[Rezension] David Wagner – ALLE JAHRE WIEDER

ALLE JAHRE WIEDER ist nicht nur der Titel eines beliebten Weihnachtsliedes. Es könnte auch so treffend als Überschrift für lang gepflegte Weihnachtstraditionen, die wir wie selbstverständlich und ohne zu hinterfragen Jahr für Jahr zelebrieren, gelten. Eine (vielleicht sogar nur minimale) Änderung im gewohnten Ablauf wird da schon als drastische Störung empfunden und hätte das Potential, massive Familiendramen auszulösen…

Kommst du Weihnachten nach Hause? Und was wünschst du dir? Mit diesen Fragen beginnt ein Telefongespräch zwischen einem Vater und seiner erwachsenen Tochter. Humorvoll und leichtfüßig diskutieren die beiden, wer wo mit welchem Elternteil das Fest verbringt und wie Weihnachten heute überhaupt gefeiert werden soll: mit geschmückten Baum oder ohne? Vegetarisch oder doch mit Braten? Mit Jingle Bells oder Stille Nacht, Christkind oder Weihnachtsmann? So wie früher oder ganz anders? In berührendes Nachdenken darüber, was Weihnachten ausmacht und immer wieder besprochen werden muss.

 (Inhaltsangabe dem Klappentext des Buches entnommen!)

„Kommst du Weihnachten nach Hause?“

So startet dieser charmante Dialog. Welches erwachsene Kind hat diese Frage von einem Elternteil nicht schon gestellt bekommen? Manchmal habe ich diese Frage regelrecht gefürchtet. Da war ich selbst bereits in einem Alter, indem ich eine Familie hätte gegründet haben können und wo ein enger Freundeskreis sich etabliert hatte. Da würde manche*r von uns gerne die Chance erhalten, eigene Weihnachtstraditionen zu kreieren und zu festigen. Und gleichzeitig gibt es da dieses Dürsten nach der Vergangenheit, wo man mit glänzenden Kinderaugen zuerst den Christbaum und dann die Geschenke bestaunt hat, und von dem bis heute das Gefühl, dass früher alles besser war, zurückgeblieben ist. Ich weiß sehr wohl, dass früher nicht alles besser war, aber die Empfindung fühlt sich gut an.

David Wagner lässt Vater und Tochter miteinander all diese Fragen diskutieren. Obwohl: Sie diskutieren nicht, vielmehr entspinnt sich ein unaufgeregtes Gespräch über „heute“ und „damals“. Da werden Erinnerungen über vergangene Weihnachtsfeste ausgetauscht, die beide teilweise recht unterschiedlich wahrgenommen haben. Da geht es durchaus sehr viel um Traditionen aber auch um die Erforschung der eigenen Wurzeln. Es gab viele, viele schöne weihnachtliche Momente. Doch sie können nicht über die Krisen und Fehlentscheidungen im Leben hinwegtäuschen und lassen – manchmal nur in einer kleinen Bemerkung – Melancholie in diesem Dialog zweier Generationen anklingen.

„Wie passend!“ dachte ich, als ich dies zwischen den Zeilen erspürte. Melancholie und Weihnachten gehören für mich zusammen. Dabei ist es für mich durchaus eine sehnende aber keine erdrückende Melancholie und sorgt dafür, dass mein Weihnachten nie grell und bunt wird, vielmehr zart und still und darum so schön.

Ebenso still gestaltet sich dieses Telefonat: In der Vergangenheit lief nicht immer alles glatt zwischen Vater und Tochter, aber beide haben dies scheinbar bewältigt und einen wunderbaren Weg gefunden, miteinander umzugehen. Aus ihrem Dialog ist eine Menge Respekt, reichlich Toleranz und ganz viel Liebe herauslesbar. Das vorwurfsvolle Begleichen alter Rechnungen ist nicht nötig, da sie mit sich und miteinander im Reinen sind.

So endet dieses Telefonat auch mit der (von mir erwarteten) Antwort auf die Eingangsfrage:

„Klar komme ich. Ist doch Weihnachten.“


erschienen bei edition chrismon / ISBN: 978-3960383215

[Rezension] SCHAURIGE WEIHNACHTEN. Klassische Horror- und Geistergeschichten/ ausgewählt von Jochen Veit

Wenn die Dunkelheit früh hereinbrach, der Wind unheimlich um das Haus heulte und die Schneeflocken wilde Tänze vollführten, dann saßen im England der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, dem so genannten viktorianischen Zeitalter, die Menschen am Weihnachtsabend gerne am prasselnden Kaminfeuer beisammen und erzählten sich Schauergeschichten. Wurden die Geschichten anfangs nur mündlich weitergetragen, fanden mit der steigenden Popularität gedruckter Zeitungen und Zeitschriften die Gothic Novels eine weitverbreitete Anhängerschaft.

