[Rezension] Emily Joe – Katzen können Geister sehen

Alle menschlichen Dosenöffner, Milchtrittmatratzen und Kraulexperten kennen sie – diese Allüren, die jede Katze hin und wieder befallen: Eben liegt der weltbeste Stubentiger noch still und entspannt auf dem Sofa, im nächsten Moment gebärdet er sich wie ein Derwisch und rast mit aufgeplusterten Schwanz durch die Wohnung. Als nur unzureichend mit Sinnen ausgestattetes Wesen reagieren wir Menschen häufig mit einem überraschten Unverständnis.

Emily Joe liefert mit ihrem entzückenden Bilderbuch endlich eine plausible Erklärung: Katzen können Geister sehen. Na logisch, das erklärt alles! Die Sinne der Katzen sind um ein Vielfaches feiner als die von uns Menschen. Sie können nicht nur die Mäuse unter der Erde spüren, das Gras wachsen hören sondern (selbstverständlich!) auch Phänomene sehen, die uns Menschen verborgen bleiben.


Emily Joe. KATZEN KÖNNEN GEISTER SEHEN


Ihre Illustrationen sind witzig, markant und dynamisch und spiegeln die Persönlichkeit der Katzen auf charmante Weise wieder. Gleichzeitig vernachlässigt sie nicht das Schaurige in dieser „Gruselgeschichte“ und lässt uns die Geister in ihren Illustrationen erahnen: Da taucht mal hier, mal dort ein dubioser Schatten auf dem Papier auf. Dabei wirken ihre Bilder nie allzu bedrohlich und eignen sich so hervorragend zum gemeinsamen Betrachten mit den Kleinsten. Zudem bietet sie mit dieser niedlichen Reimgeschichte die Möglichkeit, schon junge Zuhörer*innen spielerisch an die Lyrik heranzuführen.

Da ich das englische Original nicht kenne, kann ich leider nicht beurteilen, ob das manchmal etwas holperige Versmaß, das ein flüssiges Vorlesen etwas hemmt, so schon im Ausgangstext zu finden ist oder in der Übersetzung begründet liegt. Dies schmälert jedoch nicht die Freude beim Betrachten dieses Bilderbuchs.

Ich habe übrigens aufgegeben, mich über die besagten Allüren bei meinem Kater zu wundern. Aus seiner Sicht macht alles Sinn, und wer bin ich, um sein Verhalten zu hinterfragen. Schließlich sind die Aufgaben klar definiert: Er ist dazu da, um die Geister zu verscheuchen, und ich bin dazu da, um ihn liebzuhaben. 🐱


erschienen bei aracari / ISBN: 978-3907114254 / in der Übersetzung von Jana Grohnert

Ich danke dem Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar!

[Rezension] Leo Timmers – Ein Haus für Harry

Ohjemine! Das ist ja sooo entzückend…!

Kater Harry möchte gerne mit Schmetterling Vera spielen, war aber noch nie draußen. Trotzdem tollt er dem Schmetterling hinterher, verläuft sich und findet sein Haus nicht mehr wieder. Nun macht er sich auf die Suche, ein passendes Haus für sich zu finden. Dabei macht er die Erfahrung, dass es eine ganze Menge andersartige Häuser für die unterschiedlichsten Bewohner gibt. Zum Glück findet Harry Freunde, die ihm helfen zuerst Vera und dann den Weg nach Hause wieder zu finden.

Leo Timmers erschafft in Wort & Bild eine kleine, charmante Geschichte, die das Andersartig-Sein thematisiert ohne die pädagogische Keule aus dem Sack zu lassen. Seine cartoonhaften Illustrationen bereiten dem Betrachter eine Menge Freude, amüsieren auch in den Details (So gibt es an einer Litfaßsäule die Plakate von „Cats“ und „Madame Butterfly“ zu entdecken! 😍) und zaubern ein Lächeln auf die Lippen des Betrachters.

Ein amüsant-charmantes Bilderbuch für die Kleinen zum Vorlesen und gemeinsamen Betrachten…! 🐱

erschienen bei aracari/ ISBN: 978-3907114063

Ich danke dem Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar!

[Rezension] frankophile Samtpfoten

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Sie schnurren, maunzen und räkeln sich. Will man sie streicheln, fahren sie ihre Krallen aus. Sie gelten als unberechenbar, dennoch ist ihre Beziehung zum Menschen eine Erfolgsgeschichte…

„Wenn du ihre Zuneigung verdient hast, wird eine Katze dein Freund sein, aber niemals dein Sklave.“ Théophile Gautier


Auf Samtpfoten durch Paris von Olivia Snaije/ mit Fotografien von Nadia Benchallal

Dieses Buch handelt natürlich über Katzen: Es sind aber ganz besondere Katzen! In ihrem Reich sind sie Stars! Denn sie haben sich ein Reich gewählt, indem sie Stars sein dürfen. „Zu Besuch bei den Katzen der schönsten Brasserien, Hotels und Boutiquen“ lautet der Untertext zu diesem Bildband.

