URLAUBSLEKTÜRE 2025

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Sommerzeit ist Urlaubszeit,…

…und das bedeutet, es kann wieder unbeschwert in den Tag hineingelebt werden. Da stört uns kein penetranter Blick auf die Uhr, da wir zum Glück keine dringenden Termine wahrnehmen müssen, die unseren Tag in kleine Häppchen zerteilen. Die Tage stehen uns zur freien Verfügung, und dies können/dürfen/sollten wir nutzen, um unbeschwert in eine Geschichte einzutauchen – gänzlich ohne Angst, irgendetwas „Wichtigeres“ zu verpassen.

Die Auswahl der Urlaubslektüre darf da gerne vielfältig sein: Die einen lieben einen zünftigen Krimi, die anderen greifen zu einem Klassiker, wieder andere schmökern in einem fesselnden Roman.

Auch in diesem Jahr habe ich mich bemüht, aus den von mir gelesenen Büchern der vergangenen 12 Monate eine kleine, urlaubstaugliche Auswahl zu treffen.


Beginnen möchte ich den Reigen mit einer äußerst populären Spürnase: Zu Miss Marple gibt es zwölf neue Geschichten, die nicht aus der Feder von Agatha Christie stammen. Vielmehr haben sich namhafte Autorinnen der Figur angenommen und mit Talent und Respekt weitere tolle Kriminalfälle kreiert. Alan Bradley ließ seine Fans ganze 5 Jahre zappeln, bis endlich Flavia de Luce wieder die literarische Bühne betrat, und somit ihre spannende Geschichte weitererzählt wurde. Kate Atkinson legte einen aufregenden Roman zwischen Gesellschaftsstudie, Sittengemälde und Kriminalroman vor, der zudem in den „Roaring Twenties“ spielt.


Dieser Autor war für mich eine wahre Entdeckung: Sasha Filipenko gelingt das Kunststück, die Melancholie und Tristesse in seinem Roman durch ein feines Netz aus Humor aufzuhellen. Kathrin Aehnlich warf wieder einen liebevollen Blick auf die Menschen in den so genannten neuen Bundesländern und beschreibt die Charaktere in ihrer Geschichte voller Wärme. Saša Stanišić war Entdeckung wie Offenbarung für mich: Seine Erzählungen sind warmherzig, humorvoll und melancholisch – einfach wundervoll.


Sind wir alle nicht hin und wieder ein wenig neugierig und möchten erfahren, wie es hinter den Kulissen so zugeht? Mit spitzbübischer Freude schenkt uns Rainer Moritz einen humorvollen Blick in die (Un-)Tiefen der Buchbranche. Heinrich Spoerls Klassiker um den scheinbaren Pennäler „Pfeiffer mit drei Eff“ hat in all den Jahrzehnten nichts von seinem Charme verloren und amüsiert auf ganzer Linie. Von Winifred Watsons federleichtem Unterhaltungsroman gibt es hier noch keine Rezension, da ich ihn erst vor kurzem ausgelesen habe. Doch ich wollte euch diese wunderbar beschwingte Geschichte nicht vorenthalten.


Allen Büchern ist gemein, dass sie mich ausnehmend gut unterhalten haben, und so hoffe ich sehr, dass sie auch euren Geschmack treffen und euch wohlige Lese-Stunden schenken.

Die Fachleute in der Buchhandlung eures Vertrauens stehen euch gerne mit Rat und Tat zur Seite und sind sowohl bei der Suche als auch bei der Beschaffung dieser oder einer anderen Urlaubslektüre mit Freude behilflich! 💖

Ich wünsche euch einen wunderbaren Urlaub
mit viel Spaß beim entspannten Schmökern!!!

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[Rezension] Alan Bradley – FLAVIA DE LUCE. DES HENKERS LETZTE MAHLZEIT

Es war für mich wie ein Nachhausekommen: Nach längerer (in diesem Fall: unfreiwilliger) Abwesenheit öffnete ich die Tür, und eine Woge der Behaglichkeit stürzte über mich herein. Das Licht, die Gerüche, der Ton – alles war mir so vertraut, dass ich mich bedingungslos und ohne Angst fallen lassen konnte. Sanft gleitete ich in ein für mich bereitetes Bett, und luftige Kissen und Decken fingen mich weich auf.

