URLAUBSLEKTÜRE 2025

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Sommerzeit ist Urlaubszeit,…

…und das bedeutet, es kann wieder unbeschwert in den Tag hineingelebt werden. Da stört uns kein penetranter Blick auf die Uhr, da wir zum Glück keine dringenden Termine wahrnehmen müssen, die unseren Tag in kleine Häppchen zerteilen. Die Tage stehen uns zur freien Verfügung, und dies können/dürfen/sollten wir nutzen, um unbeschwert in eine Geschichte einzutauchen – gänzlich ohne Angst, irgendetwas „Wichtigeres“ zu verpassen.

Die Auswahl der Urlaubslektüre darf da gerne vielfältig sein: Die einen lieben einen zünftigen Krimi, die anderen greifen zu einem Klassiker, wieder andere schmökern in einem fesselnden Roman.

Auch in diesem Jahr habe ich mich bemüht, aus den von mir gelesenen Büchern der vergangenen 12 Monate eine kleine, urlaubstaugliche Auswahl zu treffen.


Beginnen möchte ich den Reigen mit einer äußerst populären Spürnase: Zu Miss Marple gibt es zwölf neue Geschichten, die nicht aus der Feder von Agatha Christie stammen. Vielmehr haben sich namhafte Autorinnen der Figur angenommen und mit Talent und Respekt weitere tolle Kriminalfälle kreiert. Alan Bradley ließ seine Fans ganze 5 Jahre zappeln, bis endlich Flavia de Luce wieder die literarische Bühne betrat, und somit ihre spannende Geschichte weitererzählt wurde. Kate Atkinson legte einen aufregenden Roman zwischen Gesellschaftsstudie, Sittengemälde und Kriminalroman vor, der zudem in den „Roaring Twenties“ spielt.


Dieser Autor war für mich eine wahre Entdeckung: Sasha Filipenko gelingt das Kunststück, die Melancholie und Tristesse in seinem Roman durch ein feines Netz aus Humor aufzuhellen. Kathrin Aehnlich warf wieder einen liebevollen Blick auf die Menschen in den so genannten neuen Bundesländern und beschreibt die Charaktere in ihrer Geschichte voller Wärme. Saša Stanišić war Entdeckung wie Offenbarung für mich: Seine Erzählungen sind warmherzig, humorvoll und melancholisch – einfach wundervoll.


Sind wir alle nicht hin und wieder ein wenig neugierig und möchten erfahren, wie es hinter den Kulissen so zugeht? Mit spitzbübischer Freude schenkt uns Rainer Moritz einen humorvollen Blick in die (Un-)Tiefen der Buchbranche. Heinrich Spoerls Klassiker um den scheinbaren Pennäler „Pfeiffer mit drei Eff“ hat in all den Jahrzehnten nichts von seinem Charme verloren und amüsiert auf ganzer Linie. Von Winifred Watsons federleichtem Unterhaltungsroman gibt es hier noch keine Rezension, da ich ihn erst vor kurzem ausgelesen habe. Doch ich wollte euch diese wunderbar beschwingte Geschichte nicht vorenthalten.


Allen Büchern ist gemein, dass sie mich ausnehmend gut unterhalten haben, und so hoffe ich sehr, dass sie auch euren Geschmack treffen und euch wohlige Lese-Stunden schenken.

Die Fachleute in der Buchhandlung eures Vertrauens stehen euch gerne mit Rat und Tat zur Seite und sind sowohl bei der Suche als auch bei der Beschaffung dieser oder einer anderen Urlaubslektüre mit Freude behilflich! 💖

Ich wünsche euch einen wunderbaren Urlaub
mit viel Spaß beim entspannten Schmökern!!!

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[Rezension] Alan Bradley – FLAVIA DE LUCE. DES HENKERS LETZTE MAHLZEIT

Es war für mich wie ein Nachhausekommen: Nach längerer (in diesem Fall: unfreiwilliger) Abwesenheit öffnete ich die Tür, und eine Woge der Behaglichkeit stürzte über mich herein. Das Licht, die Gerüche, der Ton – alles war mir so vertraut, dass ich mich bedingungslos und ohne Angst fallen lassen konnte. Sanft gleitete ich in ein für mich bereitetes Bett, und luftige Kissen und Decken fingen mich weich auf.