Sieben dieser klassischen Horror- und Geistergeschichten hat Herausgeber Jochen Veit in SCHAURIGE WEIHNACHTEN vereint: Amelia B. Edwards lässt in DIE GEISTERKUTSCHE einen im Schneesturm verirrten jungen Mann in eine unheimliche Mitfahrgelegenheit steigen. Bei Arthur Conan Doyle treibt DER CAPTAIN DER POLE STAR mit seinem unberechenbaren Verhalten seine Besatzung beinah zur Meuterei. In DAS ALTE PORTRÄT von Hume Nisbet verbirgt sich hinter den vielen Farbschichten eines alten Bildes das Porträt einer nach Blut dürstenden jungen Dame. Bei Lettice Galbraith verbirgt DAS BLAUE ZIMMER ein tödliches Geheimnis, dem nur Frauen zum Opfer fallen, die es wagen, dort eine Nacht zu verbringen. DAS OMEN DES SCHATTENS beschwört Edith Nesbit herauf, indem bei ihr das Böse fließend von Schatten zu Schatten husch, um dort ihrem Opfer aufzulauern. DER SEESACK eines Mörders beginnt in der Geschichte von Algernon Blackwood ein höchst gruseliges Eigenleben zu führen. In D.H. Lawrences WER ZULETZT LACHT, lacht niemand am besten. Vielmehr wirkt hier das Lachen äußerst bedrohlich.

Jochen Veit hat hier eine feine Auswahl an Erzählungen getroffen, wo jede ihren Grusel aus einer anderen Quelle bezieht. Dies macht einerseits diese Anthologie so abwechslungsreich, andererseits wird auch gekonnt mit den Ängsten der Leser*innen gespielt, da suggeriert wird, dass das Grauen überall auf der Lauer liegen könnte. Dabei dienen das Weihnachtsfest und der Winter als Jahreszeit eher nur als atmosphärische Kulissen und nehmen weniger einen entscheidenden Einfluss auf den Ablauf der Geschichten.

Ich mag sehr gerne den Erzählstil der damaligen Zeit, der einen sehr eigenen Sprachduktus aufweist: Da wird mit Andeutungen gearbeitet, Nebensächlichkeiten erregen Aufmerksamkeit, hinter Alltäglichem wird der Horror vermutet. Zudem waren die Autor*innen von Damals durch das Schreiben der Fortsetzungsgeschichten für die bereits erwähnten Zeitungen und Zeitschriften so gut geschult, dass sie ganz genau wussten, was zu tun ist, um sich Folge für Folge die Aufmerksamkeit der Leserschaft zu sichern.

Dabei spielte es für mich keine Rolle, ob ich alles in den Geschichten nachvollziehbar fand: Gerade das Unvorhersehbare, das Unerklärliche, das Irrationale lösten bei mir den größten Schauer aus.


erschienen bei Anaconda / ISBN: 978-3730614044 / in der Übersetzung von Marion Herbert, Heike Holtsch und Jochen Veit

[Rezension] MEINE LIEBSTEN WEIHNACHTSGESCHICHTEN/ herausgegeben von Dirk Böhling

Im Mai dieses Jahres stand Dirk Böhling noch als Prof. Henry Higgins im Musical MY FAIR LADY auf der großen Bühne des Stadttheaters Bremerhaven, nun macht er sich auf den Weg, um die kleineren Bühnen zwischen Bremen und Bremerhaven (und alles, was drumherum liegt) zu erklimmen und das Publikum mit seiner musikalischen Weihnachtslesung zu erfreuen.

Passend zu dieser Tournee erschien mit MEINE LIEBSTEN WEIHNACHTSGESCHICHTEN ein Buch mit 40 Geschichten und Gedichten. 40 Beiträge auf (netto) 100 Seiten verteilt: Das nenne ich mal ein sportliches Unterfangen. Zwangsläufig zogen in dieser Anthologie die knappen, kurzen und prägnanten Werke ein: Geschichten, die manches Mal eher wie Anekdoten wirken, sowie launige Gedichte.

Neben vier Geschichten aus seiner eigenen Feder hat Böhling eine namhafte Schar an Literaten in diesem Büchlein versammelt, u.a. Joachim Ringelnatz, Wilhelm Busch, Erich Kästner, Guy de Maupassant, Hans Dieter Hüsch und Charles Dickens. Der Herausgeber ging bei seiner Auswahl auf Nummer sicher, indem er auf weithin bekannte wie beliebte Werke zurückgriff und so auf den Wiedererkennungswert bei der Kundschaft im Buchhandel wie auch bei den Besuchern seiner Weihnachtslesung setzte. Wobei aus diesem Reigen eher heiterer Beiträge die Geschichte DAS GESCHENK DER WEISEN von O. Henry sowohl von der Stimmung wie auch von der Länge hervorsticht und so beinah wie ein Kontrapunkt wirkt.

Leider muss ich dem Verlag attestieren, dass beim Korrekturlesen nicht aufmerksam genug gearbeitet wurde: So schlichen sich einige kleine Fehler ins Buch, wie beim Einsatz von kursiver Schrift oder beim Versmaß bei einem Gedicht. Doch wahrscheinlich fällt dies nur mir als Vor-Leser und pingeliger Bücher-Nerd auf.

Als Vor-Leser und pingeliger Bücher-Nerd hätte ich mir allerdings sehr gewünscht, dass Dirk Böhling als Herausgeber das Wagnis eingegangen wäre und mich mit dem einen oder anderen weniger bekannten Beitrag überrascht hätte, z.Bsp. mit Werken von Literatinnen, die in dieser Anthologie leider gänzlich fehlen.

So ist dies durchaus ein nettes Büchlein für alle, die ein heiteres Gedicht oder eine kurze Geschichte für die Weihnachtsfeier im Kollegenkreis oder im Sportverein suchen.


erschienen bei Kellner / ISBN: 978-3956514616

[Rezension] Kirsten Boie – DER WEIHNACHTSFRIEDEN/ mit Illustrationen von Claire Harrup

Es hat ihn wirklich gegeben, den Weihnachtsfrieden im Jahre 1914 an der Front in Flandern zwischen Deutschen und Briten, und er dauerte einige Tage, vereinzelnd sogar bis ins Neue Jahr. Die damalige Obrigkeit hat diese friedliche Kontaktaufnahme scheinbar verfeindeter Parteien nicht gerne gesehen und versuchte, sie zu verhindern: Ohne Erfolg! Die Menschlichkeit siegte!

Ist doch ganz still drüben, horcht mal! Für die ist auch Weihnachten heute! Was, wenn man sich am gnadenlosesten Ort der Welt befindet und es trotzdem Weihnachten wird? Friedrich und seine Kameraden sind noch Schüler, als sie eingezogen werden, um im Großen Krieg gegen die Engländer zu kämpfen. Jetzt sitzen sie in den verschlammten Schützengräben und denken wehmütig an die hellen Lichter zu Hause. Doch dann werden Weihnachtsbäume herbeigetragen, ein Geschenk des Kaisers an seine Soldaten, und obwohl sie leise sein sollen, singen sie gemeinsam ein Weihnachtslied. Ob die Engländer gleich das Feuer eröffnen werden? Nein, sie tun etwas ganz anderes. Auf bewegende Weise erzählt die große Kirsten Boie in diesem wunderschön illustrierten Buch von der verbindenden Kraft des Weihnachtsfests und von einer Sternstunde der Menschlichkeit mitten im Ersten Weltkrieg.

 (Inhaltsangabe der Homepage des Verlages entnommen!)

Ich las und schluckte schwer, ich las weiter und die erste Träne ran langsam meine Wange hinab und verfing sich in meinem Bart. Ich las und las, und Träne um Träne suchte sich ihren Weg. Nach nur (!) 44 Seiten hatte ich die Lektüre beendet und schnaufte befreiend nach Luft. Still saß ich in meinem Sessel, über das Gelesene sinnierend, das kleine, schmale Büchlein weiterhin in der Hand haltend, um dann diese berührende Geschichte nochmals zu lesen. Es war eine Lektüre, die mich stark bewegte.

In leisen Tönen erzählt Kirsten Boie (die Deutsche) eine Geschichte voller emotionaler Tiefe. Dabei findet sie klare Worte, die nichts beschönigen aber auch nichts übertreiben, doch umso mehr verdeutlichen, wie sinnlos es ist, Kriege zu führen. Claire Harrup (die Britin) schuf ebenso atmosphärische Illustrationen mit einer schlichten Symbolik, die im trüben Szenario eines Kriegsschauplatzes einen Sonnenstrahl am Horizont erahnen lassen.

Momentan gibt es auf der Welt so viele Kriege, die unschuldige Opfer fordern. Wollten sie einen Krieg? Oh, nein! Denn:

Diejenigen, die einen Krieg wollen, sind nie diejenigen,
die in ihn ziehen und ihn erdulden müssen!

Aber jede*r von uns hat im eigenen überschaubaren Umfeld die Möglichkeit, diese Welt ein klein wenig friedvoller zu gestalten. Wir haben es in der Hand!


erschienen bei Arche / ISBN: 978-3716000205
Ich danke der Presseagentur Politycki & Partner herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar!

[Rezension] NOCH 24 MAL SCHLAFEN. Ein literarischer Adventskalender/ ausgewählt von Ron Mieczkowski

Manchmal ist es recht interessant, die eigene verschriftlichte Meinung aus der Vergangenheit nochmals zu lesen. Da stolperte ich schon so manches Mal über Aussagen, die ich getätigt hatte, die ich heute so nicht mehr – oder zumindest nur in einer abgemilderten Form – äußern würde. Da schmetterte ich doch vor sieben Jahren folgende Worte voller Überzeugung heraus…

„Literarische Adventskalender brauche ich ungefähr so nötig wie eine verschleppte Bronchitis! – Nein, das wäre jetzt übertrieben und klingt, als würden mich „Literarische Adventskalendern“ in irgendeiner Art und Weise emotional berühren. Sie tun es nicht! Sie sind mir schlicht und ergreifend egal! Denn: Warum sollte ich Häppchen konsumieren, wenn ich den ganzen Happen haben kann. Will sagen: Warum sollte ich mir ein Büchlein mit 24 Zitaten Hermann Hesses zulegen, wenn ich für das gleiche Geld einen wunderbaren Gedichtband erwerben kann?“

Treuen Leser*innen meines Blogs wird es nicht entgangen sein, dass ich in den vergangenen Jahren – vornehmlich gerne bei der Rubrik LEKTÜRE ZUM FEST – auf Anthologien zurückgegriffen habe, die Geschichten mehrerer Autor*innen enthielten. Zwar stand nicht explizit „literarischer Adventskalender“ auf dem Cover, doch das Prinzip war schon sehr ähnlich. Somit senke ich demutsvoll mein Haupt und leiste Abbitte.

In diesem Jahr reiht sich beim Diogenes-Verlag in der langen, erfolgreichen wie kurzweiligen Reihe der Weihnachtsbücher mit NOCH 24 MAL SCHLAFEN ein echter literarischer Adventskalender ein, der sich deutlich von den ironisch-heiteren LAMETTA-Büchern abhebt. Wobei ausgerechnet die ersten drei Geschichten mich bedauerlicherweise nicht packen konnten und beinah meine Vorurteile in Bezug auf literarische Adventskalender noch befeuerten. Dabei maße ich mir nicht an, die literarische Qualität dieser Geschichten anzuzweifeln: Sie trafen schlicht und ergreifend nicht meinen Geschmack.

Aber so ist es nun einmal: Licht und Schatten liegen bei Anthologien oft dicht beieinander. Und vielleicht braucht es auch den Schatten, damit ich als Leser das Licht mehr würdigen kann. Denn bereits die vierte Geschichte WAS DER TEEKESSEL SUMMT von Else Ury katapultierte mich in „die gute alte Zeit“, wo Traditionen gepflegt wurden. Es folgte mit Evelyn Waughs MISS BELLA GIBT EINE GESELLSCHAFT eine bittersüße Erzählung um eine einsame Dame, die ein pompöses Weihnachtsfest plant. Anton Čechov lässt über die Weihnachtstage zwei KNABEN einen absonderlichen Plan schmieden, und Patricia Highsmith erzählt in ZUM VERSAGER GEBOREN die anrührende Geschichte eines stillen Helden. In DAS TRIPTYCHON VON DEN HEILIGEN DREI KÖNIGEN von Felix Timmermans erleben drei absonderliche Kauze an Heiligabend höchst Ungewöhnliches.

Beim Drehbuch zu Loriots Sketch VERTRETERBESUCH brach ich in schallendes Gelächter aus, da ich natürlich beim Lesen die Bilder vor Augen hatte. Doch bereits bei DAS CHRISTKIND von Rainer Maria Rilke liefen mir Tränen der Ergriffenheit über die Wangen, da das Schicksal dieses kleinen Menschenkindes mich so sehr rührte. Kristof Magnusson berichtet in EINE WEIHNACHTSGESCHICHTE sehr einfühlsam doch ganz unprädiziös von den letzten Tagen im Leben seiner Mutter, und Hans Fallada beschenkt uns in DAS VERSUNKENE FESTGESCHENK mit einer ganz wunderbar warmherzigen Novelle. Und auch Hans Christian Andersen lässt DAS KLEINE MÄDCHEN MIT DEN SCHWEFELHÖLZCHEN von einer schöneren Welt voller Wärme und Licht träumen.

Herausgeber Ron Mieczkowski hat in diesem Büchlein eher die stillen, melancholischen Geschichten versammelt, die zum Innehalten und Nachdenken anregen. Dabei wird die Heiterkeit durchaus auch bedient, allerdings feiner, subtiler und weniger plakativ lärmend. So schlich sich so manche Erzählung eher langsam in mein Herz, um mich dann so sehr zu begeistern, dass ich spontan begann, laut vorzulesen. Dies ist immer ein gutes Zeichen und bedeutet, dass mich das Gelesene vollumfänglich gepackt hat.

Auch in diesem Jahr hat der Diogenes-Verlag mit NOCH 24 MAL SCHLAFEN wieder eine bunte Pralinenschachtel mit literarischen Köstlichkeiten für Nachkatzen zusammengestellt, die eher die Geschmacksrichtung „zartherb“ bevorzugen.


erschienen bei Diogenes / ISBN: 978-3257248197
Ich danke dem Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar!

LEKTÜRE zum FEST 2025…

Da ist sie wieder: meine liebste Zeit im Jahr! Auch nach all den Jahren, die ich nun schon auf dem Buckel habe, ist meine Freude an der Advents- und Weihnachtszeit nicht geschwunden, und ich habe mir immer noch ein kindliches Staunen bewahrt. Auch wenn ich Ende August aufstöhne, wenn ich mit T-Shirt und Shorts bekleidet vor den ersten Lebkuchen und Spekulatius im Supermarkt stehe, halblaut vor mir her schimpfe und Sätze wie „Das wird auch von Jahr zu Jahr früher!“ verlauten lasse. So verspüre ich doch innerlich ein verführerisches Kribbeln, das andeutet „Bald ist es soweit!“

Bald ist es soweit, und dann werde ich eine Vielzahl an Kartons aus dem Abstellraum kramen, sie öffnen, ihren Inhalt befreien, um ihn mit einer unbändigen Freude über die Zimmer unseres Heimes zu verteilen. Auch sind die Termine zu den vielfältigen und stimmungsvollen Weihnachtsmärkten der Region bereits in meinem Kalender notiert.

Doch meine Beschäftigung mit dieser besonderen Zeit begann schon viel früher: Bereits im Sommer habe ich in all den wundervollen Verlags-Vorschauen geblättert, um rechtzeitig meine Anfragen zweck Rezensionsexemplare für meine Lieblingsrubrik LEKTÜRE ZUM FEST starten zu können. Gleichzeitig warf ich aber wiederum einen Blick auf die Back-List der Verlage und bediente mich auch bei ihr.

Eine gute Geschichte wird nicht schlechter, nur weil ihre Veröffentlichung schon einige Zeit zurück liegt. Da wäre es doch sehr bedauerlich, wenn diese Bücher in Vergessenheit geraten würde, nur weil sie nicht mehr an vorderster Front in den Regalen der Buchhandlungen zu finden sind.



Auch in diesem Jahr habe ich mich bemüht, eine vielfältige Auswahl an Lektüre zusammenzustellen: So wird es poetisch, kriminalistisch, bildgewaltig, märchenhaft, klassisch,…!

Wir lassen uns durch die Saison geleiten mit einem literarischen Adventskalender und schmökern in Weihnachtsgeschichten von „schön bis schaurig“. So manches Verbrechen gilt es aufzuklären, bei dem zur Spannung auch das Lachen nicht zu kurz kommt. Wie bereits in den vergangenen Jahren schauen wir auch diesmal bei Ebenezer Scrooge vorbei. Nur anhand der Kraft der Illustrationen lassen wir uns eine entzückende Geschichte erzählen, bevor wir einem charmanten Telefonat zwischen Vater und Tochter lauschen. Dann amüsieren wir uns an einem perfekt unperfekten Weihnachtsfest, und müssen leider feststellen, dass der Wunsch nach Friede nie aus der Mode kommen wird.

Dies alles gibt es zu entdecken,…

  • NOCH 24 MAL SCHLAFEN. Ein literarischer Adventskalender/ ausgewählt von Ron Mieczkowski
  • Molly Thynne – EINGESCHNEIT MIT EINEM MÖRDER
  • Richard Johnson – ES WAR EINMAL EIN SCHNEESTURM
  • Kai Magnus Sting – TOD UNTER LAMETTA. Teil 1+2 (Hörspiel)
  • Kirsten Boie – DER WEIHNACHTSFRIEDEN/ mit Illustrationen von Claire Harrup
  • Beate Maly – ADVENT IM GRANDHOTEL. Eine Weihnachtsgeschichte
  • MEINE LIEBSTEN WEIHNACHTSGESCHICHTEN/ herausgegeben von Dirk Böhling
  • Rodolphe (nach Charles Dickens) – SCROOGE. Eine Weihnachtsgeschichte/ mit Illustrationen von Estelle Meyrand
  • SCHAURIGE WEIHNACHTEN. Klassische Horror- und Geistergeschichten/ ausgewählt von Jochen Veit
  • David Wagner – ALLE JAHRE WIEDER
  • Johanna Lindemann – DIE GESTOHLENE WEIHNACHTSGANS/ mit Illustrationen von Andrea Stegmaier

..und ich hoffe sehr, dass ihr beim Anblick meiner kleinen Auswahl eine unbändige Lust verspürt, selbst in die wunderbare Welt der Weihnachtslektüre einzutauchen. Es würde mich sehr freuen!

Ich wünsche Euch von Herzen eine wundervolle Adventszeit mit vielen inspirierenden Lese-Stunden!

Liebe Grüße
Andreas


P.S.: Wenn Planung und Wirklichkeit aufeinandertreffen, da kann so einiges passieren. Darum: Alle Angaben ohne Gewähr! 😉

[Rezension] VIVA LA DIVA. Geschichten von der Oper/ ausgewählt von Silvia Zanovello & Adrian Asllani

🎼 Heute ist der WELTOPERNTAG! 🎼


Vor Jahren bezeichnete ich mich primär als Musical-Fan: Aufführungen von Oper und Operette habe ich „so nebenbei“ besucht. Doch in der Zwischenzeit hat mit der Zahl der besuchten Inszenierungen die Oper gemeinsam mit ihrer kleinen Schwester der Operette das Musical deutlich überholt. Somit würde ich mich nun eher als Fan des Musiktheaters betiteln. Ich liebe das Musiktheater so sehr, da ich hier, wie nirgends sonst, alles um mich herum vergessen kann. Oder wie Elke Heidenreich es in ihrem Beitrag OPER IST AUFRUHR so treffend, so wahr und wahrhaftig beschrieb…

„Ich hatte noch nie eine Koloratur gehört, aber ich habe sofort gefühlt, was das ist: sinnlicher Überfluss, Verschwendung, Tanz mit Tönen. Und ich war schon bei der Ouvertüre wie verwandelt. Ich hörte hier zum ersten Mal Musik im Dunkeln, in diesem Saal, in diesem Augenblick für mich gespielt – was für ein unbeschreiblicher Luxus!“

…und genau diesen Gefühlswirbelsturm empfinde ich ebenso, und es stürmt nie weniger.

Gibt es etwas Aufregenderes als die Oper? Man tritt ein: die goldenen Logen, der rote Plüsch, das Orchester beim Stimmen. Der Vorhang geht auf, und der Alltag verschwindet. Es zählen nur noch die Musik und das Geschehen auf der Bühne. Große Gefühle in Liebesduetten, bei Gefangenenchören und in Sterbearien. Zuletzt der Schlussapplaus, überbrüllt mit Bravo- und Buhrufen.

 (Inhaltsangabe der Homepage des Verlages entnommen!)

Neben Elke Heidenreich meldet sich eine äußerst illustre Schar an Literat*innen aus Gegenwart und Vergangenheit zu diesem Thema zu Wort: Gleich zu Beginn dieser Text-Sammlung gibt uns Donna Leon DREI OPERNTIPPS FÜR EINSTEIGER. Doris Dörrie schildert nachdrücklich wie DER BLAUE MÜLLSACK die Karriere einer Requisite dramatisch beendete. Meister Mozart persönlich lässt uns mit MEINE OPERA GEHT IN SCENA einen Blick in seine Korrespondenz werfen und so erahnen, dass das Leben eines musikalischen Genies nicht immer ein Zuckerschlecken war. Bei Ewald Arenz bricht ein verheerendes FEUER in einem Theater aus und verändert damit das Leben des Protagonisten.

Petra Mosbach erzählt in DER KORREPETITOR von den Höhen und Tiefen dieses Berufes an einem eher kleineren Stadttheater. An die große Pariser Oper mit ihren legendären Geschichten entführt uns Gaston Leroux mit DIE DIVA UND DAS PHANTOM DER OPER. Shelly Kupferberg berichtet in ihrer hinreißenden Geschichte DISSONANZEN über einen öffentlichen Vortrag zum Thema „Kultur und Kritik des Kunstgesangs“, der eine Ehekrise wie auch eine Gerichtsverhandlung nach sich zog. Loriot lässt mit einer gar köstlichen Szene AN DER OPERNKASSE – wie schon so oft – mein Zwerchfell vor Lachen erzittern. Mit dem SCHWANENGESANG beendet Agatha Christie nicht nur diese Anthologie sondern auch eine besondere Aufführung von „Tosca“, bei der auf offener Bühne eine späte aber effektvolle Rache geübt wird.

Auf dem Umschlag des Buches wird mit „einer exklusiven Erzählung von Vea Kaiser“ geworben: Leider konnte gerade diese Erzählung mich nicht gänzlich überzeugen. Wobei ich eh der Meinung bin, dass das Schreiben einer Kurzgeschichte eine Kunst für sich und somit eine besondere Herausforderung darstellt. Vea Kaiser schätze ich dafür umso mehr für ihre wunderbar epischen und warmherzigen Familiengeschichten.

Neben den bereits Genannten gibt es zudem Textbeiträge von E.T.A. Hoffmann, Wolfgang Schlüter, Barbara Villiger Heilig, Irene Diwiak, Mark Twain, Ethel Smyth, Charles Lewinsky, Franz Werfel, Lukas Hartmann und Giulio Zanni zu entdecken.

Die thematischen Anthologien aus dem Diogenes-Verlag sind immer ein Garant für gute und abwechslungsreiche Unterhaltung. Dieses Konglomerat an Geschichten in VIVA LA DIVA spiegelt die Vielfalt der Oper so treffend wieder, mit all ihren Höhen und Tiefen, mit fulminanten Triumpfen und erschreckenden Dramen, mit launigen Anekdötchen und handfesten Skandalen, mit einem verklärten Blick in die Vergangenheit und einem ernüchternden Blick in die Gegenwart (oder auch umgekehrt).

Doch genau dies alles – und noch viel mehr – ist es, was ich an der Oper so sehr liebe!


erschienen bei Diogenes / ISBN: 978-3257248210
Ich danke dem Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar!

[Rezension] VOM GLÜCK, AUFS MEER ZU SCHAUEN. Die schönsten Geschichten und Gedichte/ ausgewählt von Jan Strümpel

Da unterbrach ich meinen Spaziergang zu den ALLTAGSMENSCHEN in Bremerhaven nur allzu gerne, um mir eine Pause auf einer Bank direkt an der Hafenkante zu gönnen. Vor mir befand sich zwar nicht direkt das Meer, doch die Lage der Stadt lässt die Nordsee durchaus bereits erahnen. So schaute ich sinnierend über das Wasser, lauschte dem Plätschern der Wellen und den Rufen der Möwen und schickte meine Gedanken auf Reise.

„Das muss eine Qualität des Meeres sein, dass es in jeder Form verlocken und entzücken kann, auch ohne Palmen, pittoreske Bergdörfer und gewaltige Brandungen. Wenn es denn nur zur Seele spricht.“ lässt Jan Strümpel in seinem Vorwort zu VOM GLÜCK, AUFS MEER ZU SCHAUEN verlauten, und da kann ich ihm nur beipflichten. Dies scheint eindeutig kein modernes Phänomen zu sein: Zu allen Zeiten übte das Meer seinen Reiz auf die Menschen aus und animierte sie zu Lyrik und Prosa, wie diese feine Sammlung beweist. Wie bereits bei der Auswahl zum Thema FRÜHLING seiner Kollegin Mareike von Landsberg, versammelt auch Jan Strümpel in seiner Anthologie eine äußerst abwechslungsreiche Riege an Literat*innen.

Da tummelt sich eingangs Hedwig Lachmann am Strand und ist da in bester Gesellschaft mit Theodor Storm. Clara Müller-Jahnke schwärmt da eher von einer turbulenten Fahrt auf dem Meer „Fühlst du die Bretter schwanken? Schon brandet dumpf das Meer…“, während Joachim Ringelnatz auf einem schwankenden Boot versucht, nicht den Humor zu verlieren. Erich Fried gibt uns lyrische Anweisungen, wie wir uns am Meer zu verhalten haben. Wilhelm Busch wird am Strand auf Borkum zu einigen Versen für eine mir nicht näher bekannten Dame namens Hermine inspiriert. Und sogar Elisabeth von Österreich (Ja, genau, die Sisi!) lässt sich zu einem Gedicht über die See animieren.

Aber auch die Damen und Herren der Prosa waren nicht untätig: Da gibt es kürzere Appetit-Häppchen aus MOBY Dick von Herman Melville und ZWANZIGTAUSEND MEILEN UNTER DEM MEER von Jules Verne, wie auch längere Passagen aus den Werken von Charles Dickens, Mark Twain, George Sand, Hans Christian Andersen und Victor Hugo. Da beginnen die Schiffsreisen in Stade, auf Ceylon und ab Nordstrand, um dann ihr Ziel auf Helgoland, Norderney, Mallorca und Mauritius nach einer mal mehr mal weniger beschwerlichen Überfahrt endlich zu erreichen. Denn die See kann verführerisch sanft und im nächsten Moment tückisch sein, weiß Else Lasker-Schüler zu erzählen. Doch zum Glück weisen die Lichter der Leuchttürme den Schiffen den Weg, wie Alphonse Daudet, der bereits auf einem von ihnen wohnte, berichten kann.

So vielfältig sich das Meer im Verlauf der Jahreszeiten oder bei unterschiedlichen Wetterbedingungen präsentiert, so kurzweilig sind auch die Texte und Gedichte der hier versammelten Literat*innen. Immer schwingt zwischen den Zeilen der Respekt vor dieser manchmal unberechenbaren Naturgewalt mit, die immer und überall auf der Welt die Phantasie der Menschen beflügelte und das Fernweh und den Drang nach Freiheit steigerte.

Auch auf mich übt das Meer einen unerklärlichen Zauber aus, schürt meine Sehnsucht und nährt meine Melancholie. Kann ich auch lange Zeit ohne sein, so zieht es mich irgendwann doch wieder ans Wasser. Denn nur beim Blick über die Wellen verspüre ich diese absolute Ruhe, die dem Gefühl von Friede sehr nahe kommt.


erschienen bei anaconda / ISBN: 978-3730614662

URLAUBSLEKTÜRE 2025

🌞

Sommerzeit ist Urlaubszeit,…

…und das bedeutet, es kann wieder unbeschwert in den Tag hineingelebt werden. Da stört uns kein penetranter Blick auf die Uhr, da wir zum Glück keine dringenden Termine wahrnehmen müssen, die unseren Tag in kleine Häppchen zerteilen. Die Tage stehen uns zur freien Verfügung, und dies können/dürfen/sollten wir nutzen, um unbeschwert in eine Geschichte einzutauchen – gänzlich ohne Angst, irgendetwas „Wichtigeres“ zu verpassen.

Die Auswahl der Urlaubslektüre darf da gerne vielfältig sein: Die einen lieben einen zünftigen Krimi, die anderen greifen zu einem Klassiker, wieder andere schmökern in einem fesselnden Roman.

Auch in diesem Jahr habe ich mich bemüht, aus den von mir gelesenen Büchern der vergangenen 12 Monate eine kleine, urlaubstaugliche Auswahl zu treffen.


Beginnen möchte ich den Reigen mit einer äußerst populären Spürnase: Zu Miss Marple gibt es zwölf neue Geschichten, die nicht aus der Feder von Agatha Christie stammen. Vielmehr haben sich namhafte Autorinnen der Figur angenommen und mit Talent und Respekt weitere tolle Kriminalfälle kreiert. Alan Bradley ließ seine Fans ganze 5 Jahre zappeln, bis endlich Flavia de Luce wieder die literarische Bühne betrat, und somit ihre spannende Geschichte weitererzählt wurde. Kate Atkinson legte einen aufregenden Roman zwischen Gesellschaftsstudie, Sittengemälde und Kriminalroman vor, der zudem in den „Roaring Twenties“ spielt.


Dieser Autor war für mich eine wahre Entdeckung: Sasha Filipenko gelingt das Kunststück, die Melancholie und Tristesse in seinem Roman durch ein feines Netz aus Humor aufzuhellen. Kathrin Aehnlich warf wieder einen liebevollen Blick auf die Menschen in den so genannten neuen Bundesländern und beschreibt die Charaktere in ihrer Geschichte voller Wärme. Saša Stanišić war Entdeckung wie Offenbarung für mich: Seine Erzählungen sind warmherzig, humorvoll und melancholisch – einfach wundervoll.


Sind wir alle nicht hin und wieder ein wenig neugierig und möchten erfahren, wie es hinter den Kulissen so zugeht? Mit spitzbübischer Freude schenkt uns Rainer Moritz einen humorvollen Blick in die (Un-)Tiefen der Buchbranche. Heinrich Spoerls Klassiker um den scheinbaren Pennäler „Pfeiffer mit drei Eff“ hat in all den Jahrzehnten nichts von seinem Charme verloren und amüsiert auf ganzer Linie. Von Winifred Watsons federleichtem Unterhaltungsroman gibt es hier noch keine Rezension, da ich ihn erst vor kurzem ausgelesen habe. Doch ich wollte euch diese wunderbar beschwingte Geschichte nicht vorenthalten.


Allen Büchern ist gemein, dass sie mich ausnehmend gut unterhalten haben, und so hoffe ich sehr, dass sie auch euren Geschmack treffen und euch wohlige Lese-Stunden schenken.

Die Fachleute in der Buchhandlung eures Vertrauens stehen euch gerne mit Rat und Tat zur Seite und sind sowohl bei der Suche als auch bei der Beschaffung dieser oder einer anderen Urlaubslektüre mit Freude behilflich! 💖

Ich wünsche euch einen wunderbaren Urlaub
mit viel Spaß beim entspannten Schmökern!!!

🌞

[Rezension] FRÜHLING. Die schönsten Geschichten und Gedichte/ ausgewählt von Mareike von Landsberg

Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohl bekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.

…zitierte ich unlängst erst vor wenigen Tagen in meinem Beitrag zu LE NOZZE DE FIGARO aus dem Gedicht „Er ist’s“ von Eduard Mörike, das natürlich auch in dieser Anthologie mit Geschichten und Gedichte rund um den Frühling nicht fehlen darf.

Der Anaconda-Verlag hatte im vergangenen Jahr mit dem Untertitel „Geschichten und Gedichte“ eine kleine, feine Reihe gestartet: In jedem Buch versammeln sich besagte „Geschichten und Gedichte“ zu einem bestimmten Thema. Gestartet wurde mit GROSSELTERNJAHRE. Gemeinsam mit FRÜHLING erschien auch VOM GLÜCK, AUF’S MEER ZU SCHAUEN. GOLDENER HERBST und CHRISTIAN MORGENSTERN sind schon für die zweite Jahreshälfte angekündigt.

Und abermals wird der Verlag seinem guten Ruf gerecht, Weltliteratur auch für Leser*innen mit einem schmaleren Geldbeutel erschwinglich zu machen. In einfacher Ausstattung zwischen zwei Pappbuchdeckeln versteckt sich hier eine illustre Gruppe hochkarätiger Literatinnen und Literaten. Da finden sich – sowohl heitere wie auch melancholische – Ergüsse in Vers-Form u.a. von Wilhelm Busch, Annette von Droste-Hülshoff, Max Dauthendey, Paula Dehmel, Joseph von Eichendorf, Elisabeth Langgässer, Heinrich Heine, Joachim Ringelnatz, Ludwig Uhland, Else Lasker-Schüler und Rainer Maria Rilke.

Als Leser wurde ich erfreut mit Kurzgeschichten bzw. passenden Auszügen aus einem Roman z. Bsp. von Theodor Storm, Adalbert Stifter, Johann Wolfgang von Goethe („Wilhelm Meisters Lehrjahre“ und „Die Leiden des jungen Werther“), Stefan Zweig und Arthur Schnitzler.

Die jeweiligen Werke gruppieren sich unter eine der Rubriken „Vorfrühling“, „Das Wunder des Frühlings“, „Ostern“, „Der dunkle Frühling“ und „Frühlingsgefühle“, und erleichterten mir so das Finden der passenden Prosa bzw. Lyrik zum jeweiligen Anlass bzw. zu meiner persönlichen Gemütsverfassung.

Zudem verführte dieses Büchlein mich, es immer mal wieder in die Hand zu nehmen, um mal hier ein Gedicht zu lesen oder sich dort eine kleine Geschichte zu gönnen. Wobei die Gedichte deutlich in der Überzahl gegenüber den Geschichten sind, was für mich allerdings kein Nachteil darstellt. Vielmehr machte der FRÜHLING mich neugierig auf die weiteren Bände dieser Reihe.

Wer nun allerdings bei Anaconda die hippen, trendigen Poet*innen der aktuellen Literaturszene sucht, der hat leider das Prinzip des Verlages nicht verstanden.


erschienen bei anaconda / ISBN: 978-3730615102