Genauso fühlte ich mich, als ich dieses Buch aufschlug und endlich wieder in Flavias Welt eintauchen durfte. Fünf lange Jahre hatte sich Alan Bradley Zeit genommen, um Flavias Geschichte weiterzuspinnen. Fünf lange Jahre musste ich (und mit mir natürlich auch alle anderen Flavia-Groupies weltweit) ohne ein Lebenszeichen von ihr ausharren, und in mir keimte schon die Angst, dass es evtl. keine weitere Geschichte geben würde. Doch nun ist sie wieder da und hat für uns allerlei Überraschungen im Gepäck…

Major Greyleigh, ein ehemaliger Henker, wird tot aufgefunden. Todesursache: der Verzehr giftiger Pilze. Schnell gerät die Köchin Mrs Mullet ins Visier der Polizei. Doch ganz so einfach ist die Lösung nicht – Flavia ermittelt auf eigene Faust. Auf der Suche nach dem Mörder wird sie auf einige Familien aufmerksam, die durch den Henker Angehörige verloren und damit alle ein Motiv haben. Oder hat etwa ihre unerträgliche Cousine Undine etwas mit dem Tod des Henkers zu tun? Am Ende ihrer Nachforschungen kommt Unvorstellbares ans Licht: Flavia erfährt, was wirklich mit ihrem toten Vater geschah – das wohl größte Rätsel ihres Lebens.

 (Inhaltsangabe der Homepage des Verlages entnommen!)

„Wenn irgendwo Pilze schmoren,
wird der Kriminalist unwillkürlich hellhörig.“

…äußerte sich schon Agatha Christie über diese äußerst beliebte Mordmethode in Kriminalromanen. Und hier werde auch ich als geneigter Leser natürlich sofort hellhörig. Wobei: Die herzensgute Mrs Mullet und ein heimtückischer Mord sind für mich nur schwerlich in Einklang zu bringen. Aber gerade meine durch die Lektüre der zehn Vorgänger-Bände gefestigte Vorstellung der handelnden Personen nutzt der Autor schändlich aus, um mich auf das sprichwörtliche Glatteis zu führen. Sind die Personen wirklich so, wie ich bisher meinte, dass sie es sind? In diesem Roman wird so vieles in Frage gestellt, dass ich ein wenig Zeit benötigte, um meinen kleinen Flavia-Kosmos neu aus- bzw. einzurichten.

Wie eingangs schon erwähnt, schenkt uns der Autor eine wohlige Sicherheit, indem er die bekannten Rahmenbedingungen nur wenig verändert. Und doch setzt Alan Bradley raffiniert neue Akzente, da er einige Personen in den Mittelpunkt schiebt, während andere Personen eher in den Hintergrund rücken. Dabei verändert sich zwangsläufig der Fokus: Bisher unerwähnte und darum umso überraschendere Eigenarten treten zutage und lassen die Figuren in einem neuen Licht erstrahlen. Der Autor gönnt seinen Figuren eine Weiterentwicklung, eine Wandlung, die sie wohltuend aus ihrer bisherigen Schablone (er)lösen.

Dies trifft auch auf unsere geliebte Heroin zu: Sie wird nun zu einer jungen Frau. Eine Wandlung, die auch sie selbst verwirrt, die sie aber umso menschlicher erscheinen lässt. Ähnlich wie der Titelheld der Harry Potter-Serie darf auch hier unsere Heldin einen Reifungsprozess durchleben, der ihr äußerst gut bekommt und aus der anfangs neumalklugen und nervigen Göre eine interessante und gereifte Persönlichkeit macht.

Die abermals abwechslungsreiche und packende Story würzt Bradley zusätzlich mit einem gerissenen Twist, der die Handlung urplötzlich in eine andere Richtung lenkt und so das Interesse der Leserschaft auf kommende Romane weckt. Und weitere Romane sind wahrlich vonnöten: Da sind noch so viele Fragen unbeantwortet geblieben, so viele lose Enden müssen noch miteinander verknüpft werden.

Zudem würde ich es mir so sehr wünschen, dass Alan Bradley angesichts seines reiferen Alters die Möglichkeit hätte, diese äußerst unterhaltsame Krimi-Reihe zu einem runden und somit gelungenen Abschluss zu führen. Flavia, Dogger, Mrs Mullet, Inspektor Hewitt, Undine und all die anderen wunderbaren Figuren hätten es wahrlich mehr als verdient.


erschienen bei Penhaligon / ISBN: 978-3764533168 / in der Übersetzung von Gerald Jung und Katharina Orgaß
Ich danke dem Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar!