Dieses Buch handelt natürlich über Katzen: Gleichzeitig ist es aber auch ein charmanter Shopping-Guide für Paris.

So wird jede Katzenpersönlichkeit mit einer persönlichen und sehr individuell gestalteten Visitenkarte vorgestellt und mit wunderschönen Fotos in ihrem „natürlichen Umfeld“ portraitiert. Gleichzeitig ist es eine Verbeugung über Paris mit seinen Künstlern, seiner historischen Architektur und seinen kleinen, individuellen und inhabergeführten Läden.

erschienen bei Knesebeck/ ISBN: 978-3868737547


Katzen – Französische Landsitze und ihre Bewohner von Rachael McKenna

Das Betrachten der Fotos in diesem Bildband würde ich als „Balsam für die Seele“ bezeichnen: So schön, so stimmungsvoll, so anrührend, so atmosphärisch, so verführerisch,…

Rachael McKenna ist mit ihren Fotos eine Verbeugung vor dem Wesen der Katze gelungen. Dabei spielt natürlich auch die Wahl ihrer Locations eine nicht unerhebliche Rolle am Gelingen ihrer Fotos: Pompöses steht neben Schlichtheit und Vergänglichkeit, Kultur steht neben dem Wilden und Ungezähmten,…

Beim Blättern in diesem wunderschönen Bildband vergesse ich immer alles um mich herum: Darum liegt er auch griffbereit auf meinem Couchtisch.

erschienen bei Knesebeck/ ISBN: 978-3868733747


„Ich habe die Philosophen und die Katzen studiert, doch die Weisheit der Katzen ist letztlich um ein weites größer.“ Hippolyte Taine

Leider stand mir kein Foto einer Katze aus Frankreich zur Verfügung: Aber die überraschende Begegnung einer lieben Freundin mit einer Katze in ihrer Heimat Italien ist doch ebenso schön, oder?

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Foto: Carmela Silvia Sanfilippo

[Rezension] Sam Kalda – Von Männern und ihren Katzen: Die größten Katzenliebhaber der Geschichte

Es gibt Bücher, die braucht kein Mensch! Wobei ich das Verb „brauchen“ im Sinne von „existenziell nötig haben“ und „lebenserhaltend dringend benötigen“ sehen möchte:  Dies ist so ein Buch! Ohne dieses Buch ist mein Leben nicht gefährdet,…

…ohne Kartoffelchips mit Sauerrahm-Lauchzwiebel-Flavour ist mein Leben auch nicht gefährdet oder ohne den oberleckeren-süchtigmachenden Spaghetti-Salat meines Mannes…

…und trotzdem „brauche“ (!) ich es hin und wieder zum puren Genuss: So ist auch dieses Buch!

Der Illustrator und Grafiker Sam Kalda hat ein kurzweiliges und amüsantes kleines Büchlein über Männer und ihre Katzen geschaffen und spannt in seinen 30 Mini-Biografien einen geschichtlichen Bogen von König Howell der Gute über Mark Twain, Winston Churchill und T.S. Eliot (Na logisch!) zu Raymond Chandler und Ernest Hemingway, um in der jüngeren Vergangenheit bei Marlon Brando, Andy Warhol und Freddie Mercury zu landen. Dabei plaudert er äußerst unterhaltsam über die genannten Katzenliebhaber und versucht humorvoll, der Symbiose „Mann + Katze“ auf den Grund zu gehen und die Psyche dieser außergewöhnlichen Gattung von Mann zu entschlüsseln.

Zwischen den einzelnen Biografien kommen die Katzen-Männer persönlich in Zitaten über Katzen zu Wort:

„Ein Heim ohne Katze – und zwar eine wohlgenährte, gutgepflegte und ordentlich verwöhnte Katze – mag zwar auch vollkommen sein, doch wo ist der Beweis?“ Mark Twain

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Illustration: Sam Kalda

Zudem macht Kalda seinem Ruf als talentierter und erfolgreicher Grafiker alle Ehre, indem er nicht nur zu jeder Biografie ein passendes Portrait beisteuert, sondern das gesamte Erscheinungsbild dieses ansprechenden Büchleins seine Handschrift trägt.

Wobei ich doch einen kleinen Verbesserungsvorschlag anmerken möchte. Ich vermisste zwei Seiten „zur Selbstgestaltung“, um dort kreativ in Wort & Bild mir und meinem Kater „ein literarisches Denkmal“ zu setzten. Hach! Mit meinem Portrait in dieser illustren Runde hätte ich mich als Katzen-Mann vollends gewürdigt gefühlt! 😍

erschienen bei Insel/ ISBN: 978-3458177449

Ich danke dem Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar!

[Rezension] Elke Heidenreich – Nero Corleone & Nero Corleone kehrt zurück/ mit Illustrationen von Quint Buchholz

1995 erblickte „Nero Corleone“ das Licht der literarischen Welt und eroberte sich ein millionenfaches Publikum im In- und Ausland.

Der kleine Kater hatte vor keinem anderen Tier unnötigen Respekt, noch nicht einmal vor dem Hofhund, und so kam es, dass die anderen Tiere eines italienischen Bauernhofes nach ein paar Wochen „Nero Corleone“ nannten: schwarzes Löwenherz. In der Nähe stand ein Ferienhaus, in dem ein deutsches Ehepaar Isolde und Robert viermal im Jahr Urlaub machte. Sobald das erste Mal die Fensterläden geöffnet wurden, sprang der abenteuerlustige schwarze Kater mit der weißen Pfote ins Zimmer – und somit in das Leben des Paares, zieht mit ihnen nach Deutschland, prägt ihr Leben nachhaltig, bis er entschließt bei einem der vielen Besuche in seiner Heimat, sie zu verlassen und ein neues Abenteuer zu beginnen.

2011 kam mit „Nero Corleone kehrt zurück“ dann die langerwartete und heißersehnte Fortsetzung. Nur hat die Fortsetzung einen Haken: Es geht eigentlich gar nicht um Nero.

Isolde zieht sich nach der Trennung von Robert nach Italien zurück, um über ihre Zukunft nachzudenken. Das beschreibt Elke Heidenreich ausführlich: Isolde richtet das Haus ein, Isolde ersinnt teils banale Lebensweisheiten, Isolde findet eine neue Katze (was selbstverständlich viel besser ist als ein neuer Mann), vor allem aber: Isolde wartet auf Nero. Der Leser wartet ebenso, aber dann ist er da,…

…und während ich von Isoldes Wiedersehen mit ihrem Nero las, liefen mir die Tränen über die Wangen, und ich spürte eine große Sehnsucht in mir nach meinem Nero, der Moritz hieß, nicht schwarzes sondern getigertes Fell hatte, und mit dem es kein Wiedersehen geben wird, da er vor Jahren aufgrund einer Lungenembolie eingeschläfert werden musste. Seitdem hatte ich mein Leben nicht mehr mit einer Katze geteilt und bis zu diesem Zeitpunkt auch nicht geahnt, wie sehr mir dies fehlte,…

…und ich danke Elke Heidenreich für dieses Büchlein, in dem sie in einer einfachen, schlichten aber zugleich berührenden, packenden Sprache die elementaren Dinge des Lebens beschreibt: der ewige Kreislauf, Veränderung, Trennung, Tod, Hoffnung, Glück und „immer genug“ Liebe,…

…und als Katzen-Mensch hat sie mich glücklicherweise wieder daran erinnert: Mein Leben ohne Katze ist möglich – aber ärmer,…

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…bis ein roter Kater auf dem Tag genau vor 5 Jahren in mein Leben trat und es auf sanften Pfoten umkrempelte! 💕

erschienen bei Hanser/ ISBN: 978-3446183445 & 978-3446236615

[Rezension] Anne Fine – Tagebuch einer Killerkatze/ mit Illustrationen von Axel Scheffler

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Ich glaube, dieses Vieh verfolgt mich! Immer und immer wieder läuft es mir über den Weg: Manchmal lässt es sich monate-/ jahrelang nicht blicken, und dann – „Bäng!“ – hockt es wieder auf meiner Fußmatte und verlangt Einlass,…

…und ich schwacher Mensch kann seinem animalischen Charisma einfach nicht widerstehen.

Zum Glück, sonst wäre mir eine hinreißend-komische, schwarz-humorige Geschichte entgangen, die „eigentlich“ für Kinder zwischen 6-8 Jahren gedacht ist,…

…aber so viel Potenzial bietet, dass auch die „Großen“ auf ihre Kosten kommen.

Jede & jeder, der sich für einen hemmungslosen Lesespaß nicht zu alt fühlt/ zu ernst nimmt/ zu wichtig findet, wird diese Geschichte lieben!

Apropos Potenzial: Ich durfte schon mehrfach aus diesem Büchlein vorlesen, und es war mir jedes Mal eine Freude.

erschienen bei Moritz/ ISBN: 978-3895652981

[Rezension] Simon Tofield – Simons Katze: Hoch die Tatzen!

Zur Feier des Tages mal etwas „für die Katz“:

Die Cartoons von Simon Tofield könnte ich schon beinah als „Kult“ bezeichnen: Mit klarer Formgebung kreiert er humorvolle Einblicke in den Alltag einer Katze. Er hat dabei eine scharfe Beobachtungsgabe – wobei er natürlich die Situationen auch satirisch überspitzt – und verzichtet gänzlich auf Dialoge. Diese sind allerdings auch völlig unnötig – die jeweilige Szene spricht für sich!

Nach der amüsanten Lektüre dieser prallgefüllten Jubiläumsausgabe habe ich mich gefragt, ob mein Kater zu Fortbildungszwecke heimlich in diesem Buch geschmökert hat: Katzenhalter erkennen sich und ihre schnurrigen Lieblinge in diesen wunderbaren Cartoons wieder.

Auch animiert ein wahrer Spaß: http://www.youtube.com/user/simonscat

P.S.: Mein Kater hat das obige Buch bei seiner Steuererklärung als Fachliteratur angegeben. Langsam bekomme ich Angst!

erschienen bei Goldmann/ ISBN: 978-3442313594