein solches Verhalten, wie es Rechtspopulisten demonstrieren. Es gibt Verhaltensweisen, die sind nicht entschuldbar! Entgleisungen gegen Menschenrechte, Würde, Toleranz und Demokratie entsetzen mich über alle Maßen. Da gibt es für mich auch keine Diskussionsgrundlage: Für ein solches menschenverachtendes Verhalten gibt es keine Entschuldigung! Meine Meinung dazu ist eine in mir verankerte Grundhaltung und somit die Quelle meines Handelns!
Ich bin nicht verpflichtet zu hassen. Ich selbst kann entscheiden, welcher Mensch ich sein möchte. Da gibt es zwischen barmherzigem Samariter und ekelhaftem Arschloch eine immens große Bandbreite. Doch ich selbst habe die Wahl, in welche Richtung ich tendiere. Hass ist keine Meinung. Hass ist eine Geisteshaltung und bei weitem keine gute.

Was hat mich beeinflusst, bzw. von was habe ich mich beeinflussen lassen? Mich haben Bücher immer sehr beeinflusst (bzw. ich habe mich von ihnen beeinflussen lassen 😉): Da gab es Werke, die mich nachhaltig beeindruckt, mir beim Erwachsenwerden geholfen und beim Menschsein unterstützt haben.
Dabei sind es nicht ausschließlich Bücher, die sich mit Rechtsextremismus, Rassismus und Hass beschäftigen. Vielmehr sind es Romane, die alle eine humanistische Botschaft beinhalten und zum jeweiligen Zeitpunkt sehr prägend für mich waren. Als junger Mensch zwischen dem 13. und 21. Lebensjahr befand ich mich in einer Phase der Metamorphose: „weder Fisch noch Fleisch“, dafür ängstlich und verunsichert und somit sehr beeinflussbar. Woher sollte eine Haltung kommen, wenn das Rückgrat noch nicht gestärkt war?
Bei den Romanen handelt es sich um:
- Ein Stück Himmel – Erde – Fremde von Janina David
- Hallo, Mister Gott, hier spricht Anna von Fynn
- Die Elenden von Victor Hugo
Selbstverständlich fanden diese Bücher Eingang in meine Rubrik DIE BÜCHER MEINES LEBENS anlässlich meines 50. Geburtstages.
Ich hatte das unschätzbare Glück, dass mir diese Romane zum richtigen Zeitpunkt förmlich vor die Füße gefallen sind. Diese literarischen Werke habe mein Menschenbild geformt, meine Sicht auf die Gesellschaft kultiviert und meine Sinne für Respekt und Toleranz geschärft. Vor allem haben sie mich gelehrt, Haltung zu zeigen, auch (bzw. gerade) dann, wenn es unbequem sein sollte.
Ich wünsche jedem Menschen das große Glück,
solche Bücher für sich entdecken zu dürfen!