[Rezension] Alan Bradley – Flavia de Luce. Mord im Gurkenbeet (Hörspiel)

Die 11-jährige Flavia stolpert eines Morgens unversehens über den Körper eines Fremden, der im Gurkenbeet liegend sein Leben aushaucht. Doch so fremd scheint der Tote auf dem Familienanwesen Buckshaw nicht allen Familienmitgliedern zu sein: Ihr Vater Colonel de Luce hatte noch am Vorabend eine heftige Auseinandersetzung mit dem Verblichenen. So fokussiert sich die Arbeit vom ermittelnden Inspektor Hewitt auch genau in diese Richtung. Flavia glaubt felsenfest an die Unschuld ihres Vaters: Schließlich wurde das Opfer vergiftet, und der Colonel ist zwar eine Koryphäe der Philatelie, kennt sich mit der Chemie allerdings überhaupt nicht aus – ganz im Gegensatz zu seiner vorlauten Tochter Flavia, die sich nun in die Ermittlungen einmischt, für ordentlich Verwirrung sorgt und den wahren Täter somit zwingt, wieder aktiv zu werden…!

Mr Bradley lässt sich mit der Veröffentlichung eines neuen aufregenden Abenteuers einer meiner Lieblings-Spürnasen leider sehr viel Zeit. Umso erfreuter war ich, als ich entdeckte, dass es zum allerersten Roman eine Hörspielfassung gibt. So konnte ich der Versuchung einfach nicht widerstehen,…

…und nun sitze ich in meinem gemütlichen Ohren-Sessel, neben mir dampft ein Becher gefüllt mit köstlichem Kaffee, und lausche der akustischen Umsetzung einer Geschichte, die ich so gut kenne. Schließlich habe ich selbst schon zwei Lesungen mit Flavia bestritten und somit ihr und ihren Freunden meine Stimme geliehen,…


2 CDs/ Flavia de Luce. Mord im Gurkenbeet von Alan Bradley (2013)/ Buch & Regie: Markus Winter/ mit Luisa Wietzorek, Zalina Sanchez Decke, Tom Jacobs, Torsten Münchow, Maria Koschny, Inken Baxmeier, Helmut Winkelmann, Hildegard Meier, Corinna Dorenkamp u.a.

…und nun sitze ich und lausche und lausche und lausche und bin irritiert. Nicht, dass ich es hier mit einer schlechten Umsetzung der Geschichte zu tun hätte. Vielmehr habe ich bei meinen Lesungen zwangsläufig einige Rollen anders interpretiert, ihnen sozusagen stimmlich eine andere Färbung, einen anderen Rhythmus, einen anderen Ton verliehen. Zudem hatte ich Flavia nie ernsthaft als 11-jährige wahrgenommen, und sie somit auch nie als solche bei meinen Lesungen dargestellt. Doch nun wird sie – als logische Konsequenz – selbstverständlich von einem 12-jährigen jungen Mädchen gesprochen. Doch ich wundere mich über mich selbst, dass ich diesen Umstand bisher geflissentlich ausgeblendet habe, und muss darum meine Sichtweise auf die Figur/die Figuren neu justieren.

Dabei haben die Produzenten die Titelpartie klug mit zwei Sprecherinnen besetzt. Zalina Sanchez Decke spricht in den Dialogen die junge Flavia mit jugendlichem Elan und kindlicher Naivität, während Luisa Wietzorek als Erzählerin die reifere Flavia verkörpert und uns somit aus Sicht der Vergangenheit an den Geschehnissen auf Buckshaw teilhaben lässt. Ein durchaus raffinierter Schachzug, der auch ohne Bruch auskommt, da beide Stimmen sehr gut nebeneinander harmonieren. Torsten Münchow gibt einen souveränen Inspektor Hewitt und gestaltet glaubhaft die Wandlung vom zurückhaltenden Ermittler zum besorgten väterlichen Freund. Tom Jacobs als Colonel de Luce hätte für meinen Geschmack durchaus ein wenig fahriger und weltentrückter sein können. Dafür punkten Inken Baxmeier als Daphne und besonders Maria Koschny als Ophelia mit prägnanten wie humorvollen Auftritten. Als kleinen Frische-Kick empfand ich auch Corinna Dorenkamp in der Rolle der Mary Stoker. Besonders die Interpretationen von Helmut Winkelmann (Dogger) und Hildegard Meier (Mrs. Mullet) wurden „Opfer“ meiner vorgefassten Meinung, da ich mir gerade diese beiden Rollen prägnanter bzw. kauziger gewünscht hätte. Zudem intonieren einige Sprecher*innen in einem Duktus als würden sie ein klassisches Kinder-Hörspiel à la „Bibi Blocksberg“ einsprechen und kein Hörspiel für reifere Zuhörer – die Heldin ist zwar erst zarte 11 Jahre alt, aber trotzdem handelt es sich hierbei um einen reellen Krimi.

Regisseur Markus Winter ist eine solide Umsetzung der Geschichte gelungen, die mir Freude bereitet hat aber durchaus noch ausbaufähiger ist. Dafür gebührt ihm das große Kompliment, dass er das Buch geschickt auf die Länge von zwei CDs komprimiert hat, ohne dass wesentliche Inhalte verloren gingen oder der Fluss der Geschichte gestört wurde.


erschienen bei WinterZeit Audiobooks/ ISBN: 978-3943732221

MONTAGSFRAGE #135: Bevorzugst Du lieber Roman-Reihen oder eher in einem Band abgeschlossene Geschichten?

Ohje, ich fürchte, dies wird wieder eine von diesen „Sowohl-als-auch“-Antworten, bei der man (also: ich) dem Schwadronieren verfällt, und wo man (also wieder: ich) kein Ende findet. Na denn, auf geht’s…!

Ich liebe…
…Roman-Reihen: Was wäre ich ohne meine liebgewonnenen und verehrten Heldinnen und Helden, die sich – bei mir vornehmlich – in kriminalistischen Gefilden tummeln, mir Stunden der Zerstreuung schenkten und so über so manchen emotionalen Tiefpunkt hinweg halfen. Mein Leben wäre um einiges Ärmer, hätte ich nicht irgendwann die Bekanntschaft mit Hercule Poirot, Miss Marple, Kommissar Maigret, Flavia de Luce, Dr. Siri, Cormoran Strike und Nero Wolfe gemacht.

Ich liebe…
…in einem Band abgeschlossene Geschichten: Was wäre ich ohne meine liebgewonnenen und verehrten Heldinnen und Helden, die sich in ganz unterschiedlichen Ländern und sozialen Milieus tummeln, mir Stunden der Zerstreuung schenkten und so über so manchen emotionalen Tiefpunkt hinweg halfen. Mein Leben wäre um einiges Ärmer, hätte ich nicht irgendwann die Bekanntschaft mit Ruthchen, Alexander, Leo, Laila und Gertrud, Agathe und einem namenlosen Buchhändler gemacht.

Der Text kommt Euch irgendwie bekannt vor? Ist doch logisch: Formal betrachtet mache ich keine Unterschiede zwischen diesen beiden Extremen. Beide sind mir gleich lieb und teuer. Beide haben einen hohen Stellenwert in meinem Leser-Leben. Beide haben „für jetzt und immerdar“ einen Platz in meinem Bücherregal.

Während ich bei der Serie (wie könnte es auch anders sein) am Ende einer Geschichte der Fortsetzung entgegenfiebere, und es kaum abwarten kann, bis der nächste Bande erscheint, habe ich bei Einzel-Büchern noch nie den Wunsch nach einem Nachschlag verspürt. Schließlich ist der Plot dieser Romane ja auch so aufgebaut, dass er ein „mehr“ nicht benötigt: Alles wurde gesagt, und das ist gut so. Oder: Alles wurde nicht gesagt, vieles blieb unausgesprochen, wage, in der Schwebe, aber auch dieser Umstand „ist gut so“.

Besonders dieses kurze Hineinspringen in eine Geschichte übt für mich immer einen besonderen Reiz aus. Als vorübergehender Gast nehme ich für einen klar begrenzten Zeitraum Anteil am Leben meiner Protagonist*innen. Genauso plötzlich wie ich in eine Geschichte hineinpurzel, genauso plötzlich werde ich aus ihr wieder hinauskatapultiert. Dabei kann ein solch abrupter Abschied durchaus ein Wechselbad an Gefühle bei mir auslösen, mich in einer melancholischen Stimmung zurücklassen oder meine Sinne verwirren. Hach, wie schön, dass das Lesen von Büchern so etwas erreichen kann!

Bei den Serien fühle ich mich emotional auf der sicheren Seite: Ich kenne „meine“ Leute, kann sie einschätzen und weiß, was mich erwartet. Und doch können und dürfen Überraschungen mich gerne aus dem Konzept bringen und verdutzt aus der Wäsche gucken lassen. Doch die Rahmenbedingungen sind mir bekannt und versprechen Sicherheit. Dafür freue ich mich immer wieder auf ein Wiedersehen (Naja, eher Wieder-Lesen…!). Beinah ist es so, als würden alte Freunde wieder auf einen Besuch bei mir vorbei schauen, gute Laune verbreiten und mich erst wieder verlassen, wenn meine Seele ausreichend gestreichelt wurde. Und auch hier: Hach, wie schön, dass das Lesen von Büchern so etwas erreichen kann!

Uups, jetzt habe ich es ja doch gefunden: das…
ENDE

…Einzelkind oder einen ganzen Stall voller Geschwister? Was ist Euch lieber???


Antonia Leise von „Lauter & Leise“ hat dankenswerterweise DIE MONTAGSFRAGE: Buch-Blogger Vorstellungsrunde wiederbelebt und stellt an jedem Montag eine Frage, die Interessierte beantworten können und zum Vernetzen, Austauschen und Herumstöbern anregen soll! Ich bin gerne dabei!!!

In meinem MONTAGSFRAGE-Archiv findet Ihr Fragen & Antworten der vergangenen Wochen.

MONTAGSFRAGE #104: Was ist dein Lieblingsgenre und warum?

Da die MONTAGSFRAGE gestern später veröffentlicht wurde, und ich zu dem Zeitpunkt schon arbeiten musste, war es mir leider nicht mehr möglich, sie zu beantworten. Aber das hole ich heute umso lieber nach…!

Als ich die Frage las, dachte ich „Hm?! Hatten wir die Frage nicht schon einmal?“. Nein, hatten wir nicht! Es gab zwar durchaus die MONTAGSFRAGE #26: Gibt es ein Genre, das du gar nicht (gern) liest?, die eine Antwort nach dem Gegenteil liefert und sozusagen „die andere Seite der Medaille“ wiederspiegelt.

Regelmäßige Leser*innen meines Blogs werden es nie erraten, welches Genre von mir favorisiert wird: „Na? Na? Kommt Ihr drauf? Nee, da kommt Ihr nie drauf. Ich verrate es Euch: Es sind die Krimis!!!“ Und schon höre ich überall und allerorten die überraschten Ausrufe „Nein, da wären wir ja nie drauf gekommen!“

Okay, das wirkt nun nicht besonders originell oder interessant und zudem auch irgendwie langweilig: „Die Prosa der Renaissance des ausgehenden 16. Jahrhunderts“ klingt da schon intellektueller und macht beim gepflegten Smalltalk während einer Cocktail-Party auch mehr her. Aufgrund diesen Umstands könnte ich durchaus meine Minderwertigkeitskomplexe pflegen oder in Depressionen verfallen, wäre es mir nicht absolut schnuppe, was andere Menschen von meinem Lieblingsgenre halten! Ich liebe Kriminalromane!

Besonders liebe ich die klassischen oder nach klassischem Muster konstruierten Krimis. Da müssen zwangsläufig Namen wir Agatha Christie, Georges Simenon und Rex Stout fallen, die so prägnante Ermittler*innen erfunden haben, dass deren Charisma bis heute (und in alle Ewigkeiten) auf die Leser*innen wirkt.

Handwerklich versiert kreierten diese Meister*innen des Fachs abwechslungsreiche Handlungen mit überraschenden Entwicklungen, bieten überzeugende (manchmal durchaus kautzige) Charaktere und ausgefeilte Dialoge. Häufig steht die Psychologie der Tat im Vordergrund und weniger die vordergründige Effekthascherei wie in s.g. Splatter-Krimis. Zudem haben die Handlungen so wunderbar wenig mit meinem Alltag gemein (zum Glück!), stellen somit eine kleine Flucht aus eben demselben dar und lassen mich sowohl persönliche Sorgen und als auch globale Pandemien vergessen.

Neben den schon genannten klassischen Autor*innen gibt es einige zeitgenössische Schriftsteller*innen, die das Erbe der gediegenen Krimi-Unterhaltung weiterhin pflegen: Alan Bradley, Colin Cotterill, Robert Galbraith (alias Joanne K. Rowling), Alex Lépic (alias Alexander Oetker) und Stuart Turton. Besonders das Erstlingswerk von Turton stellte für mich im letzten Jahr die größte Überraschung dar, und ich erwarte schon äußerst gespannt seinen nächsten kriminalistischen Coup.

Selbstverständlich liegen schon so einige Romane der genannten Autor*innen parat, um mir die kommenden Feiertage zu verschönen. Denn zwischen dem Singen von „Stille Nacht“, dem Auspacken von Geschenken und dem Knabbern an Vanille-Kipferl ist immer noch ein Plätzchen frei für einen zünftigen Mord!

…und was ist Euer Lieblingsgenre?


Antonia Leise von „Lauter & Leise“ hat dankenswerterweise DIE MONTAGSFRAGE: Buch-Blogger Vorstellungsrunde wiederbelebt und stellt an jedem Montag eine Frage, die Interessierte beantworten können und zum Vernetzen, Austauschen und Herumstöbern anregen soll! Ich bin gerne dabei!!!

In meinem MONTAGSFRAGE-Archiv findet Ihr Fragen & Antworten der vergangenen Wochen.

[Rezension] Elementar, mein lieber Watson: Neue Fälle für Sherlock Holmes/ zusammengestellt von Daniel Kampa

Seit über 130 Jahren ist dieser Detektiv eine feste Größe innerhalb der Kriminalliteratur und hat nach all den Jahrzehnten nichts von seinem Reiz eingebüßt. Sein Schöpfer Sir Arthur Conan Doyle wäre vielleicht überrascht gewesen, hätte er gewusst, welchen Ausmaß die Verehrung der Holmes-Anhänger annimmt: So gibt es div. Bühnen- und Film-Adaptionen sowie Fernseh-Serien, die sich auf die Original-Geschichten beziehen oder Anleihen nehmen, und manches ist schlicht und ergreifend frei erfunden und der Phantasie div. Schreiberlinge entsprungen. Sherlock Holmes Faszination ist ungebrochen…!

Die vorliegende Anthologie versammelt sechs neue Geschichten um den Meisterdetektiv: Verleger Daniel Kampa hat aus dem scheinbar unerschöpflichen Fundus der Kriminalautor*innen, die sich schon an einer Holmes-Geschichte versucht haben, die Werke von vier namhaften Autor*innen ausgewählt, und mit zwei Geschichten lässt er sogar Holmes-Fans/-Experten zu Wort kommen.

Wie so oft bei solchen „Compilations“ gibt es Erzählungen unterschiedlicher Qualität zu bewundern. Ohne Licht gibt es eben keinen Schatten! In diesem Fall haben wir 2x „Sonnenschein“, 2x „leicht bewölkt“ und 2x „Halbschatten“. Ein „Zappenduster“ bleibt uns dank der versierten Zusammenstellung von Daniel Kampa zum Glück erspart.

Die zwei „halbschattigen“ Geschichten stammten von den beiden Holmes-Fans/-Experten Peter Jackob und Klaus-Peter Walter. In „Das Geheimnis von Compton Lodge“ wirft Peter Jackob einen Blick auf die Familienhistorie von Dr. Watson. Leider wirkt die Geschichte aufgrund der häufig wechselnden (und für mich nicht nachvollziehbaren) Handlungsorte etwas „zerfranst“. Bei „Sherlock Holmes und der Arpaganthropos“ lässt Klaus-Peter Walter die griechische Mythologie aufleben, Holmes auf einem Teppich à la Aladdin fliegen und Watson von Delphinen aus Seenot retten. Dagegen wirkt „Der Hund der Baskervilles“ harmlos…! 🙂

Die „leicht bewölkten“ Geschichten verdanken wir Anne Perry („Die Mitternachtsglocke“) und Anthony Horowitz („Die drei Königinnen“). Beide halten sich eng am Holmes-Korsett und liefern klassisch anmutende Geschichten, wie sie Conan Doyle für das „The Strand Magazine“ verfasst haben könnte. Leider hat dies zur Folge, dass die Stories mir wenig Unerwartetes offenbarten und somit leicht vorhersehbar erschienen.

Für den „Sonnenschein“ sind Stephen King und Alan Bradley verantwortlich. „Der Fall des Doktors“ von Stephen King wirkt wie eine klassische Holmes-Geschichte – allerdings mit vertauschten Rollen: Bei der Lösung dieses Falls steht Holmes „auf dem Schlauch“, und Watson liefert (auch für ihn) überraschend die nötigen Fakten und Indizien. Alan Bradley lässt mich als Leser bei „Verkleidung schadet nicht“ erstmal im Dunkeln tappen bzgl. der Identitäten der handelnden Personen und überrascht mit einer ungewöhnlichen Auflösung. In beiden Geschichten „verstecken“ die Autoren jeweils eine Huldigung an die „Queen of Crime“: Während King weniger offensichtlich aber durchaus erkennbar die Täter*innen wie bei „Mord im Orientexpress: Ein Fall für Poirot“ ihrer Strafe entgehen lässt, legt Bradley umso offensichtlicher in seinem Schlusssatz Holmes einen Hinweis auf Miss Marple in den Mund. Beides hat mich als Christie-Fan natürlich immens amüsiert und gefreut.

Allen Autor*innen ist gemein, dass sie äußerst respektvoll mit der literarischen Vorlage umgehen. Als Leser spürte ich ihre Verehrung gegenüber Sir Arthur Conan Doyle und seinen Schöpfungen.


erschienen bei Kampa/ ISBN: 978-3311125082

Ich danke dem Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar!

MONTAGSFRAGE #83: Welches Buch, in dem Geschwister eine zentrale Rolle spielen, kennt ihr eigentlich?

Bei der Beantwortung dieser Frage hat die Hüterin der Montagsfragen eine kleine, wehmütige Träne im Knopfloch, da in den von ihr präferierten Geschichten sich eher Einzelkinder = Einzelkämpfer tummeln. Im Vergleich zu Antonia habe ich bei mir schon eher das Gefühl, dass mir eine Menge Geschwister literarisch vor die Nase springen.

Allein im Märchen-Universum gibt es unzählige Geschwister-Konstellationen: Hänsel und Gretel, Die sechs Schwäne, Brüderchen und Schwesterchen, Die zwölf Brüder, Frau Holle…!

Augenblicklich fallen mir auch die zauberhaften Kinderbuch-Klassiker ein, wie „Die Brüder Löwenherz“ und „Wir Kinder aus Bullerbü“ von Astrid Lindgren oder Erich Kästners „Das doppelte Lottchen“. Und bei meiner ersten Kinderbuch-Krimi-Reihe 5 Freunde von Enid Blyton toben 3 Geschwister + 1 Cousine + 1 Hund durch die Abenteuer.

Auch die Phantasie der Queen of Crime machte vor Geschwistern nicht Halt und lieferte in ihrem äußerst lesenswerten Krimi Tödlicher Irrtum einen Mord innerhalb eine Gruppe von Brüdern und Schwestern, die allesamt adoptiert wurden. Vielleicht nicht unbedingt im Mittelpunkt der Geschichte stehen die Kämpfe, die Flavia de Luce mit ihren beiden Schwestern Ophelia und Daphne ausficht und somit für eine amüsante Komponente in der Handlung sorgt. Ebenso nehmen aktuelle Krimis gerne das Geschwister-Thema auf: In Bis ihr sie findet von Gytha Lodge steht eine junge Frau im Verdacht am Tod ihrer jüngeren Schwester beteiligt zu sein.

Aktuell lese ich „Zwei Wochen im Juni“ von Anne Müller, indem zwei Schwestern nach dem Tod der Mutter das Elternhaus ausräumen und sich so ihrer gemeinsamen Vergangenheit stellen: Rezension folgt! Doch auch in ihrem Erstlingswerk Sommer in Super 8 schaffte es die Autorin ganz wunderbar die Atmosphäre einer Kindheit in den 70er Jahren wiederzugeben.

„Geschwister, wohin das Auge reicht!“ – Wenn wundert’s: Schließlich bin auch ich ein Geschwist! 😄

…und welche Geschichten über Geschwister könnt Ihr mir empfehlen???


Antonia Leise von „Lauter & Leise“ hat dankenswerterweise DIE MONTAGSFRAGE: Buch-Blogger Vorstellungsrunde wiederbelebt und stellt an jedem Montag eine Frage, die Interessierte beantworten können und zum Vernetzen, Austauschen und Herumstöbern anregen soll! Ich bin gerne dabei!!!

In meinem MONTAGSFRAGE-Archiv findet Ihr Fragen & Antworten der vergangenen Wochen.

[Rezension] Alan Bradley – Flavia de Luce. Todeskuss mit Zuckerguss

Endlich läuten die Hochzeitsglocken auf Buckshaw: Ophelia de Luce und Dieter Schrantz geben sich endlich das langersehnte Ja-Wort. Der Himmel hängt voller Geigen, und die Luft ist geschwängert vom Blütenduft. Flavia möchte sich bei dieser geballten Anhäufung von Kitsch am liebsten übergeben, wäre da nicht dieser „klitzekleine“ Zwischenfall während der Feierlichkeiten: Beim Anschneiden der Hochzeitstorte fördert die Braut einen abgetrennten Finger aus dem Backwerk zutage! Flavia ist entzückt und stürzt sich begeistert in die Ermittlungen, hat sie doch gemeinsam mit dem treuen Diener Dogger ein Detektivbüro gegründet. Der erste Fall von „Arthur W. Dogger & Partner – Diskrete Ermittlungen“ überrascht mit pikanten Details und verblüffenden Wendungen…!

