URLAUBSLEKTÜRE 2024

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Sommer, Sonne, Sandstrand…!

In wenigen Tagen beginnen hier in Niedersachsen die Sommerferien und somit begeben sich viele meiner Mitmenschen auf eine urlaubsbedingte Völkerwanderung. Doch bevor es so richtig losgehen kann, stürzen sich einige freiwillig in den Vor-Urlaubs-Stress beim Abarbeiten div. To do-Listen: Da werden Klamotten zurecht gelegt, scheinbar unentbehrliche Utensilien zusammengestellt sowie Papiere und Unterlagen griffbereit platziert. Absprachen mit Nachbarn, Verwandtschaft oder Freunden werden getroffen, damit auch Tiere und/oder Zimmerpflanzen versorgt sind und der Briefkasten regelmäßig geleert wird. Ach, und hat jemand die Zeitung abbestellt? Die To do-Liste weist zu diesem Posten einen beruhigenden Haken auf, was ein erleichterndes Ausatmen zur Folge hat.

Allerdings zweifle ich ernsthaft daran, dass auf wirklich jeder To do-Liste einer der wichtigsten Posten verzeichnet ist:

🔲 sich mit ausreichend Urlaubslektüre in der Buchhandlung des Vertrauens eindecken

Doch was wäre ein Urlaub ohne eine unterhaltsame Urlaubslektüre? Es wäre wie BA ohne AB, wie Hila ohne Voku, wie Doof ohne Dick – genau, es wäre doof.

Ein Urlaub ohne Urlaubslektüre wäre einfach nur doof!

Darum habe ich es mir nicht nehmen lassen, aus den von mir gelesenen Büchern der vergangenen 12 Monate eine kleine, urlaubstaugliche Auswahl zu treffen. Da nehmen die Krimis unübersehbar den deutlich größten Raum ein. Aber ihr müsst zugeben: Krimi und Urlaub passen einfach sensationell gut zusammen!

Urlaubslektüre 2024-1

MORD AUF DER KREUZFAHRT von Nicholas Blake
🌈 EIN SPIEL ZUVIEL von P.D. James
WIE EIN HAUCH IM WIND von Josephine Tey

Urlaubslektüre 2024-2

🌈 NEUN LEBEN von Peter Swanson
LACROIX UND DIE TOTEN VOM PONT-NEUF von Alex Lépic
🌈 DER TWYFORD-CODE von Janice Hallett

Urlaubslektüre 2024-3

LEB WOHL, MISTER CHIPS von James Hilton
🌈 WER BRAUCHT SCHON WUNDER von Anne Müller
SO ZÄRTLICH WAR SULEYKEN von Siegfried Lenz

Und so gibt es neben den eher klassischen bzw. klassisch-angehauchten Kriminalromanen auch drei neuere Werke aus dem Genre der Spannungsliteratur zu entdecken. Trotzdem kann ich euch zu den Krimis auch noch zwei wunderbare Romane bieten, die mir beide – jeder auf seiner ganz besonderen Weise – sehr gefallen haben. Zu meinem letzten Vorschlag gibt es doch tatsächlich noch keine Rezension hier auf meinem Blog: Die Erzählungen in SO ZÄRTLICH WAR SULEYKEN von Siegfried Lenz lese ich gerade selbst, bin aber so begeistert von den entzückenden und warmherzigen Geschichten, dass ich sie euch nicht vorenthalten wollte.

Sowohl bei der Suche als auch bei der Beschaffung dieser oder einer anderen Urlaubslektüre ist Euch mit Freude die Buchhandlung Eures Vertrauens behilflich! 💖

Ich wünsche Euch einen wunderbaren Urlaub
mit viel Spaß beim entspannten Schmökern!!!

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LESE-HIGHLIGHTS 2023…

Man soll das Jahr nicht mit Programmen
beladen wie ein krankes Pferd.
Wenn man es allzu sehr beschwert,
bricht es zu guter Letzt zusammen.

Erich Kästner

Na, das brauche ich mir nun nicht vorwerfen, dass ich an das vergangene Jahr zu viele Erwartungen geknüpft habe. Okay, einige Krisen hätte es mir/uns auch gerne ersparen können. Da verliert der Spruch „Was uns nicht umbringt, macht uns nur härter!“ zumindest bzgl. meiner Person langsam an Gültigkeit. Nach jeder durchlebten Krise benötigte ich mehr Zeit zur Rekonvaleszenz. Da wundert es kaum, dass meine diesjährige Literaturauswahl nur einige wenige Überraschungen beinhaltet.