Genauso fühlte ich mich, als ich dieses Buch aufschlug und endlich wieder in Flavias Welt eintauchen durfte. Fünf lange Jahre hatte sich Alan Bradley Zeit genommen, um Flavias Geschichte weiterzuspinnen. Fünf lange Jahre musste ich (und mit mir natürlich auch alle anderen Flavia-Groupies weltweit) ohne ein Lebenszeichen von ihr ausharren, und in mir keimte schon die Angst, dass es evtl. keine weitere Geschichte geben würde. Doch nun ist sie wieder da und hat für uns allerlei Überraschungen im Gepäck…

Major Greyleigh, ein ehemaliger Henker, wird tot aufgefunden. Todesursache: der Verzehr giftiger Pilze. Schnell gerät die Köchin Mrs Mullet ins Visier der Polizei. Doch ganz so einfach ist die Lösung nicht – Flavia ermittelt auf eigene Faust. Auf der Suche nach dem Mörder wird sie auf einige Familien aufmerksam, die durch den Henker Angehörige verloren und damit alle ein Motiv haben. Oder hat etwa ihre unerträgliche Cousine Undine etwas mit dem Tod des Henkers zu tun? Am Ende ihrer Nachforschungen kommt Unvorstellbares ans Licht: Flavia erfährt, was wirklich mit ihrem toten Vater geschah – das wohl größte Rätsel ihres Lebens.

 (Inhaltsangabe der Homepage des Verlages entnommen!)

„Wenn irgendwo Pilze schmoren,
wird der Kriminalist unwillkürlich hellhörig.“

…äußerte sich schon Agatha Christie über diese äußerst beliebte Mordmethode in Kriminalromanen. Und hier werde auch ich als geneigter Leser natürlich sofort hellhörig. Wobei: Die herzensgute Mrs Mullet und ein heimtückischer Mord sind für mich nur schwerlich in Einklang zu bringen. Aber gerade meine durch die Lektüre der zehn Vorgänger-Bände gefestigte Vorstellung der handelnden Personen nutzt der Autor schändlich aus, um mich auf das sprichwörtliche Glatteis zu führen. Sind die Personen wirklich so, wie ich bisher meinte, dass sie es sind? In diesem Roman wird so vieles in Frage gestellt, dass ich ein wenig Zeit benötigte, um meinen kleinen Flavia-Kosmos neu aus- bzw. einzurichten.

Wie eingangs schon erwähnt, schenkt uns der Autor eine wohlige Sicherheit, indem er die bekannten Rahmenbedingungen nur wenig verändert. Und doch setzt Alan Bradley raffiniert neue Akzente, da er einige Personen in den Mittelpunkt schiebt, während andere Personen eher in den Hintergrund rücken. Dabei verändert sich zwangsläufig der Fokus: Bisher unerwähnte und darum umso überraschendere Eigenarten treten zutage und lassen die Figuren in einem neuen Licht erstrahlen. Der Autor gönnt seinen Figuren eine Weiterentwicklung, eine Wandlung, die sie wohltuend aus ihrer bisherigen Schablone (er)lösen.

Dies trifft auch auf unsere geliebte Heroin zu: Sie wird nun zu einer jungen Frau. Eine Wandlung, die auch sie selbst verwirrt, die sie aber umso menschlicher erscheinen lässt. Ähnlich wie der Titelheld der Harry Potter-Serie darf auch hier unsere Heldin einen Reifungsprozess durchleben, der ihr äußerst gut bekommt und aus der anfangs neumalklugen und nervigen Göre eine interessante und gereifte Persönlichkeit macht.

Die abermals abwechslungsreiche und packende Story würzt Bradley zusätzlich mit einem gerissenen Twist, der die Handlung urplötzlich in eine andere Richtung lenkt und so das Interesse der Leserschaft auf kommende Romane weckt. Und weitere Romane sind wahrlich vonnöten: Da sind noch so viele Fragen unbeantwortet geblieben, so viele lose Enden müssen noch miteinander verknüpft werden.

Zudem würde ich es mir so sehr wünschen, dass Alan Bradley angesichts seines reiferen Alters die Möglichkeit hätte, diese äußerst unterhaltsame Krimi-Reihe zu einem runden und somit gelungenen Abschluss zu führen. Flavia, Dogger, Mrs Mullet, Inspektor Hewitt, Undine und all die anderen wunderbaren Figuren hätten es wahrlich mehr als verdient.


erschienen bei Penhaligon / ISBN: 978-3764533168 / in der Übersetzung von Gerald Jung und Katharina Orgaß
Ich danke dem Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar!