Flavia macht süchtig! Die Seiten flogen förmlich vor meinen Augen dahin. In Flavias Welt versinken, heißt „nach Hause kommen“ und sich wohl fühlen: Alles ist so bekannt, so vertraut. Nach 9 Bänden kennen wir die kleine, überschaubare Welt von Bishop’s Lacey aus dem Effeff. Da besteht die berechtigte Gefahr, dass beim Leser Monotonie eintreten könnte. Doch zum Glück lässt Bradley bei seinen Protagonisten eine Weiterentwicklung zu: Flavia ist zwar nach wie vor die penetrante, besserwisserische Göre, die wir alle so sehr lieben, gleichzeitig erlaubt Bradley ihr neustens auch sentimentale Gefühlsregungen, die sie weicher, kindlicher und verletzlicher erscheinen lassen. Bei Dogger lässt er unter der Fassade der vom Krieg traumatisierten Kreatur auch seinen brillanten, hochintelligenten Geist durchschimmern. Aber auch den sogenannten „supporting actors“ erlaubt er kleinen Überraschungen und verhindert so deren eindimensionale und auf Dauer langweilige Charakterisierung.

Einzige Wehrmutstropfen sind die manchmal etwas arg konstruiert wirkenden Wendungen in der Handlung, die knapp ausgearbeiteten Konstellationen einiger Handlungspersonen zueinander und die eine oder andere mangelhafte Auflösung zu noch offenen Fragen.

Aber hier „leide“ ich wahrlich auf extrem hohem Niveau. Werden diese „Mängel“ doch mehr als wettgemacht durch den immensen Charme der Geschichte und der liebenswerten Kauzigkeit der Protagonisten. Zudem lässt der Autor einige neue Personen in Erscheinung treten, die die Begehrlichkeit des Lesers nach weiteren Details (und somit auf nachfolgende Auftritte innerhalb der Serie) wecken. Alan Bradley hat uns mit „Flavia de Luce“ absolute Feel Good-Krimis geschenkt!

Bishop’s Lacey ist auf dem besten Wege, das „St. Mary Mead“ unseres Jahrhunderts zu werden.


erschienen bei Penhaligon/ ISBN: 978-3764531157

Ich danke dem Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar!

[Anekdoten-Archiv] Wie ich mir selbst einheißte…

„Flavia de Luce – Mord im Gurkenbeet“ von Alan Bradley im Spezialitätengeschäft „Carpe Diem“ in Osterholz-Scharmbeck


An einem lauen Herbsttag wurde eine Idee geboren: Susanne Bödeker vom „Carpe Diem“ ließ anfragen, ob ich mir vorstellen könnte eventuell und vielleicht und außerdem…

Ich konnte, wollte und das Ganze auch noch mit Freude:

15. November 2013: MEINE 1. öffentliche Lesung in MEINER Heimatstadt, bei der MEIN Name ganz oben auf dem Plakat prangte (In der Filmbranche bedeutet es wohl „Ich habe es geschafft!“ 😉). Damit MEINE Nervosität nicht überhandnahm, hatte ich mit „Flavia“ für den sogenannten sicheren (literarischen) Hafen gesorgt.

Nach einer herzlichen Begrüßung der Gäste durch Susanne Bödeker („Susanne, Du warst auch nervös? Ich habe gar nichts bemerkt!“) kamen ihre Mitarbeiterin Janin und ich abwechselnd zum Einsatz:

Janin stellte charmant die neuen Winter-Tees vor und plauderte u.a. über Herkunft und Verarbeitung der Tees. Und während die Gäste den Geschmackssinn trainieren konnten, schärfte ich ihren Gehörsinn mit meiner Lesung aus „Flavia de Luce – Mord im Gurkenbeet“ – der erste Roman aus der Feder von Alan Bradley über diese außergewöhnliche Amateur-Detektivin.

Je mehr ich las, umso mehr schwand meine Nervosität, umso lockerer wurde ich. Am lauten Lachen oder der gespannten Stille merkte ich, dass das Publikum ganz bei mir war und mir folgte. Und ich dachte nur: „Geil!“

Allerdings hatte ich nicht mit der einheizenden Wirkung einiger Kräutertees in Kombination einer wollenden Strickjacke gerechnet. Ein Entkleiden der Jacke kam nicht in Frage, da sich auf dem darunter befindlichen Hemd schon unschöne Flecke gebildet hatten (Mein Fazit: Lesung = luftige Kleidung + stilles Wasser).

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So wirkte ich zeitweilig etwas fiebrig und glänze wie `  ne Speckschwarte. Dafür sah Janin – wie immer – großartig aus!

Es wurde ein so schöner Abend: gemütlich, heiter, stimmungsvoll & ganz entspannt!!!

Wer konnte ahnen, dass an einem Abend im November 2013 eine „Tradition“ geboren wurde, und ich in diesem Jahr nun schon zum 6. Mal bei Susanne Bödeker im „Carpe Diem“ zu Gast sein darf!

„Never change a winnig team!“ 🎖️