Interessanterweise haben es vier Kinderbücher in die Auswahl zu meinen diesjährigen Lese-Highlights geschafft. Wer möchte, kann sich diesbezüglich gerne Gedanken machen, die Psychoanalyse bemühen und so einiges hineininterpretieren. Fakt ist, dass jedes Kinderbuch für sich betrachtet einfach nur entzückend war. Doch auch zwei Klassiker im illustrierten Gewande wussten mich ebenso zu begeistern, wie die Hörspielfassung eines bekannten Romans, eine sensationelle Anthologie und eine berührende Erzählung. Dahingegend ist das Genre, das hier auf meinen Block den größten Part einnimmt, nur mit zwei Werken vertreten. C’est la vie!

Das Ende eines Jahres ist für mich auch immer eine Zeit der Reflexion: Wie war das vergangene Jahr für mich? Was habe ich gut gemeistert? Was könnte ich zukünftig besser machen? Wer oder was darf mich weiterhin begleiten? Und wovon sollte ich mich trennen? Im Rahmen dieser Überlegungen habe ich – schweren Herzens – eine Mitgliedschaft bei der Büchergilde Gutenberg gekündigt. Die Büchergilde Gutenberg verlegt so schöne Bücher, von denen ich euch hier schon einige vorgestellt habe. Doch als ihr Mitglied bin ich verpflichtet, pro Quartal einen Kauf zu tätigen. In der Zwischenzeit nenne ich schon so viele wunderbare, bibliophile Bücher aus deren „Portfolio“ mein eigen, die leider – aufgrund mangelnder Zeit – bisher ein Schattendasein bei mir auf dem SuB führen. Dort sind sie in bester Gesellschaft mit den tollen Büchern anderer Verlage, die mich natürlich ebenso interessieren. So war es dringend nötig, dass ich dem Wachstum meines SuBs an allen Fronten Einhalt gebiete. Darum war eine Trennung unausweichlich…!

Doch hier sind sie nun endlich, meine Lese-Highlights des Jahres 2023…


Lese-Highlights 2023 - Buchcover


  • Im Januar überwältigte mich die grandiose Anthologie Prosaische Passionen. Die weibliche Moderne in 101 Short Stories. Herausgeberin Sandra Kegel versammelte in diesem Prachtband 101 Autorinnen aus 25 Weltsprachen und zeigte damit die unglaubliche Bandbreite weiblicher Prosa.
  • Im April lud mich Oscar Wilde ein, einen Blick auf Das Bildnis des Dorian Gray zu werfen. In der illustrierten Fassung mit den Bildern von Anna und Elena Balbusso kam ich dieser Einladung nur allzu gerne nach.
  • Der Juni lockte mich musikalisch in die französische Hauptstadt: Gemeinsam mit Ein Amerikaner in Paris. Sinfonische Dichtung von George Gershwin erkundete ich dank der zauberhaften Illustrationen von Doris Eisenburger die legendäre Seine-Metropole
  • Im Juli war ich mal wieder unter Menschen im Hotel. Doch diesmal checkte ich in Vicki Baums Geschichte akustisch via Hörspiel ein und erfreute mich an den großartigen Stimmen von Brigitte Horney, Willy Maertens, Paul Dahlke und Lisa Helwig.
  • Der August schenkte mir das entzückende Bilderbuch Hans Christian Andersen. Die Reise seines Lebens von Heinz Janisch und mit den Illustrationen von Maja Kastelic.
  • Im September machte ich die Bekanntschaft mit Leb wohl, Mister Chips von James Hilton: eine ganz und gar anrührende Geschichte.
  • Ebenfalls im September erfreute mich Josephine Tey mit Der letzte Zug nach Schottland. Ihr Inspector Alan Grant entwickelt sich langsam zu einem meiner Favoriten.
  • Der September meinte es in diesem Jahr gut mit mir: Ich war regelrecht entzückt von Der Zauber der Bücher. Dafür sorgten einerseits die Verse von Caroline Derlatka als auch die traumhaften Illustrationen von Sara Ugolotti.
  • Im November köderten mich dann Adelheid & Ferkolin mit ihrer reizenden Geschichte, die von Marius Marcinkevičius erzählt und von Lina Dūdaitė zauberhaft bebildert wurde.
  • Der Dezember bescherte mir dankenswerterweise durch Der Mistelzweig-Mord. Weihnachtliche Kriminalgeschichten die Bekanntschaft mit P.D. James und ihrer Schöpfung Chief Inspector Adam Dalgliesh.
  • Ebenfalls im Dezember frischte ich eine andere Bekanntschaft wieder auf: In Eine Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens trat Scrooge wieder in mein Leben – diesmal mit den ausdrucksstarken Bildern von P.J. Lynch.