[Rezension] Alan Bradley – Flavia de Luce. Mord im Gurkenbeet (Hörspiel)

Die 11-jährige Flavia stolpert eines Morgens unversehens über den Körper eines Fremden, der im Gurkenbeet liegend sein Leben aushaucht. Doch so fremd scheint der Tote auf dem Familienanwesen Buckshaw nicht allen Familienmitgliedern zu sein: Ihr Vater Colonel de Luce hatte noch am Vorabend eine heftige Auseinandersetzung mit dem Verblichenen. So fokussiert sich die Arbeit vom ermittelnden Inspektor Hewitt auch genau in diese Richtung. Flavia glaubt felsenfest an die Unschuld ihres Vaters: Schließlich wurde das Opfer vergiftet, und der Colonel ist zwar eine Koryphäe der Philatelie, kennt sich mit der Chemie allerdings überhaupt nicht aus – ganz im Gegensatz zu seiner vorlauten Tochter Flavia, die sich nun in die Ermittlungen einmischt, für ordentlich Verwirrung sorgt und den wahren Täter somit zwingt, wieder aktiv zu werden…!

Mr Bradley lässt sich mit der Veröffentlichung eines neuen aufregenden Abenteuers einer meiner Lieblings-Spürnasen leider sehr viel Zeit. Umso erfreuter war ich, als ich entdeckte, dass es zum allerersten Roman eine Hörspielfassung gibt. So konnte ich der Versuchung einfach nicht widerstehen,…

…und nun sitze ich in meinem gemütlichen Ohren-Sessel, neben mir dampft ein Becher gefüllt mit köstlichem Kaffee, und lausche der akustischen Umsetzung einer Geschichte, die ich so gut kenne. Schließlich habe ich selbst schon zwei Lesungen mit Flavia bestritten und somit ihr und ihren Freunden meine Stimme geliehen,…


2 CDs/ Flavia de Luce. Mord im Gurkenbeet von Alan Bradley (2013)/ Buch & Regie: Markus Winter/ mit Luisa Wietzorek, Zalina Sanchez Decke, Tom Jacobs, Torsten Münchow, Maria Koschny, Inken Baxmeier, Helmut Winkelmann, Hildegard Meier, Corinna Dorenkamp u.a.

…und nun sitze ich und lausche und lausche und lausche und bin irritiert. Nicht, dass ich es hier mit einer schlechten Umsetzung der Geschichte zu tun hätte. Vielmehr habe ich bei meinen Lesungen zwangsläufig einige Rollen anders interpretiert, ihnen sozusagen stimmlich eine andere Färbung, einen anderen Rhythmus, einen anderen Ton verliehen. Zudem hatte ich Flavia nie ernsthaft als 11-jährige wahrgenommen, und sie somit auch nie als solche bei meinen Lesungen dargestellt. Doch nun wird sie – als logische Konsequenz – selbstverständlich von einem 12-jährigen jungen Mädchen gesprochen. Doch ich wundere mich über mich selbst, dass ich diesen Umstand bisher geflissentlich ausgeblendet habe, und muss darum meine Sichtweise auf die Figur/die Figuren neu justieren.

Dabei haben die Produzenten die Titelpartie klug mit zwei Sprecherinnen besetzt. Zalina Sanchez Decke spricht in den Dialogen die junge Flavia mit jugendlichem Elan und kindlicher Naivität, während Luisa Wietzorek als Erzählerin die reifere Flavia verkörpert und uns somit aus Sicht der Vergangenheit an den Geschehnissen auf Buckshaw teilhaben lässt. Ein durchaus raffinierter Schachzug, der auch ohne Bruch auskommt, da beide Stimmen sehr gut nebeneinander harmonieren. Torsten Münchow gibt einen souveränen Inspektor Hewitt und gestaltet glaubhaft die Wandlung vom zurückhaltenden Ermittler zum besorgten väterlichen Freund. Tom Jacobs als Colonel de Luce hätte für meinen Geschmack durchaus ein wenig fahriger und weltentrückter sein können. Dafür punkten Inken Baxmeier als Daphne und besonders Maria Koschny als Ophelia mit prägnanten wie humorvollen Auftritten. Als kleinen Frische-Kick empfand ich auch Corinna Dorenkamp in der Rolle der Mary Stoker. Besonders die Interpretationen von Helmut Winkelmann (Dogger) und Hildegard Meier (Mrs. Mullet) wurden „Opfer“ meiner vorgefassten Meinung, da ich mir gerade diese beiden Rollen prägnanter bzw. kauziger gewünscht hätte. Zudem intonieren einige Sprecher*innen in einem Duktus als würden sie ein klassisches Kinder-Hörspiel à la „Bibi Blocksberg“ einsprechen und kein Hörspiel für reifere Zuhörer – die Heldin ist zwar erst zarte 11 Jahre alt, aber trotzdem handelt es sich hierbei um einen reellen Krimi.

Regisseur Markus Winter ist eine solide Umsetzung der Geschichte gelungen, die mir Freude bereitet hat aber durchaus noch ausbaufähiger ist. Dafür gebührt ihm das große Kompliment, dass er das Buch geschickt auf die Länge von zwei CDs komprimiert hat, ohne dass wesentliche Inhalte verloren gingen oder der Fluss der Geschichte gestört wurde.


erschienen bei WinterZeit Audiobooks/ ISBN: 978-3943732221

MONTAGSFRAGE #135: Bevorzugst Du lieber Roman-Reihen oder eher in einem Band abgeschlossene Geschichten?

Ohje, ich fürchte, dies wird wieder eine von diesen „Sowohl-als-auch“-Antworten, bei der man (also: ich) dem Schwadronieren verfällt, und wo man (also wieder: ich) kein Ende findet. Na denn, auf geht’s…!

Ich liebe…
…Roman-Reihen: Was wäre ich ohne meine liebgewonnenen und verehrten Heldinnen und Helden, die sich – bei mir vornehmlich – in kriminalistischen Gefilden tummeln, mir Stunden der Zerstreuung schenkten und so über so manchen emotionalen Tiefpunkt hinweg halfen. Mein Leben wäre um einiges Ärmer, hätte ich nicht irgendwann die Bekanntschaft mit Hercule Poirot, Miss Marple, Kommissar Maigret, Flavia de Luce, Dr. Siri, Cormoran Strike und Nero Wolfe gemacht.

Ich liebe…
…in einem Band abgeschlossene Geschichten: Was wäre ich ohne meine liebgewonnenen und verehrten Heldinnen und Helden, die sich in ganz unterschiedlichen Ländern und sozialen Milieus tummeln, mir Stunden der Zerstreuung schenkten und so über so manchen emotionalen Tiefpunkt hinweg halfen. Mein Leben wäre um einiges Ärmer, hätte ich nicht irgendwann die Bekanntschaft mit Ruthchen, Alexander, Leo, Laila und Gertrud, Agathe und einem namenlosen Buchhändler gemacht.

Der Text kommt Euch irgendwie bekannt vor? Ist doch logisch: Formal betrachtet mache ich keine Unterschiede zwischen diesen beiden Extremen. Beide sind mir gleich lieb und teuer. Beide haben einen hohen Stellenwert in meinem Leser-Leben. Beide haben „für jetzt und immerdar“ einen Platz in meinem Bücherregal.

Während ich bei der Serie (wie könnte es auch anders sein) am Ende einer Geschichte der Fortsetzung entgegenfiebere, und es kaum abwarten kann, bis der nächste Bande erscheint, habe ich bei Einzel-Büchern noch nie den Wunsch nach einem Nachschlag verspürt. Schließlich ist der Plot dieser Romane ja auch so aufgebaut, dass er ein „mehr“ nicht benötigt: Alles wurde gesagt, und das ist gut so. Oder: Alles wurde nicht gesagt, vieles blieb unausgesprochen, wage, in der Schwebe, aber auch dieser Umstand „ist gut so“.

Besonders dieses kurze Hineinspringen in eine Geschichte übt für mich immer einen besonderen Reiz aus. Als vorübergehender Gast nehme ich für einen klar begrenzten Zeitraum Anteil am Leben meiner Protagonist*innen. Genauso plötzlich wie ich in eine Geschichte hineinpurzel, genauso plötzlich werde ich aus ihr wieder hinauskatapultiert. Dabei kann ein solch abrupter Abschied durchaus ein Wechselbad an Gefühle bei mir auslösen, mich in einer melancholischen Stimmung zurücklassen oder meine Sinne verwirren. Hach, wie schön, dass das Lesen von Büchern so etwas erreichen kann!

Bei den Serien fühle ich mich emotional auf der sicheren Seite: Ich kenne „meine“ Leute, kann sie einschätzen und weiß, was mich erwartet. Und doch können und dürfen Überraschungen mich gerne aus dem Konzept bringen und verdutzt aus der Wäsche gucken lassen. Doch die Rahmenbedingungen sind mir bekannt und versprechen Sicherheit. Dafür freue ich mich immer wieder auf ein Wiedersehen (Naja, eher Wieder-Lesen…!). Beinah ist es so, als würden alte Freunde wieder auf einen Besuch bei mir vorbei schauen, gute Laune verbreiten und mich erst wieder verlassen, wenn meine Seele ausreichend gestreichelt wurde. Und auch hier: Hach, wie schön, dass das Lesen von Büchern so etwas erreichen kann!

Uups, jetzt habe ich es ja doch gefunden: das…
ENDE

…Einzelkind oder einen ganzen Stall voller Geschwister? Was ist Euch lieber???


Antonia Leise von „Lauter & Leise“ hat dankenswerterweise DIE MONTAGSFRAGE: Buch-Blogger Vorstellungsrunde wiederbelebt und stellt an jedem Montag eine Frage, die Interessierte beantworten können und zum Vernetzen, Austauschen und Herumstöbern anregen soll! Ich bin gerne dabei!!!

In meinem MONTAGSFRAGE-Archiv findet Ihr Fragen & Antworten der vergangenen Wochen.

[Rezension] Alan Bradley – Flavia de Luce. Todeskuss mit Zuckerguss

Endlich läuten die Hochzeitsglocken auf Buckshaw: Ophelia de Luce und Dieter Schrantz geben sich endlich das langersehnte Ja-Wort. Der Himmel hängt voller Geigen, und die Luft ist geschwängert vom Blütenduft. Flavia möchte sich bei dieser geballten Anhäufung von Kitsch am liebsten übergeben, wäre da nicht dieser „klitzekleine“ Zwischenfall während der Feierlichkeiten: Beim Anschneiden der Hochzeitstorte fördert die Braut einen abgetrennten Finger aus dem Backwerk zutage! Flavia ist entzückt und stürzt sich begeistert in die Ermittlungen, hat sie doch gemeinsam mit dem treuen Diener Dogger ein Detektivbüro gegründet. Der erste Fall von „Arthur W. Dogger & Partner – Diskrete Ermittlungen“ überrascht mit pikanten Details und verblüffenden Wendungen…!

Flavia macht süchtig! Die Seiten flogen förmlich vor meinen Augen dahin. In Flavias Welt versinken, heißt „nach Hause kommen“ und sich wohl fühlen: Alles ist so bekannt, so vertraut. Nach 9 Bänden kennen wir die kleine, überschaubare Welt von Bishop’s Lacey aus dem Effeff. Da besteht die berechtigte Gefahr, dass beim Leser Monotonie eintreten könnte. Doch zum Glück lässt Bradley bei seinen Protagonisten eine Weiterentwicklung zu: Flavia ist zwar nach wie vor die penetrante, besserwisserische Göre, die wir alle so sehr lieben, gleichzeitig erlaubt Bradley ihr neustens auch sentimentale Gefühlsregungen, die sie weicher, kindlicher und verletzlicher erscheinen lassen. Bei Dogger lässt er unter der Fassade der vom Krieg traumatisierten Kreatur auch seinen brillanten, hochintelligenten Geist durchschimmern. Aber auch den sogenannten „supporting actors“ erlaubt er kleinen Überraschungen und verhindert so deren eindimensionale und auf Dauer langweilige Charakterisierung.

Einzige Wehrmutstropfen sind die manchmal etwas arg konstruiert wirkenden Wendungen in der Handlung, die knapp ausgearbeiteten Konstellationen einiger Handlungspersonen zueinander und die eine oder andere mangelhafte Auflösung zu noch offenen Fragen.

Aber hier „leide“ ich wahrlich auf extrem hohem Niveau. Werden diese „Mängel“ doch mehr als wettgemacht durch den immensen Charme der Geschichte und der liebenswerten Kauzigkeit der Protagonisten. Zudem lässt der Autor einige neue Personen in Erscheinung treten, die die Begehrlichkeit des Lesers nach weiteren Details (und somit auf nachfolgende Auftritte innerhalb der Serie) wecken. Alan Bradley hat uns mit „Flavia de Luce“ absolute Feel Good-Krimis geschenkt!

Bishop’s Lacey ist auf dem besten Wege, das „St. Mary Mead“ unseres Jahrhunderts zu werden.


erschienen bei Penhaligon/ ISBN: 978-3764531157

Ich danke dem Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar!

[Anekdoten-Archiv] Wie ich mir selbst einheißte…

„Flavia de Luce – Mord im Gurkenbeet“ von Alan Bradley im Spezialitätengeschäft „Carpe Diem“ in Osterholz-Scharmbeck


An einem lauen Herbsttag wurde eine Idee geboren: Susanne Bödeker vom „Carpe Diem“ ließ anfragen, ob ich mir vorstellen könnte eventuell und vielleicht und außerdem…

Ich konnte, wollte und das Ganze auch noch mit Freude:

15. November 2013: MEINE 1. öffentliche Lesung in MEINER Heimatstadt, bei der MEIN Name ganz oben auf dem Plakat prangte (In der Filmbranche bedeutet es wohl „Ich habe es geschafft!“ 😉). Damit MEINE Nervosität nicht überhandnahm, hatte ich mit „Flavia“ für den sogenannten sicheren (literarischen) Hafen gesorgt.

Nach einer herzlichen Begrüßung der Gäste durch Susanne Bödeker („Susanne, Du warst auch nervös? Ich habe gar nichts bemerkt!“) kamen ihre Mitarbeiterin Janin und ich abwechselnd zum Einsatz:

Janin stellte charmant die neuen Winter-Tees vor und plauderte u.a. über Herkunft und Verarbeitung der Tees. Und während die Gäste den Geschmackssinn trainieren konnten, schärfte ich ihren Gehörsinn mit meiner Lesung aus „Flavia de Luce – Mord im Gurkenbeet“ – der erste Roman aus der Feder von Alan Bradley über diese außergewöhnliche Amateur-Detektivin.

Je mehr ich las, umso mehr schwand meine Nervosität, umso lockerer wurde ich. Am lauten Lachen oder der gespannten Stille merkte ich, dass das Publikum ganz bei mir war und mir folgte. Und ich dachte nur: „Geil!“

Allerdings hatte ich nicht mit der einheizenden Wirkung einiger Kräutertees in Kombination einer wollenden Strickjacke gerechnet. Ein Entkleiden der Jacke kam nicht in Frage, da sich auf dem darunter befindlichen Hemd schon unschöne Flecke gebildet hatten (Mein Fazit: Lesung = luftige Kleidung + stilles Wasser).

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So wirkte ich zeitweilig etwas fiebrig und glänze wie `  ne Speckschwarte. Dafür sah Janin – wie immer – großartig aus!

Es wurde ein so schöner Abend: gemütlich, heiter, stimmungsvoll & ganz entspannt!!!

Wer konnte ahnen, dass an einem Abend im November 2013 eine „Tradition“ geboren wurde, und ich in diesem Jahr nun schon zum 6. Mal bei Susanne Bödeker im „Carpe Diem“ zu Gast sein darf!

„Never change a winnig team!“ 🎖️

[Rezension] Alan Bradley – Flavia de Luce

…auf dem Sofa sitzen,

…den Kaffeebecher in greifbarer Nähe,

…den Kater kraulend auf dem Schoß,

…und versinken in Flavias Welt.

Nach zwei Lesungen aus ihrem 1. Fall „Mord im Gurkenbeet“, ist sie inzwischen schon „eine alte Bekannte“ für mich geworden,…

…diese kleine, vorlaute und altkluge Göre mit dem Hang zur Chemie, die gleichzeitig nervig und witzig sein kann,…

…im England der 50er Jahre lebt, eine kuriose Familie ihr Eigen nennt und mit einer großen Portion gesunden Selbstbewusstseins ihre Fälle löst,…

Alan Bradley sorgte in Krimi-Kreisen für eine Sensation als er 2007 mit dem „Dagger Award“ für sein unveröffentlichtes Debüt „Mord im Gurkenbeet“ ausgezeichnet wurde. Nach seinem Erscheinen auf dem Buchmarkt sollten im Jahr 2010 noch viele weitere Auszeichnungen für „den besten Debütroman“ folgen („Arthur Ellis Award“, „Agatha Award“, „Dilys Award“, „Spotted Owl Award“ und „Macavity Award“).

…und natürlich stehen auch die Bände 2-8 schon lange in meinem Bücherregal und bescherten mir  immer eine vergnügliche Lektüre,…

…und werden bald Gesellschaft von Band 9 „Der Tod sitzt mit im Boot“ erhalten, der gerade druckfrisch erschienen ist.

Also: Flavia-Entzug wird sich bei mir nicht so schnell einstellen,…

…und mein Kater liebt es glücklicherweise, gekrault zu werden!!!


erschienen bei Penhaligon/ ISBN:978-3764530273 & 978-3764531140