Abermals ist ein Rückblick auf ein Lese-Jahr geschafft. Wieder neigt sich ein Jahr dem Ende entgegen. Und wieder spüre ich diese bleierne Jahresend-Müdigkeit, die gerne mit einem leichten Anflug von Depri im Gepäck daherkommt. Doch dank der Erfahrungen der letzten Jahre nehme ich diesen Umstand recht gelassen: Spätestens Mitte Januar, wenn die Tage langsam aber durchaus schon spürbar länger werden, ist beides vergessen, und ich freue mich auf die Monate, die vor mir liegen.

Ich wünsche Euch einen guten Rutsch ins Neue Jahr 2024!

Liebe Grüße
Andreas

[Rezension] James Hilton – Leb wohl, Mister Chips

Manchmal braucht es nur einige wenige Seiten, und mir wird warm ums Herz. Manchmal braucht es nur eine einfache Geschichte, und eine Träne der Rührung rinnt. Manchmal braucht es nicht viel…!

Er war jahrzehntelang Lehrer in Brookfield, einem Jungeninternat. Er hat Hunderte, wenn nicht Tausende von Schülern unterrichtet. Er war kein wirklich guter Lehrer, Ambitionen hatte er keine. Aber er hatte Humor, Prinzipien, vor allem aber einen warmherzigen Blick auf die Welt. Die Schüler liebten ihn, und so ist er in Brookfield zur Legende geworden. Einst lebte Mr. Chips für seine Schüler, nun lebt er in den Büchern, die er liest. Ein kurzes, unverhofftes Liebesglück hat er erleben dürfen, aber das ist lange her. Jetzt wohnt er bei der Haushälterin Mrs Wickett, sitz vor allem am Kamin – und erinnert sich.

(Inhaltsangabe dem Klappentext des Buches entnommen!)

Good-bye, Mr. Chips von James Hilton ist eine dieser Geschichten, die nicht mit einem Paukenschlag auf dem literarischen Parkett erscheinen und für einen großen Wirbel sorgen. Vielmehr kommt sie recht unspektakulär daher und erregt dabei kaum Aufsehen. Allzu schnell könnte sie im grellen Karussell der Belletristik ignoriert werden, da ihr die Eitelkeit, sich in den Vordergrund zu drängen, gänzlich fehlt. Doch ihre emotionale Kraft entwickelt sie in aller Stille.

Beinah schlicht wird die Geschichte eines Mannes erzählt, der seinen Platz in einem überschaubaren und geordneten Leben gefunden hatte, der bescheiden sich und seine Fähigkeiten nicht überschätzte, und der somit auch nie nach Höherem strebte. Vielmehr sah er seine Bestimmung genau darin, diesen kleinen Part innerhalb des großen Weltgeschehens zu spielen, um so genau diese minimalistische Lücke zu füllen.

Fragmentarisch lässt uns der Autor einen Blick auf die Biografie seines Helden werfen: Anfangs wirkten die einzelnen Passagen ohne einen sofort erkennbaren Handlungsfaden etwas konfus auf mich. Doch der Autor wirft – wie beim Impressionismus der Maler die Farbkleckse auf die Leinwand – die einzelnen Fragmente auf das Papier, bis sich diese zu einem Gesamtbild bündeln. Am Ende sah ich hinab auf das Büchlein in meiner Hand und erkannte in ihm ein kleines, bescheidenes Kunstwerk.

Mit jedem der Fragmente, die James Hilton mir beim Lesen offenbarte, träufelte er mir ebenso einen Tropfen Melancholie in mein Herz. Melancholie! Keine Trauer! Denn traurig ist diese Erzählung über den einfachen Schullehrer Mr. Chipping (von den Schülern liebevoll Chips genannt) nie: rührend und charmant, bewegend und amüsant – dies alles ist diese Geschichte durchaus – und dazu absolut herzerwärmend.

Die Lektüre schenkte mir eine Ruhe, die oft im launischen Allerlei des Alltags abhandenkommt. Ich durfte wieder einmal tief durchatmen, in mich hineinfühlen und mich auf das besinnen, was wirklich wichtig ist im Leben.

Mister Chips war nicht viel. Er war kein „Jemand“. Er war nur ein warmherziger Lehrer und ein guter Mensch. Und das ist schon eine ganze Menge…! 💖


erschienen bei Kampa / ISBN: 978-3311100799 / in der Übersetzung von Manfred Allié

Ich danke dem Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar!